Es war einmal ein ganz normaler Landkreis, in dem Bürger, Politiker und Unternehmen gemeinsam die Energiewende stemmten. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage? Wir sind im Märchenland vorbeigefahren.
30. Januar 2017
– 13 Minuten
David Ehl
Das Auto klingt wie ein Raumschiff. Statt eines zündenden Motors hören wir einen freundlichen Akkord, als wir den Startknopf hinterm Lenkrad drücken. Und dann, rollen wir los. Noch schnell »Steinfurt« ins Navi eingeben, dann beginnt unser Recherchetag im Elektroauto.
Eigentlich hat das Elektroauto, mit dem wir an diesem Tag unterwegs sein wollen, einen »Range Extender« – einen Zusatzakku, der die Reichweite auf etwa 240 Kilometer erhöhen soll. Kälte ist jedoch der natürliche Feind des und so starten wir an diesem sonnig-kalten Januarmorgen mit Strom für 162 Kilometer. Und ganz ehrlich: Es macht großen Spaß, das Gaspedal (heißt das bei einem E-Auto überhaupt so?) durchzudrücken und am eigenen Leib zu erleben, wie kraftvoll der Wagen beschleunigt. Ohne Schalten, ohne schlechtes CO2-Gewissen.
Wir verlassen Münster auf der A1 gen Norden und als die ersten Windräder am Horizont auftauchen, fahren wir ab. Nach gut 30 Kilometern sind wir in Steinfurt – einer beschaulichen Stadt, über die am Telefon sagt: »Gemessen an dem, was ich so erlebe, gehört Steinfurt wegen der politischen Aufgeschlossenheit zu den absoluten Spitzenreitern der Energiewende-Kreise.« Der Grünen-Politiker hat den Landkreis im Sommer 2015 besucht und Inspirationen für Schleswig-Holstein gesammelt, wo es laut Habeck »vergleichsweise leicht ist, Freund der Energiewende zu sein, weil alle unmittelbar von den Wertschöpfungsketten profitieren, aber in Steinfurt ist es wirklich politisch gemacht worden. Das ist echt großartig.«
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Wenn Zugvögel im Schwarm fliegen, beeinflusst jedes einzelne Tier die Richtung aller – das hat David bei einer Recherche gelernt. Sonst berichtet er eher über Menschen, stellt sich dabei aber eine ganz ähnliche Frage: Welche Rolle spielt der einzelne Wähler und Verbraucher, welchen Einfluss hat jeder von uns auf die Gesellschaft? David recherchiert gern unterwegs, studiert hat er Musikmanagement, Englisch und Journalismus.
von
Felix Austen
Der Physiker Felix begrüßt den Trend zu Hafermilch und fährt gern Rad. Er weiß aber auch, dass das nicht genügen wird, um die Welt vor der Klimakatastrophe und dem Ökokollaps zu bewahren. Deshalb schreibt er über Menschen, Ideen und Technik, die eine Zukunft ermöglichen. Davon gibt es zum Glück jede Menge!