Diese Länder haben genug von den Steuertricks der Großkonzerne
Lange haben Investor:innen von geringen Steuern im Ausland profitiert. Die afrikanischen Staaten verlieren so jedes Jahr Milliarden. Doch damit könnte bald Schluss sein.
Es ist das neoliberale Heilsversprechen: Öffnet eure Märkte für ausländische Investor:innen und schon fließt Geld in euer Land, das für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgen wird! Dieses Versprechen von Reichtum ist oft genug wahr geworden – für internationale Konzerne und ihre
Wie genau so etwas abläuft, zeigen die Kolleg:innen von
Kurz zusammengefasst: Der ausländische Investor verspricht im Rahmen eines »Entwicklungsprojekts« neue Infrastruktur, Jobs und nachhaltige Entwicklung. Was am Ende bleibt: Landnahme, Profitmaximierung und die Bereicherung einiger weniger:
Nicht nur Landnahme ist ein Problem: Steuervermeidung sorgt für weitere Schäden in Milliardenhöhe
Als sei das noch nicht genug, kommt in vielen Fällen noch eine weitere Form des Diebstahls hinzu: Viele international agierende Konzerne des globalen Nordens verstehen es bestens, Gesetzeslücken der häufig nicht gut ausgebauten Rechtssysteme der Länder des globalen Südens auszunutzen. Sie drücken sich sogar noch um die anfallenden Steuern vor Ort, indem sie
Auf diese Weise gehen den afrikanischen Staaten jedes Jahr bis zu 50 Milliarden US-Dollar verloren, schätzt die Nichtregierungsorganisation
Multinationale Konzerne beuten überall auf dem afrikanischen Kontinent Ressourcen aus, setzen ihre Produkte ab und nutzen die dortigen Arbeitskräfte – aber zahlen oftmals deutlich zu wenig Steuern.
Im vergangenen Jahr hat das Tax Justice Network erstmals ein Ranking veröffentlicht, das die beliebtesten Steuersümpfe multinationaler Konzerne aufzeigt. Es beleuchtet, über
Unter den Top 20 befinden sich nicht nur die häufig kritisierten, fernen Inselstaaten wie die Kaimaninseln: Viele europäische Länder wie die Niederlande (Platz 4), die Schweiz (Platz 5), Luxemburg (Platz 6) und Irland (Platz 11) mischen im internationalen Steuervermeidungswettbewerb ganz vorn mit.
Ein besonders unterschätzter Spieler ist Großbritannien. Mit seinem Netzwerk aus Überseegebieten, wie etwa den Britischen Jungferninseln, ist das Vereinigte Königreich für insgesamt 1/3 aller Steuervermeidungsaktivitäten von Großkonzernen mit einem weltweiten Umfang von jährlich 500 Milliarden US-Dollar verantwortlich.
Steuersümpfe gibt es nicht nur in Europa
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch einige afrikanische Staaten versuchen, sich mit möglichst niedrigen Unternehmensteuern gegenseitig zu unterbieten. Besonders der kleine Inselstaat Mauritius tut sich hier hervor, der Konzernen einen traumhaften Unternehmensteuersatz anbietet: 0%.
Der erhoffte Effekt: Multinationale Konzerne sollen durch die nicht vorhandene Besteuerung angelockt werden, um Investitionen zu tätigen und so Jobs zu schaffen. Am Ende profitieren jedoch meistens nur die Konzerne und korrupte Machteliten, die Steuerabkommen mit Staaten wie Mauritius zulasten ihrer Landsleute abschließen.
Doch seit dem vergangenen Jahr tut sich allmählich etwas. Zunächst kritisierte der Geschäftsführer des
Es ist nicht hinnehmbar, dass die kenianische Regierung die Steuerlast auf die normalen Bürger:innen abwälzt, während sie gleichzeitig der wohlhabenden Elite und skrupellosen multinationalen Konzernen bewusst Türen öffnet, um Steuern durch Doppelbesteuerungsabkommen mit geheimen Steueroasen zu hinterziehen und zu vermeiden.
Wenig später enthüllten Investigativjournalist:innen in den »Mauritius Leaks«, dass
So hat Senegal, eine der größten Volkswirtschaften Westafrikas, Anfang 2020 als erster Staat das fragwürdige Steuerabkommen mit Mauritius aufgekündigt, das 2004 abgeschlossen worden war und dank dessen dem Gemeinwesen des Landes geschätzte 257 Millionen US-Dollar verloren gegangen sind. Die im südlichen Afrika gelegene Republik Sambia folgte im Juli dieses Jahres dem Beispiel Senegals und
Macht diese konsequente Vorgehensweise Schule, könnten mehr und mehr Länder ihre Steuereinnahmen deutlich erhöhen – Einnahmen, die den Ländern ohnehin zustehen.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Tobias Kaiser für Perspective Daily