»Flasche nicht akzeptiert!« – Wie eine Handvoll Brauereien unser Pfandsystem retten wollen
Vor 20 Jahren wurden fast doppelt so viele Getränke in Mehrwegflaschen verkauft wie heute – zum Leid der Umwelt. Rettung naht nun jedoch aus der letzten Bastion von Pfandflaschen: der Bierbranche.
Es gehört mittlerweile so zu Deutschland wie Fußball und Oktoberfest: das Mehrwegsystem. Wer ein Sechserpack Bier leert, wirft die Flaschen nicht achtlos weg, sondern bewahrt sie auf (manch eine:r spült sie sogar aus) und bringt sie brav zum nächsten Getränkeautomaten. Das bewährte
ist längst gute deutsche Tradition. Und nebenbei entlastet es die Umwelt. Doch ausgerechnet in der Bierbranche, die zuverlässig seit Jahren die höchste Rückgabequote hatte, verliert das System an Zuspruch.Das Bundesumweltministerium hat Alarm geschlagen und Den Brandbrief findest du hier die Vertreter:innenverbände des deutschen Mehrwegsystems haben einen Brandbrief geschrieben. Sie beobachten, dass Flaschenpfand und Rückgabestellen zunehmend an Bedeutung verlieren. In knapp 20 Jahren ist der Anteil der Mehrwegverpackungen für Getränke Die Veröffentlichung des Umweltbundesamts findest du hier (2018) laut Bundesumweltministerium von 70,4% (im Jahr 2000) auf 41,2% (2018) Zugleich hat sich die Anzahl der Einwegverpackungen für Getränke fast verdoppelt: von 29,6% auf 58,8%. Mehr Einweg bringt mehr Was bleibt in einem Leben ohne Müll? Diese Frage stellt Maren Urner im Interview mit Bea Johnson, die Müllvermeidung zum Lifestyle gemacht hat Müll und einen höheren Energieaufwand bei der Produktion der Verpackungen mit sich. Und das obwohl die Quote für »kreislaufgeeignete Verpackungen« bis 2021 – im Getränkebereich in der Regel Glasflaschen – laut Gesetz eigentlich bei 70% liegen
Für die Umwelt ist die aktuelle Entwicklung jedenfalls sehr schlecht. Deshalb geht das Mehrwegsystem alle an – auch die, die kein Bier trinken.
Wie aber lässt sich das Mehrwegsystem reparieren?
Warum es im Mehrwegsystem knirscht
Ein Grund für das schwächelnde Mehrwegsystem ist das Marketing. Aktuell steigt vor allem der Anteil sogenannten Individualleerguts; also etwa Bierflaschen, die in eigens für eine bestimmte Marke produzierten Flaschen vertrieben werden. Die machen sich gut in der Werbung, aber sie haben einen eindeutigen ökologischen Nachteil: Sie müssen immer wieder zurück zu der Brauerei, die sie ausgegeben hat. Auch dann, wenn das bedeutet, dass sie Hunderte Kilometer quer durch Deutschland transportiert werden müssen. Und sie können nicht überall abgegeben werden.
Um genau das zu verhindern, gibt es die normierten Einheitsflaschen, die mehrere Brauereien gemeinsam nutzen. Diese wirken auf Kund:innen aber nicht wertig genug, so die Sorge mancher Brauereien. Das gelte insbesondere, wenn sie schon ein paar Mal verwendet wurden und unansehnliche Spuren wie Kratzer tragen. Für die Getränkebranche sei Individualleergut also auch ein Ausweg aus dem Zwang, qualitativ schlechte Flaschen aus dem Mehrwegpool nutzen zu müssen, erläutert Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauereibunds.