Was auch immer Donald Trump da geritten hat: Aus dem Klimaschutzabkommen von Paris auszusteigen, ist die vielleicht beschissenste Idee aller Zeiten. Nicht nur, weil es der bislang realistischste Versuch ist, die Zukunft einer sondern auch, weil er die USA damit weiter isoliert: und dann wird es schon dünn an der Seitenlinie, während alle anderen auf dem Spielfeld von Paris stehen.
Internationale Klimavorschriften sollen also künftig ohne die USA geschrieben werden, die amerikanische Wirtschaft wird die Regeln ohne Mitspracherecht schlucken müssen, wenn sie Waren in die Länder des Abkommens exportieren will. Außer, sie konzentriert sich auf den Handel mit Syrien und Nicaragua.
Die bitterste Pille haben nun die armen Länder zu schlucken, die aus einem Fonds der UN zur Klimafolgenanpassung profitieren sollen: Trumps Amtsvorgänger Barack Obama hatte Bis zum Ende seiner Amtszeit hatte er 1/3 davon überwiesen. Trump wird wohl kaum die fehlenden 2 Milliarden bereitstellen, die dort dringend gebraucht werden: Schon jetzt nehmen gerade in Entwicklungsländern extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürreperioden zu, die Flutkatastrophen oder zur Folge haben.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
So viel zu den negativen Auswirkungen der (Eine Abkehr der USA könnte immer noch einen Domino-Effekt auslösen, aber zumindest bis heute sprechen die Reaktionen eine ganz andere Sprache.) Denn wenn die vergangenen Tage eins gezeigt haben, dann ist es: Wir sollten dem 45. US-Präsidenten dankbar sein für seine Entscheidung!
Jetzt erst recht!
Denn was sie bewirkt hat, zeigt: Donald Trump spricht nicht für die USA, wie er selbst vorgab. die sich über die globalen Zusammenhänge der Erderwärmung im Klaren sind, war laut und kam aus allen Ecken:
Wirtschaft: Die US-Wirtschaft selbst hält zu großen Teilen herzlich wenig von der Entscheidung – bis zuletzt versuchten viele Großkonzerne, den Präsidenten umzustimmen, und auch im Nachhinein reichen die Reaktionen von Unverständnis bis Trotz. Und die 5 wertvollsten US-Unternehmen Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft
Städte: Trump begründete seinen Schritt, er sei nicht verantwortlich für die Bürger von Paris, sondern von Der demokratische Pittsburgher Bürgermeister Bill Peduto wollte seine Stadt aber nicht als Argumentationshilfe durchgehen lassen. »Pittsburgh ist das Vorzeigebeispiel, warum das Pariser Abkommen den Vereinigten Staaten wirtschaftlich gut tut.« Eine schließt sich Pedutos Absage an Trump an.
Bundesstaaten: Der US-Präsident hat zwar auf nationaler Ebene eine stattliche Machtfülle, gleichzeitig gibt es Politikfelder, auf denen in den Vereinigten Staaten jeder Staat für sich entscheidet. Texas zum Beispiel ist rein aus ökonomischen Gründen Und der Wüstenstaat Nevada hat erst setzen zu wollen. Der liberale Westküstenstaat Kalifornien ist schon länger als bekannt – kurz nach Trumps Rede hat Gouverneur Jerry Brown dem Präsidenten bereits via Twitter den Kampf um gutes Klima angesagt. Sein Vorgänger, der republikanische Terminator Arnold Schwarzenegger, richtete sich in einer Auch die amtierenden Gouverneure, die nun gegen Trumps Klimapolitik aufbegehren, sind keineswegs nur Demokraten –
Dieses Gefühl von »jetzt erst recht« zieht sich wie ein roter Faden durch die internationalen Reaktionen. Politiker aus aller Welt zeigen sich fest entschlossen, das Pariser Abkommen umzusetzen. »Nichts kann und wird uns dabei aufhalten«, »Beim Klima gibt es keinen Plan B, weil es keinen Planeten B gibt«, sagt der französische Präsident Emmanuel Macron in seiner Videobotschaft bei sozialen Medien. Dazu lud er gleich alle enttäuschten US-Wissenschaftler nach Frankreich ein.
Der französische Präsident Emmanuel Macron reagierte auf Trumps Ankündigung mit klaren Worten. Seine Videobotschaft machte in sozialen Medien schnell die Runde.
Nie war die Entscheidungselite der Welt (aus der Trump die USA gerade spektakulär herauskatapultiert) so einig im Ziel, die Erde vor dem Schlimmsten zu bewahren. Ende 2015, als das Paris-Abkommen geboren wurde, Mittlerweile herrscht breiter Konsens, dass vorübergehende wirtschaftliche Einbußen eher zu verkraften sind als ein Wüstenplanet.
Die meisten Regierungen der Welt haben nach anderthalb Jahren begriffen, aber unverzichtbar ist. Sie dürften nach dem Austritt der USA die eigenen Ziele eher noch nach oben schrauben, als das Abkommen infrage zu stellen. Es war ein bemerkenswerter Zufall, dass kurz vor Trumps Entscheidung der und sein chinesischer Amtskollege zu Besuch waren und jeweils in die gemeinsame Beteuerung der Klimaziele einstimmten. Am Tag nach Trumps Auftritt trieb Li in Brüssel die wirtschaftliche Annäherung Chinas mit der EU über die »Neue Seidenstraße« voran: auf die er sogar noch weniger Einfluss hat als aufs Weltklima.
Danke, Donald Trump, für diese Schlagzeilen!
Endlich ist es so weit: Das Klima ist auf den Titelseiten, wo es schon lange hingehört. Und von allen Seiten hagelt es flammende Appelle, Dagegen wirkt Donald Trumps Retweet einer Börsenmeldung von Fox News ziemlich verloren. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass für den Klimaschutz das gleiche PR-Gesetz gilt wie auch für Verona Pooth, Stefan Effenberg und ihn selbst: Es gibt keine schlechte Presse.
Der US-Präsident hat dem weltweiten Klimaschutz nicht nur neuen Aufwind verliehen, sondern auch eine wunderbare Projektionsfläche für jede Menge Wut geliefert. Jetzt können wir alle gemeinsam zeigen, dass der vermeintlich mächtigste Mann der Welt im Kampf gegen das Klima – und damit die Zukunft der Menschheit auf der Erde – eben doch nicht so viel anstellen kann.
Übrigens dürfen die Vertragspartner des Paris-Abkommens effektiv erst 3 Jahre nach Eintritt ein Austrittsgesuch schicken. Und von da an müssen sie noch ein Jahr warten, bis der Austritt rechtskräftig ist. Bis zum 4. November 2020 sind die USA noch Vertragspartner des Abkommens. Am Tag zuvor finden die nächsten Präsidentschaftswahlen statt.
Mit Illustrationen von
Robin Schüttert
für Perspective Daily
Wenn Zugvögel im Schwarm fliegen, beeinflusst jedes einzelne Tier die Richtung aller – das hat David bei einer Recherche gelernt. Sonst berichtet er eher über Menschen, stellt sich dabei aber eine ganz ähnliche Frage: Welche Rolle spielt der einzelne Wähler und Verbraucher, welchen Einfluss hat jeder von uns auf die Gesellschaft? David recherchiert gern unterwegs, studiert hat er Musikmanagement, Englisch und Journalismus.