+++Eilmeldung: Bei dir ist der Groschen gefallen+++
Noch sind die meisten Medien unsicher, wie sie im Internet Geld verdienen können. Experimentiert wird viel. Wie aussichtsreich ist das Modell, auf das du setzt?
»Information will frei sein.« Diesen Satz Dossier der Zeit über die Digitalpioniere des Silicon Valley beschrieb die ZEIT 2013 als Glaubensbekenntnis, als Mantra des Silicon Valley. Dorthin hatte es zu dieser Zeit auch den damaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann verschlagen, der unter der Sonne der großen Digital-Gurus Visionen erarbeiten wollte, wie aus der Boulevardzeitung ein zeitgemäßes Produkt werden kann. Braun gebrannt auf der Terrasse im Silicon Valley muss jedoch auch Diekmann eingestehen: »Wenn keiner mehr bezahlt für Journalismus, dann ist Schluss mit Journalismus.« Wie können sich Medien heute finanzieren, wenn sie nicht mehr Hüter, sondern Kurator der freien Information sind?
Früher konnten Medien weitestgehend bestimmen, welche Informationen frei verfügbar waren. Journalisten galten als »Gatekeeper«, also Torwächter, die entscheiden, was reinkommt und was draußen bleibt. Heute sind Journalisten eher »Gatewatcher«, sie beobachten, wer durchs Tor geht, und bieten Lesern, Hörern und Zuschauern ihre Zusammenfassung und Einordnung an. Klar, dass an diesem Informationstor möglichst unbestechliche Sicherheitsleute positioniert sein sollten. Dafür brauchen sie eine fachliche Ausbildung und vor allem eins: Zeit.
Mit anderen Worten: Es ist an der Zeit, zu fragen, wie Journalismus finanziert werden kann und soll.

Wie das Internet ein Geschäftsmodell sprengte
Als Mitte der 1990er-Jahre in immer mehr Privathaushalten die Modems zu fiepen begannen, erkannten die Jahrbuch 2016/17 des BDZV hinter Paywall deutsche Zeitungsverlage nur online, das hat der ermittelt. Zum Vergleich: Der internationale Digital-Vorreiter New York Times macht 22% des Umsatzes im Geschäftsbericht der New York Times, 4. Quartal 2016, englisch Digitalgeschäft.
Hier sitzen potenzielle Kunden, die wir über das Internet dazu bewegen können, unser Produkt zu kaufen. Sie stellten ihre Inhalte ins Netz, weil sie sich sicher waren: Wenn jemand für 20 Pfennig sein Modem 10 Minuten dudeln lässt, um einen Artikel auf seinen flimmernden Röhrenmonitor zu laden, wird er schnell zum bequemeren gedruckten Produkt umsteigen. Aber die kostenlosen Internet-Artikel wurden immer mehr und die Leitungen immer schneller. Im Internet gab’s Gratis-Nachrichten an jeder Ecke – die war geöffnet. Nach wie vor erzielenDass dieser Anteil überhaupt auf 6% angestiegen ist, liegt an BDZV-Quartalszahlen 4/2016 zur E-Paper-Auflage mehr als 1 Million e-Paper-Abonnenten und den Anstrengungen der Mehrzahl der Verlage, Der Markt ist brutal; Redaktionen werden zusammengelegt oder eingestampft, Mitarbeiter entlassen, mitunter arbeiten freie Autoren Mancher sieht bereits die Mein Text über Pressefreiheit in Deutschland Pressefreiheit in Gefahr.
Frage: Sollten wir also versuchen, Journalismus vor den Fängen des Kapitalismus zu schützen?
Öffentlich-rechtlich, praktisch, gut?
»Ich habe den freien Markt fürs Erste aufgegeben«, sagt Marcus von Jordan. Der Gründer des Portals Website der August Schwingenstein Stiftung August Schwingenstein Stiftung sieht stattdessen im öffentlich-rechtlichen Modell eine große Chance für unabhängigen Journalismus. Mitunter als »Zwangsabgabe« verschrien, handelt es sich um ein Konstrukt unabhängiger Medienfinanzierung, bei der eine Behörde (»Beitragsservice«) jeden Haushalt zur Kasse bittet und eine Kommission (»KEF«) festlegt, welche Anstalt aus diesem Topf wie viel Geld bekommen soll. In Deutschland sind die Rundfunkanstalten Eine Einflussnahme der Geldgeber, aber insbesondere auch der Politik, ist bei diesem solidarischen Modell ziemlich schwierig.
und Geschäftsführer derBei der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Medien handelt es sich nicht um direkte Staatsfinanzierung, wie es bei der F.A.Z.-Interview, unter anderem mit Mathias Döpfner, Paywall als er der F.A.Z. sagte, wir seien »auf dem Weg in eine öffentlich-rechtliche Presse. Wir sind auf dem Weg zur Staatspresse, was nicht gesund für die Demokratie ist.« Die privatwirtschaftlichen Zeitungsverlage fürchten die Konkurrenz öffentlich-rechtlich finanzierter Nachrichtenportale wie tagesschau.de, heute.de und dlf24.de.
der Fall ist. Genau diese Verwechslung ist in der vergangenen Woche dem BDZV-Präsidenten Mathias Döpfner unterlaufen,Nun stehen die Anstalten nicht gerade im Ruf, die Gebühren, die im Jahr Der Tagesspiegel über den öffentlich-rechtlichen Etat 2015 2015 stolze 8,1 Milliarden Euro eingebracht haben, besonders effizient einzusetzen. Marcus von Jordan will deshalb eine radikale Debatte anstoßen, wie der Begriff »öffentlich-rechtlich« einen neuen Sinn im Digitalen finden könnte:
– Marcus von Jordan
Das passiert derzeit beim neuen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF, Funk. Dabei profitieren vor allem kleine, freie Akteure, die auf Honorarbasis Inhalte liefern, vom üppigen Etat. »Funk«, sagt Jordan, »schafft nicht neue, unagile Strukturen, sondern versucht, agil zu bleiben.«
Für neue Formate hat Marcus von Jordan eine eigene Idee: Seit der dpa-Bericht beim Handelsblatt über das Sperrkonto und den Finanzbedarf der Öffentlich-Rechtlichen 1,6 Milliarden Euro auf einem Sperrkonto, über deren Verwendung noch nicht entschieden ist. »Sagen wir, man würde die Hälfte dieses Sperrkontos in eine Stiftung tun. Dann könnte man allein von den Zinsen, ohne Kapital abzubauen, wahrscheinlich Wie man als Journalist an Stiftungsgelder kommt, erklärt der DJV in diesem Dossier alle relevanten Neumedien in Deutschland finanzieren. Da ist ein Kapital, das lang haltbar wäre, ohne anderswo zu fehlen.«
liegen etwaIm öffentlich-rechtlichen Modell lassen sich viele Vorteile finden, die dem besonderen Wert von Journalismus für die Gesellschaft gerecht werden. Allerdings wird dieses Modell immer nur für einen Teil der Medien taugen, weil eine Einstiegshürde bleibt: Wer bestimmt, welche Medien in den Genuss dieser Finanzierungsquelle kommen? In einer freiheitlichen Gesellschaft muss es möglich sein, abseits dieses Konzepts Journalismus zu betreiben.

Ist gemeinnütziger Journalismus für alle nützlich?
Bleiben wir noch kurz beim Gedanken, Journalismus sollte vor den Gesetzen des Marktes geschützt werden – und das ohne einen öffentlich-rechtlichen Apparat. Details zum Expertenkreis Qualitätsjournalismus Der Expertenkreis Qualitätsjournalismus im Bundesverband Deutscher Stiftungen setzt sich dafür ein, Journalismus in Deutschland generell als gemeinnützig anzuerkennen. Das würdige seine Rolle für die Gesellschaft, verschaffe steuerliche Vorteile und funktioniere trotzdem ohne eine zentrale Behörde, die entscheidet, wer publizistisch tätig sein darf: Ob eine Körperschaft als gemeinnützig anerkannt wird, entscheidet nach sehr transparenten Kriterien das zuständige Amtsgericht.
Gemeinnützigkeit hätte den Vorteil, dass auf Abos und Verkäufe keine Mehrwertsteuer fällig wäre und dass Spenden attraktiv wären, weil sie zu Steuerersparnissen führen würden. Der Geschäftsführer der taz, Karl-Heinz-Ruch, Karl-Heinz Ruchs Plädoyer für gemeinnützigen Journalismus in der taz plädierte in seiner Zeitung für gemeinnützigen Journalismus: »Für einen von LeserInnen finanzierten Journalismus als Alternative zu den Öffentlich-Rechtlichen und den privaten Verlagen ist die Höhe des Mehrwertsteuersatzes essenziell.«
David Schraven hat 2014 gegründet, das erste gemeinnützige Recherchebüro Deutschlands mit Redaktionen in Berlin und Essen. Kern der Gemeinnützigkeit ist, dass Correctiv seine Recherchen grundsätzlich kostenlos an andere Medien weitergibt – das soll finanzschwachen Verlagen helfen, hochklassige Inhalte zu publizieren. Kritiker sehen darin eine weitere unfaire Konkurrenz gegenüber den Privatwirtschaftlichen: Wie sollen andere Medien da gegenhalten können?
Freilich, diese Konkurrenz würde entfallen, wenn alle Medien über Nacht gemeinnützig wären. Allerdings lässt sich nicht jedes publizistische Erzeugnis mit dem Gemeinwohl rechtfertigen – es dürfte mitunter schwierig werden, die Grenze zu ziehen: Dient die Freizeitwoche dem Allgemeinwohl? Die Landlust? Die Bild-Zeitung? Der Stern?
Gemeinnützigkeit kann für einen Teil der Branche tatsächlich eine vielversprechende Option sein – für die gesamte Branche muss es noch andere Lösungen geben.
Um einen Schlussstrich unter diesen Exkurs zu ziehen: Das öffentlich-rechtliche und das gemeinnützige Modell funktioniert für manche Medien. Aber nicht für alle. Es muss weiterhin auch die Möglichkeit geben, als freies und unabhängiges Unternehmen Journalismus zu betreiben und so zu einer wirklichen Medien-Vielfalt beizutragen. Diesen Gedanken sollten wir nicht begraben, nur weil es seit etwa 20 Jahren mit dem Internet einen neuen Vertriebsweg und
Journalismus zwischen Werbebannern und im Schafspelz
Die meisten privaten Medienunternehmen finanzieren sich nicht rein über das eine oder das andere Modell, sondern mischen verschiedene Konzepte. Beginnen wir unsere Betrachtungen beim Nervigsten: der Werbung.
Die Zeitungsbranche war schon immer gewohnt, neben ihren Inhalten Platz für Werbekunden zu schaffen. Nicht zufällig landete die Anzeige einer Bank im Wirtschaftsteil, die eines Autobauers auf der Auto-Seite. Das bringt dem Werbekunden noch nicht automatisch Einfluss auf das Redaktionsgeschehen, aber manchmal bieten Verlage treuen Kunden ein besonders gutes Anzeigenumfeld in Sonderbeilagen an.
Eine empirische Studie, die 2008 im Branchenmagazin Fachjournalist Podcast mit dem Autor der Studie zu Werbung in der Qualitätspresse ausgewählte Anzeigenkunden.
beschrieb eine tendenziell positivere Berichterstattung von »Spiegel« und Süddeutscher Zeitung überDieses Spannungsfeld wurde bald auch ins Digitale übertragen: Für reichweitenstarke Nachrichtenportale war es anfangs relativ leicht, im Netz Geld zu verdienen, indem man den Lesern neben dem eigentlichen Inhalt auch bezahlte Werbung vorlegt. Allerdings waren dort die Erlöse schon immer schlechter als im Print – weil extrem viele Websites als potenzielle Werbefläche infrage kommen und weil die Aufmerksamkeit der Nutzer hier geringer ist. Heute wankt dieses Geschäftsmodell, weil viele Besucher gar nicht mehr über die Startseite zu Artikeln kommen, sondern über soziale Medien. Oder dort nur noch die Überschrift lesen und gleich weiterscrollen. Zudem benutzen viele User
Deshalb wird für einige Portale das sogenannte »Native Advertising« immer attraktiver: Statt aufdringlich blinkender Banner tauchen in der Artikelübersicht gesponsorte Inhalte auf, die zwar als solche gekennzeichnet sind, in ihrer Aufmachung jedoch genauso aussehen wie redaktionelle Inhalte. Die früher hochgehaltene Trennung von Werbung und Redaktion ist damit komplett hinfällig, Studie zu den Auswirkungen von Native Advertising, englisch weil viele Nutzer die Hinweise schlicht übersehen. Manche Verlagshäuser wie »Spiegel« und ZEIT haben mit bento bzw. ze.tt eigene Plattformen gegründet, wo sie mit Native Advertising experimentieren. Der Ruf dieser Werbeform ist zwiespältig: »Der Journalismus verkauft damit seine Seele«, »Der Spiegel« über Native Advertising, 2014 sagt etwa der Guardian-Kolumnist Bob Garfield.
Neben dem Einfluss der Werbekunden – unabhängig davon, wie groß er tatsächlich ist – kann man dem werbefinanzierten Journalismus vor allem vorwerfen, dass er stärker als andere auf Reichweite schielen muss, um angemessene Erlöse zu erzielen. Und je unzuverlässiger die Werbeeinnahmen künftig werden, desto eher steht dieses Finanzierungsmodell in Zukunft ganz auf der Kippe.

Wenn du nicht zahlst, zahlt jemand anderes
Das klingt erst einmal wie ein Lichtblick: Nicht alle Medien sind darauf angewiesen, eigenständig schwarze Zahlen zu erwirtschaften. Die Pressemitteilung von Springer zum Einkauf bei Airbnb, 2012 Zwischenmiete-Marktplatz Airbnb. Beteiligungen an Job- und Immobilienportalen haben Springer 2016 die Jahresgeschäftsbericht 2016 der Axel Springer SE Bilanz gerettet: Der Gesamtumsatz des Konzerns wuchs, während das journalistische Geschäft schrumpfte.
zum Beispiel investiert in Konzerne, die nur über Ecken etwas mit Journalismus zu tun haben – zum Beispiel in denDer Guardian, eines der wichtigsten Qualitätsmedien Großbritanniens, schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen und überlebt aktuell nur dank einer Stiftung namens »Scott Trust«, in der das Blatt in besseren Zeiten seine Bericht der Süddeutschen Zeitung über die wirtschaftliche Situation des Guardian Überschüsse angelegt hatte.
Einerseits klingt es für die Redaktionen komfortabel, unpopuläre Themen aufbereiten zu können, während jemand anderes am Ende die Gehälter zahlt. Andererseits sind sie so den Geldgebern – egal ob unter dem eigenen Konzerndach oder von außen – auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Was, wenn sich der Betreiber von Job- und Immobilienportalen eines Tages überlegt, die Bilanz aufzuhübschen, indem er nicht lukrative Konzernbereiche abstößt?
Querfinanzierung ist das Eingeständnis des Scheiterns und führt uns zurück zur Überlegung, ob Journalismus in der privaten Wirtschaft wirklich chancenlos ist.
Die gute Nachricht: Wir haben eine Erlösquelle bislang ausgelassen. Nämlich diejenigen, die vom Journalismus direkt profitieren. Die Leser selbst.
Tausende Leser sind die sicherste Bank
Seitdem es gedruckte Zeitungen gibt, ist selbstverständlich, als Leser einen Preis dafür zu zahlen. (Von Ausnahmen wie Bordexemplaren und kostenlosen Wochenblättern einmal abgesehen.) Dass viele Verleger unter dem Fiepen der heimischen Modems die Büchse der Pandora öffneten und ihre Inhalte online kostenlos anboten – in der Hoffnung, dass das Internet als verlängertes Schaufenster für kostenpflichtige gedruckte Ausgaben dient – ist nicht mehr umkehrbar.
Vor einem ähnlichen Problem stand auch die Musikbranche, als Plattformen wie Napster zu mp3-Tauschbörsen wurden und immer mehr Hörer sich abgewöhnten, für Musik zu zahlen. Dieser Trend ist mittlerweile umgekehrt: Heute zahlen mehr als Meldung des Branchendiensts Digital Music News: 100 Millionen zahlende Streaming-Kunden, englisch 100 Millionen Nutzer dafür, bei Anbietern wie Spotify, Sirius und Apple Music zu streamen. Das liegt sicher auch an den nutzerfreundlichen Apps und den umfangreichen Bibliotheken der Anbieter.
Nachrichten hingegen werden vermutlich auch weiterhin kostenlos bleiben. Parallel entwickelt sich aber langsam die Bereitschaft, für ausführliche Hintergründe und aufwendige Erzählformen zu zahlen. Den digitalen Leser zur Kasse zu bitten, »wird immer mehr zur Branchenlösung«, sagt Holger Kansky, Digital-Referent des BDZV.
Wie diese Bezahlweise gestaltet ist, ist von Medium zu Medium unterschiedlich: Einige Anbieter, dazu zählt auch Website des Dienstleisters Laterpay »Laterpay«: Der Nutzer erstellt einen Account, zahlt aber erst, wenn er eine bestimmte Anzahl Artikel angeklickt hat.
publizieren grundsätzlich hinter einer Paywall. Wer lesen will, muss zahlen. Andere, dazu gehören vor allem Regionalzeitungen, arbeiten mit einem sogenannten »Metered Model«. In jedem Monat ist eine gewisse Anzahl an Artikeln frei. Ab dem 11. oder 16. Artikel fallen dann Kosten an. Medien wie die taz appellieren an die Leser, freiwillig ihre Arbeit zu entlohnen. Manche Anbieter wie die F.A.Z. setzen wiederum auf das »Freemium«-Konzept, in dem das Angebot in kostenlose Inhalte und Premium-Artikel für zahlende Leser unterteilt wird. Manche Medien nutzenEin Sonderfall bei der Maren Urner und Han Langeslag über das Crowdfunding für PD Leserfinanzierung ist das bei dem Seit kurzem sind auch Anbieter wie Website des Dienstleisters Steady Steady oder Website des Dienstleisters Patreon, englisch Patreon auf dem Markt, die permanentes Crowdfunding anbieten: Das gibt Philanthropen die Möglichkeit, Projekte ihrer Wahl regelmäßig mit einem frei gewählten Betrag zu unterstützen. Ein weiterer Sonderfall ist der Artikel-Kiosk Blendle, in dem Leser einzelne Artikel statt ganzer Ausgaben kaufen können.
Allerdings ist es gerade zu Beginn sehr mühsam, sich einen Leserstamm aufzubauen – statt weniger Werbekunden oder Financiers müssen sehr viele Menschen überzeugt werden, Geld – und damit Vertrauen – in ein Produkt zu stecken.
Wir Journalisten sind bereit – ihr Leser auch?
Es scheint, als müssten wir Journalisten uns diese Bereitschaft gerade ein bisschen neu verdienen. Es ist eine Polarisierung zu beobachten: Online, TV, Radio, Boulevard- und Qualitätszeitungen gelten als unterschiedlich seriös. Ein Teil der Gesellschaft vertraut Medien immer weniger, Studie zu unterschiedlich ausgeprägtem Medienvertrauen ein Teil umso mehr. In den USA hat der den großen Qualitätsmedien große The Economist über den »Trump Bump« bei traditionellen Medien, englisch Abonnementzuwächse beschert. In Deutschland gab es einen derartigen Wendepunkt bislang noch nicht. Das ist aber hoffentlich auch ohne unberechenbaren Präsidenten nur eine Frage der Zeit – zumindest stellen schon jetzt die mehr als 1 Million Digital-Abonnenten der Tageszeitungen ihre Bereitschaft unter Beweis. Und ihre Gruppe verzeichnet zweistellige Zuwachsraten.
Fassen wir also zusammen:
Ein Medium, das von seinen Lesern getragen wird,
- hat agilere Strukturen als öffentlich-rechtliche,
- ist kompetitiver als gemeinnützige,
- ist unabhängiger als werbefinanzierte,
- steht auf stabileren Füßen als querfinanzierte Medien.
Das einzige, was der Leser dafür in Kauf nehmen muss, ist der Preis. Vielleicht kommt es bei der Aussage aus dem Silicon Valley also am Ende wie so oft auf die Perspektive an: »Information will frei sein.« Zumindest, wenn es darum geht, Information möglichst frei von Einflüssen zu halten. Das fällt nicht vom Himmel, sondern ist ein aktiver Prozess, für den eine Gesellschaft sich Informations-Befreier leisten sollte. Wenn jeder ein bisschen gibt, ist der Preis dafür gar nicht hoch.
Mit Illustrationen von Robin Schüttert für Perspective Daily
Die Diskussionen sind leider nur für Mitglieder verfügbar.