Hast du in den vergangenen Monaten auch versucht, dich selbst zu optimieren? Vielleicht indem du dich gesünder ernährst, befolgst oder nach Marie-Kondo-Anleitung deinen Schrank ausmistest? Es scheint jedenfalls gerade mehr denn je im Trend zu sein, besser in irgendetwas zu werden.
Im wo ich die vergangenen 5 Jahre gelebt habe, gilt das noch mehr als in meinem Heimatland Deutschland. Als Geburtsstätte des Mikrochips und des Internets steht Dort gehört es einfach dazu, an sich selbst zu arbeiten.
In Deutschland wird der Trend dagegen nicht ganz so positiv gesehen. Immer wieder Sich ständig verbessern zu wollen kann nämlich stressig sein: Vor allem dann, wenn es notwendig wird, um mithalten zu können. Wer seine Position halten will, muss nach oben streben und ständig seinen Marktwert erhöhen. Pausen und Erholung lassen sich da schwer rechtfertigen. Und der ständige Optimierungsdruck kann zu Stress und Anspannung führen.
In Kalifornien wird zwar viel am Selbst gearbeitet, aber nicht viel darüber gesprochen oder diskutiert – vor allem nicht so kritisch wie in Deutschland. Oder kam mir das nur so vor? Ich fragte also bei meinen US-amerikanischen Freund:innen nach ihren Erfahrungen.
»›Self optimization‹ – that is such a German way to put it!«
Die wussten zuerst allerdings gar nicht, wovon ich spreche. Mit dem Begriff »self optimization«, wie ich es anfangs übersetzte, konnte niemand etwas anfangen. Meine Freundin Christine meinte: Ist Selbstoptimierung wirklich so »deutsch«? Jetzt wollte ich es genauer wissen.
Das Gute am Silicon Valley: Hier treffen Menschen aus der ganzen Welt zusammen. In der Hoffnung, dass sie mir mit meinen Fragen weiterhelfen können, sprach ich mit 2 US-Amerikanerinnen, einer Inderin, einem Inder und einem Chinesen, die wie ich im Silicon Valley leben. Ich wollte von ihnen erfahren, wie die Arbeit am Selbst aus ihrer Perspektive in ihrem Herkunftsland gesehen wird und
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Mit Illustrationen von
Doğu Kaya
für Perspective Daily
Geht das nur mir so?! Wann immer sich Judith diese Frage stellt, versucht die Sozialpsychologin, sofort eine Antwort zu finden. Besonders interessiert sie, wie Menschen einander beeinflussen: Sei es direkt, durch ihr Verhalten, oder indirekt, indem sie sich Gedanken darüber machen, was andere Menschen denken könnten. Nach ihrer Promotion hat Judith 5 Jahre im kalifornischen Technikmekka Silicon Valley gelebt. Jetzt ist sie zurück in Deutschland und sieht den Alltag hier mit anderen Augen.