Juckt mich nicht! Wie wir uns besser vor Mücken schützen
Warum werden manche Menschen so oft gestochen? Wie gefährlich sind heimische Arten? Und wird der Klimawandel etwas daran ändern? Nach diesem Text weißt du, worauf es beim Umgang mit Mücken ankommt.
Bzzzzz. Bzzzzz. Bzzzzzzz. Eine gesummte Drohung. »Schlafe ruhig ein«, scheint die Mücke in mein Ohr zu sirren. Würde ich ja gern, doch der Gedanke, dass ich am nächsten Morgen übersät von roten Stichen aufwache, hält mich wach.
Jeden Sommer, wenn ich in der Abenddämmerung mit den Armen in der Luft herumfuchtele, um die blutsaugenden Insekten zu vertreiben, stelle ich mir die gleichen Fragen: Warum werde ich häufiger gestochen als die Person neben mir? Was schützt mich vor Mücken? Und muss ich mich dank Erderwärmung in Zukunft auf Schlimmeres einstellen? Höchste Zeit also, sich auf die Suche nach Antworten zu machen.
Werden manche Menschen tatsächlich häufiger von Mücken gestochen als andere?
Was ich selbst schon leidvoll erfahren habe, ist auch wissenschaftlich belegt: Manche Menschen werden eher ausgesaugt als andere. Die meisten Studien aus der Mückenwelt sind zwar recht klein und auf bestimmte Arten ausgerichtet, trotzdem lassen sie ein paar Schlüsse darüber zu,
Als wichtigste Faustregel lässt sich ableiten: Es sind vor allem unsere Körpertemperatur, die Menge an ausgeatmetem CO2 und unser Körpergeruch insgesamt, die darüber entscheiden, ob uns Mücken attraktiv finden. Je nach Art erschnüffeln Mücken den Duft von Milchsäuren, Fettsäuren und Ammoniak, die unsere Körper verströmen, oder das Kohlenstoffdioxid in der Luft.
Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass Schwangere häufiger gestochen werden, wie ein Team aus Forschenden im Fachmagazin »The Lancet« vermutete.
Ebenso können die Gene eine Rolle spielen: In einer kleinen Studie haben Forscher:innen der London School of Hygiene and Tropical Medicine herausgefunden, dass eineiige Zwillinge in etwa gleich häufig gestochen werden, es zweieiige dagegen unterschiedlich oft erwischt. Für die Forscher:innen ist das ein Zeichen dafür, dass unser individueller Körpergeruch, der durch unsere Gene bestimmt ist und sich bei eineiigen Zwillingen demnach sehr ähnelt, tatsächlich darüber entscheidet,
Neben diesen eindeutigen Merkmalen, die einen Platz weit oben auf der Moskito-Attraktivitätsskala garantieren, gibt es einige weitere Punkte, die immer wieder genannt werden, aber teils umstritten sind. So sind einige Forscher:innen der Ansicht, dass
Was schützt vor Mücken?
Mit den Erkenntnissen darüber, was Mücken anzieht, erfahren wir auch, was wirklich helfen kann, um sie abzuwehren:
- Mückenschutzmittel: Da der Körpergeruch die wichtigste Rolle dabei spielt, ob wir Mücken anziehen oder nicht, sind
- Eine mückenunfreundliche Umgebung schaffen: Zusätzlich zur Vernebelung der Mücken-Sinne können wir dafür sorgen, dass es möglichst wenig Mücken in unserer Nähe gibt. Regentonnen oder andere Behältnisse mit Wasser sind Brutstätten für Moskitos. Sie zu leeren oder zumindest abzudecken kann helfen. Die Trockenlegung von Brutstätten ist übrigens auch eine offizielle Maßnahme im Kampf gegen Mücken, die die
- Die richtige Kleidung: Einfach, aber effektiv gegen Mücken ist zudem weite, helle Kleidung, am besten aus festem Stoff. Dunkle Kleidung sollen einige Mücken besser erkennen können – Belege konnte ich dafür zwar nicht finden, doch ein Versuch schadet in dem Fall ja nicht.
Mücken können nicht nur nerven, sondern schwer schaden
Sich vor Mücken zu schützen ist hierzulande (noch) eher eine Maßnahme, um ein lästiges Ärgernis abzuwenden. In anderen Ländern können solche Schutzmaßnahmen dagegen über Leben und Tod entscheiden. Denn Mücken zählen zu den gefährlichsten Tieren der Welt – zumindest für den Menschen. Das liegt vor allem daran, dass manche Arten
Die gemeine Stechmücke, die in Deutschland die am meisten verbreitete Art ist, überträgt keine dieser Krankheiten. Allerdings kam es in den letzten Jahren vereinzelt zu Übertragungen des West-Nil-Virus, das auch durch heimische Mücken weitergegeben werden kann. Die Krankheitserreger werden von Zugvögeln aus afrikanischen Ländern nach Deutschland befördert. Saugen Mücken erst das Blut der Vögel und dann das von Menschen oder anderen Säugetieren, können sich diese infizieren. Beim Menschen endet etwa 1% der Infektionen mit dem West-Nil-Fieber tödlich.
Durch das veränderte Zugverhalten von Vögeln durch den Klimawandel könnte
Auch wenn das recht dramatisch klingt, besteht bisher kein Grund zur Sorge, denn die Mücken sind noch relativ selten. Krankheiten können sie zudem nur übertragen, wenn sie zuvor das Blut eines Infizierten gesaugt haben und danach eine weitere Person stechen. Forscher:innen vermuten aber, dass das in den nächsten Jahren wegen der Erwärmung der Erde auch bei uns häufiger passieren wird. Sich darauf vorzubereiten ist also keine schlechte Idee.
Wer nicht nur sich selbst schützen möchte, sondern auch dabei mithelfen will, die Verbreitung solcher Mücken und Krankheiten in Deutschland im Auge zu behalten, kann sich am Mückenatlas beteiligen. Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbreitung verschiedener Mückenarten in Deutschland zu kartieren. Wer teilnehmen will, muss Folgendes tun:
- Stechmücke (egal welche) unbeschadet mit einem Glas fangen
- Mücke über Nacht einfrieren
- Gefrorene Mücke in einen kleinen Behälter verpacken und an den
Mehr als 120.000 Mücken haben Freiwillige bereits an den Mückenatlas geschickt. Mit der eingeschickten Mücke hilft man übrigens nicht nur den Insektenforscher:innen, sondern erhält auch Informationen darüber, mit welchem Exemplar man es zu tun hatte.
Hier findest du das andere aktuelle Daily:
Titelbild: Егор Камелев - CC0 1.0