Schluss mit Whatsapp: Diese Messenger sind deine Alternativen
Whatsapp-Nutzer:innen müssen den neuen Geschäftsbedingungen zustimmen, wenn sie die App weiter problemlos nutzen wollen. Datenschützer:innen sind besorgt. 4 Apps, auf die du schon heute umsteigen kannst.
Viele Menschen können sich heute ein Leben ohne Messenger nicht mehr vorstellen. Über diese Apps werden Fotos geteilt, Videoanrufe getätigt und die Kommunikation mit Familie, Freunden oder sogar Berufskontakten aufrechterhalten. Weit die Nase vorn dabei hat Whatsapp –
Aber hast du dir schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie sich die »kostenlose« App eigentlich finanziert?
Und um dies zu erleichtern, ändert Whatsapp nun die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) und bittet alle Nutzer:innen um Zustimmung. Auffällig dabei ist, dass das Unternehmen die Änderung offenbar mit aller Macht durchdrücken wollte.
Facebook streitet das vehement ab. Auch mit der Aktualisierung habe das Unternehmen keinen
Was bleibt, ist der Eindruck eines Unternehmens, das fieberhaft nach neuen Wegen sucht, die Daten der eigenen App nutzbar (und damit letztlich zu Geld) zu machen. Viele Nutzer:innen wollen sich das nicht mehr antun und wechseln aus Sorge um die eigenen Daten zu alternativen Messenger-Diensten, die nicht an einem datenhungrigen Megakonzern hängen.
Hier sind die brauchbarsten davon:
Threema: »So sicher wie möglich, versprochen«
Wer Whatsapp nutzt, dürfte sich bei Threema gleich wie zu Hause fühlen, denn die Bedienoberfläche ist sehr ähnlich gehalten. Doch der Messenger der Schweizer Threema GmbH ist in großen Teilen als Open Source verfügbar. Das heißt, jede:r kann einen Blick unter die Haube werfen und überprüfen, wie der Dienst mit den Daten umgeht. Regelmäßige Überprüfungen, sogenannte »Audits« durch Fachleute, stellen sicher, dass das Versprechen der Entwickler:innen – den Messenger so sicher wie möglich zu machen – auch eingehalten wird. Dazu zählt etwa, dass Threema kaum Metadaten ausliest, also etwa den Standort des Smartphones. Dafür kostet Threema einmalig 4 Euro bei der Installation und dürfte wohl allein deshalb bisher kaum verbreitet sein.
Empfehlenswert für: Open-Source-Fans und Gruppen, die gemeinsam umsteigen wollen
Signal: »Der Messenger, dem Snowden vertraut«
Die vielleicht bekannteste Whatsapp-Alternative hat einen prominenten Fürsprecher: den Whistleblower und Datenschützer Edward Snowden.
»Hier ist ein Grund [für Signal]: Ich nutze es jeden Tag und ich bin noch nicht tot. – Datenschützer und Whistleblower Edward Snowden
Wie bei Whatsapp braucht es hier die eigene Telefonnummer zur Identifizierung. Das Unternehmen dahinter aus den USA, die Signal Foundation, legt die Daten zwar auf Amazon- und Google-Servern verschlüsselt ab. Sie verspricht aber, dass sie selbst nicht auf diese zugreifen kann – selbst wenn der US-amerikanische Staat anklopft (»Zero-Knowledge-Prinzip«). Dazu implementiert der Dienst immer wieder innovative
Empfehlenswert für: Datenschützer:innen mit soliden Englischkenntnissen
Ginlo: »Nachrichten mit Selbstzerstörung«
Bisher eher unbekannt ist dieser Nachfolger der »SIMSme«-App der Deutschen Post. Das Unternehmen dahinter sitzt in München und bekräftigt in der Datenschutzerklärung, keine Daten an Server außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums zu übertragen. Das soll verhindern, dass sie in die falschen Hände geraten. Auch verzichtet der Messenger darauf, auf die eigenen Kontakte zuzugreifen, wenn dies jemand nicht will. Manche Kanäle des Messengers sind wie ein Newsfeed gestaltet, was die Kommunikation in Unternehmen erleichtern soll. Besonders interessant für sensible Nachrichten: Über eine einfache Option kann eine Nachricht (oder ganze Chatverläufe) mit einer Dauer versehen werden, nach der sie automatisch gelöscht wird.
Empfehlenswert für: Unternehmen, Paare mit Spaß an intimen Nachrichten
Briar: »Dezentrale Sicherheit per Darknet«
Wer ein besonderes Sicherheitsbedürfnis hat, etwa weil er empfindliche Informationen versendet und den Versprechen der obigen Messenger und ihrer Server nicht traut, kann selbst für noch mehr Sicherheit sorgen. Die freie Software Briar verbindet sich dazu über das Internet mit dem Tor-Browser, der auch den Zugang ins Darknet ermöglicht und aktiv Spuren verschleiert. Zur Registrierung sind keine persönlichen Daten nötig (auch keine Telefonnummer). Besonders interessant ist die Möglichkeit, ganz ohne Internet über sogenannte lokale Mesh-Netzwerke zu kommunizieren und dabei das Smartphone quasi in ein abhörsicheres Walkie-Talkie zu verwandeln.
Empfehlenswert für: Aktivist:innen, Journalist:innen
Tipp: Nur wenn du andere überzeugst, klappt der Wechsel …
Was nützt der sicherste und beste Messenger, wenn dort niemand ist? Deshalb solltest du nicht heimlich umziehen, sondern dies mit Freunden und Familie absprechen. Hier ein einfacher Mustertext, den du auf Whatsapp teilen kannst:
»Hallo ihr,
viele von uns haben wohl Whatsapp irgendwann einmal installiert und dann nicht weiter darüber nachgedacht. Viele von euch haben wohl auch in den letzten Tagen die neuen Nutzungs- und Datenschutzbedingungen von Whatsapp akzeptiert. Doch diese lassen leider einige Fragen offen – etwa was genau mit unseren Daten beim Mutterkonzern Facebook passiert. Mir persönlich reicht es jetzt einfach und ich wechsele zu einem anderen Messenger.
Du findest mich ab jetzt auf [Messengername] unter diesem Account [Accountname].
Der kann im Kern dasselbe, geht aber besser mit meinen Daten um. Vielleicht denkt auch ihr über einen Wechsel nach. Denn das einzige echte Argument für Whatsapp – hier sind halt alle schon – lässt sich nur entkräften, wenn viele etwas tun.«
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: freestocks - CC0 1.0