Kann diese Form der Landwirtschaft den Regenwald retten?
Ernst Götsch pflanzt Maniok, Bananen und Kakao, wo einst Regenwald wuchs. Doch dafür rodet er die Wildnis nicht – sondern lässt eine neue entstehen. (Artikel aus dem Jahr 2018)
27. April 2022
– 12 Minuten
Felipe Pasini
Flink klettert er einen zitternden Baumstamm empor. Oben angekommen greift er mit der linken Hand nach einem Ast, um mit rechts gekonnt einen weiteren abzuschneiden. Dass Ernst Götsch 70 Jahre alt ist, fällt erst auf, als er wieder auf dem Boden steht, näherkommt und den Blick freigibt auf die Spuren, die Sonnenlicht und Lebensjahre in sein Gesicht
In den professionell gestalteten die über ihn im Internet kursieren, wirkt Ernst Götsch wie ein moderner Prophet. Ein Prophet, der nicht die Botschaft Gottes, sondern die einer Natur verkündet, in der Mensch und Umwelt im Einklang stehen. Sie können in Partnerschaft existieren – zur selben Zeit, am selben Ort. Den Beweis tritt der gebürtige Schweizer in seiner Wahlheimat Brasilien mit einer selbst entwickelten landwirtschaftlichen Methode an. Diese verwandelt unbrauchbare Äcker wieder in Regenwald und bringt gleichzeitig ähnlich viel Ertrag wie konventionelle Felder, allerdings in bester Bio-Qualität.
Ernst Götsch kombiniert alte Prinzipien zu einer neuen Methode
In den 80er-Jahren hat Ernst Götsch im brasilianischen Piraí do Norte eine neue Heimat gefunden, genau genommen 500 Hektar Heimat. Das rund 700 Fußballfelder große Grundstück sieht auf den ersten Blick aus wie gewöhnlicher große Teile nutzt Götsch für den Kakaoanbau.
Bachläufe schmiegen sich in die üppig bewachsene Landschaft und münden in kleine Wasserfälle. Die Klänge der unberührten Natur: Plätschern, Zwitschern, Rascheln. Doch wenn es nach Ernst Götsch geht, klingt so auch die Landwirtschaft der Zukunft.
Als der Kakaobauer vor 30 Jahren nach Südamerika kam, fand er in seinem heutigen Garten Eden nichts als Zerstörung vor. Seine Vorgänger hatten dort einst Regenwald gerodet, um auf der Fläche Rinder zu züchten. Doch nicht einmal mehr die wurden schließlich noch satt. Das Land war abgewirtschaftet und vertrocknet. Heute sprudeln alle Quellen wieder und die 17 Bäche, die auf dem Land entspringen, führen das ganze Jahr über Wasser. Der Schweizer hat es sogar geschafft, das lokale Klima zu verbessern. Es regnet wieder öfter als früher. Beginnen wir von vorn.
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Jeder weiß: Unsere Arbeitswelt verändert sich radikal und rasend schnell. Nicht nur bei uns vor der Haustür, sondern auch anderorts. Wie können wir diese Veränderungen positiv gestalten und welche Anreize braucht es dafür? Genau darum geht es Benjamin, der erst Philosophie und Politikwissenschaft studiert hat, dann mehr als 5 Jahre als Journalist in Brasilien gelebt hat und 2018 zurück nach Deutschland gekommen ist. Es gibt viel zu tun – also: An die Arbeit!