4 Anzeichen dafür, dass der Finanzmarkt endlich grüner wird
Du willst nicht, dass mit deinem Geld Kinderarbeit oder Kohlekraft finanziert wird? Dann dürfte dir gefallen, was Deutschland und die EU für dieses Jahr so alles geplant haben.
Es gibt da ein Wort, das seit Kurzem ziemlich angesagt ist: Aus der Psychologie stammend bedeutet es so viel wie das Also dass man zum Beispiel gleichzeitig an die Wissenschaft und die Schöpfungsgeschichte glaubt, oder dass man nicht alle Politiker für korrupt hält, auch wenn es Dinge gibt, die haarsträubend falsch laufen im Staate.
Eine besonders hohe Ambiguitätstoleranz legen wir auch bei unserem Umgang mit dem Geld an den Tag. Krasse Widersprüche sind hier die Regel: Einerseits verurteilen wir Kinderarbeit, Krieg, Artensterben und den Klimawandel. Doch andererseits verdienen und profitieren wir alle finanziell von diesen dunklen Kapiteln der Gegenwart.
Zwar haben wir nicht alle persönlich Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit CO2-hustenden SUVs oder Kohlekraftwerken verdienen. Doch in denen und von deren Dienstleistungen die meisten von uns leben, eben schon.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
All das ist natürlich nicht erst seit gestern bekannt. Organisationen wie das oder die setzen sich seit Jahren für höhere Sozial- und Umweltstandards in der Welt des Geldes ein. Und das mit Erfolg: Von knapp 310 Milliarden Euro im Jahr 2014 ist die Summe der »nachhaltigen Investments« weltweit bereits auf fast 1,308 Billionen Euro im Jahr 2018 gestiegen.
Jetzt sieht es so aus, als könne die Bewegung in diesem Jahr einen regelrechten Schub bekommen und die Finanzwelt im Jahr 2020 ergrünen lassen. Diese 4 Anzeichen sprechen dafür:
Deutschland führt grüne Staatsanleihen ein: Bundesfinanzminister worüber schon vorher spekuliert worden war: Deutschland wird künftig auch herausgeben. Wer der Bundesrepublik in Zukunft Geld leiht, indem er eine solche Anleihe kauft, könne damit sicher sein, dass sein Geld »ausschließlich in ökologisch ausgerichtete Projekte« investiert werde. Das könnten zum Beispiel energetische Gebäudesanierungen oder die Entwicklung klimafreundlicher Technologien sein. Obwohl andere EU-Länder solche Anleihen schon länger anbieten, könnte Deutschland, so Scholz’ Hoffnung, als größte Volkswirtschaft Europas andere Staaten dazu bringen, das ebenfalls zu tun.
Höhere Zinsen soll es auf die grünen Staatsanleihen allerdings nicht geben. Das hatte die CSU vergangenen Sommer ins Spiel gebracht, um die Umweltanleihen attraktiver gegenüber herkömmlichen Anleihen zu machen.
Bessere Beratung und mehr Transparenz in der EU: Der nimmt Form an. In diesem Aktionsplan hat die EU im Jahr 2018 beschlossen, die Investmentbranche nachhaltiger zu machen. Ein Teil des Aktionsplans: Finanzberater sollen künftig dazu verpflichtet sein, ihre Kunden in Beratungsgesprächen über die sozialen und Umweltstandards der Investments zu informieren.
Seit Dezember 2019 ist nun auch öffentlich, das aus dem Aktionsplan folgt: Es verpflichtet Banken, Versicherungen und alle anderen Unternehmen, die Finanzprodukte verkaufen, dazu, transparent darzustellen, wie es um die Nachhaltigkeit ihrer Produkte steht. So wie ein Autohändler angeben muss, wie viel CO2 ein Auto ausstößt, so muss eine Investmentfirma künftig eben angeben, wie viel Kinderarbeit und wie viele CO2-Emissionen in einem Aktienfonds stecken. Spätestens bis März 2021 müssen die Informationen überall, wo die Produkte beworben werden, sichtbar sein. Das ist wichtig, denn bisher scheitern grüne Investments häufig an mangelnder Aufklärung.
Noch einfacher könnte das Ecolabel die Suche nach sauberen Finanzprodukten machen: Noch ist zwar nicht klar, ob es schon in diesem oder erst in den kommenden Jahren eingeführt wird. Doch wenn das europäische Biolabel, das bisher auf Waschpulver und Leuchtmitteln prangt, erst einmal für Finanzprodukte da ist, dann können wir nachhaltige von nicht nachhaltigen Geldanlagen hoffentlich so einfach unterscheiden wie den
Der Bankenkontrolleur zieht die grüne Brille auf: Der deutsche Staat sieht Banken in der Regel sehr gründlich auf die Finger und beobachtet, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Zuständig dafür ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Und dieser Bankenwächter hat Ende des letzten Jahres herausgegeben, das einen unscheinbaren Titel trägt: Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Zwar sind keine der darin enthaltenen Ratschläge bindend. Doch die BaFin macht sehr deutlich, wie wichtig es für Finanzunternehmen aus ihrer Sicht heute ist, Nachhaltigkeit mitzudenken. Und zwar nicht nur aus ethischen Beweggründen, sondern auch, weil Banken und Versicherungen, die den Klimawandel und Ressourcenknappheit nicht einrechnen, ein erhebliches Risiko eingehen.
Gleichzeitig gibt die BaFin Hilfestellungen, wie Finanzunternehmen Sozial- und Umweltstandards mitberücksichtigen können. dass sich die Banken den Inhalt der Merkblatts in der Tat gut einprägen werden. Denn schon heute flössen Nachhaltigkeitskriterien in den Prüfungsprozess mit ein – und einige davon könnten künftig doch noch verbindlich werden.
Die EZB druckt grünes Geld: Nachdem ihren vorgestellt hatte, zog Christine Lagarde im Dezember nach. Als Chefin der Europäischen Zentralbank Schon zuvor war ihre Haltung zum Klimawandel klar: »Wenn wir nichts unternehmen, werden wir in 50 Jahren getoastet, geröstet und gegrillt.«
Mit Zinsen und Geldleihgeschäften wolle sie die Klimaziele der EU unterstützen, auch die Finanzierung der billionenschweren Investitionspläne von von der Leyens »Green Deal« sollten damit gesichert sein. Eine weitere Maßnahme: Christine Lagarde ziehe es in Betracht, aufzukaufen. Praktisch, dass es die auch bald von Deutschland zu kaufen gibt.
Der Physiker Felix begrüßt den Trend zu Hafermilch und fährt gern Rad. Er weiß aber auch, dass das nicht genügen wird, um die Welt vor der Klimakatastrophe und dem Ökokollaps zu bewahren. Deshalb schreibt er über Menschen, Ideen und Technik, die eine Zukunft ermöglichen. Davon gibt es zum Glück jede Menge!