Das bengalische Feuer ging nach hinten los
Bei G20 hat die gewaltbereite Ultralinke ihre ideologische Legitimation verloren. Das ist eine gute Nachricht.
Am vergangenen Wochenende führten ein paar Tausend Halbstarker der Welt vor Augen, wohin radikale Ideologien führen können. Die Selbstoffenbarung war aus
Ausgerechnet in den linksalternativen Stadtteilen St. Pauli und im Schanzenviertel haben jene, die für Vielfalt einzutreten vorgeben und gleichzeitig
476 Polizisten verletzt, Schäden in Millionenhöhe, ganze Stadtteile in Angst und Schrecken versetzt – kleine Kinder und alte Menschen inklusive. Das ist nur ein Teil der Bilanz dieser scheinbar politischen Bewegung, die kein Verständnis mehr verdient. Die Vermummten haben außerdem bewirkt, dass intelligenter Protest, Friedensfeste und leidenschaftliches Engagement Zehntausender kaum mehr gehört wurde. Dabei hatten die etwas zu sagen.
Die Ausschreitungen waren keine Systemkritik, sondern eine Vielzahl krimineller Angriffe auf unsere freie Gesellschaft durch
Wer mit einer Zwille Stahlkugeln auf Menschen schießt oder Hubschrauberpiloten mit Laserpointern blendet, handelt außerdem in der Regel mit bedingtem
Etwa 400 mutmaßliche Straftäter hat die Polizei
Ein brennender Twingo ist keine politische Botschaft
Einige Tausend gewaltbereite, teilweise aus ganz Europa angereiste Autonome sind – davon ist bedauerlicherweise auszugehen – nun stolz darauf, es der Welt gezeigt zu haben. Beflissen werden sie sich in ihren eigenen
Für den größten Teil der Gesellschaft dürfte das Erfordernis des staatlichen Großaufgebots jetzt allerdings deutlich plausibler sein (anders als die Wahl des Austragungsortes selbst). Erschien die Räumung des Zeltlagers auf der Halbinsel Entenwerder vergangenen Donnerstag manch einem noch als übertriebene Demonstration hoheitlicher Gewalt, ist diese staatliche Nervosität wenige Tage später sehr einleuchtend.
Wer meint, diese Form von »Protest« sei nun einmal erforderlich, sonst verschaffe man sich vor den Staatenlenkern und der ganzen Welt kein Gehör für die eigentlich gute Sache, der möge ehrlich folgende Frage beantworten: Für welche Sache haben diese Menschen protestiert? Ich habe es nicht erfahren und weigere mich, es zu recherchieren. Wer nur »Fuck the system!« schreit und willkürlich zerstört, hat keine Aufmerksamkeit verdient. Welche politische Botschaft mir nur mittels eines brennenden Twingos vermittelt werden kann, will nicht in meinen Kopf.
Um zu beantworten, ob man diese Form von Protest wirklich braucht
Es gäbe keine Verletzten, keine Verunsicherung, keine Verwüstung. Auch linke Botschaften wären viel besser transportiert worden: Die sensationsaffine Öffentlichkeit hätte mangels Straßenschlachten viel mehr intelligenten Protest wahrgenommen. Das Potenzial, andere Menschen zum Nachdenken zu bewegen, hätte sich besser entfalten können.
Was uns am Ende rettet, ist nicht unser Kontostand, sondern jemand, der uns die Hand reicht. Wir wollen daran erinnern, wie identitätsstiftend Mitgefühl und Gemeinsinn für die Gesellschaft sind. Unsere Aktion ist ein weiteres Zeichen dafür, dass viele Menschen die zerstörerischen Auswirkungen des Kapitalismus nicht länger hinnehmen wollen.
Nichtgewalttätiger Protest und Widerstand sind mehr als zweimal so effektiv wie gewalttätiger Protest, so eine umfangreiche Studie von Erica Chenoweth und Maria J. Stephan aus dem Jahr 2011,
Mitmenschen, so das Ergebnis, lassen sich ohne Gewalt nachweislich besser für die eigene Sache begeistern. In Hamburg zum Beispiel mit der zitierten Kunstaktion »1.000 Gestalten«, bei der mit grauem Lehm bedeckte Laiendarsteller wie Zombies durch Hamburg wankten und so zu
Stattdessen haben nur die politischen Gegner einen Etappensieg errungen. Wenn das die Vorboten jener utopischen Welt waren, die von linksaußen gefordert wird, dürften viele denken: Danke, nein!
Die politische Linke hat, so scheint es, nach dem Wochenende noch keine einheitliche Linie, wie man die Krawalle kommentiert. Besonders eindrücklich veranschaulicht dies ein Blick auf den Twitter-Account der Partei Die Linke, von dem aus quasi zeitgleich eine paradox anmutende Deutung der Vorgänge in Hamburg in Richtung Öffentlichkeit getweetet wurde:
Nach den ultralinken Brandstiftungen in der Hansestadt spielt auch die politische Linke mit dem Feuer, wenn sie sich nicht kompromisslos von dieser Gewalt distanziert. Kritik an polizeilichem Vorgehen ist berechtigt, muss aber auch im Verhältnis eingeordnet werden: Bei einem Einsatz dieser Größe und einem derart skrupellosen Gegenüber, der
Mit Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl droht ein linkes Eigentor, wenn keine klare Distanzierung erfolgt. Die Linke hat jetzt sozusagen ein paar Tausend schwarz vermummte Björn Höckes. Wie wird sie mit ihnen umgehen?
Was Linksautonome mit Donald Trump gemeinsam haben
Die gute Nachricht: Auf Rechtsaußen und Linksaußen kommt es gesamtgesellschaftlich nicht an. Rechte und linke Ideologien werden in einer Demokratie erst gefährlich, wenn sie die Mitte der Gesellschaft verführen und so mehrheitsfähig werden.
Und in dieser Hinsicht kann man nach dem Gipfel eine positive Bilanz ziehen:
- Der linke Extremismus hat nicht nur Hamburger Straßenzüge, sondern auch seine Legitimation zerstört. Quer durch alle Parteien lautet die Blitzanalyse, »auf dem linken Auge blind« gewesen zu sein. Der Szene dürften schwere Zeiten bevorstehen. Auf gesellschaftliche Sympathie können sie nach Hamburg erst einmal nicht mehr hoffen.
- Und wohin allzu rechte Politik führt, demonstriert seit Monaten das ultrakapitalistische Feindbild der linken Brandstifter: Milliardär, Egomane und US-Präsident Donald Trump. Dieser Akteur ebenfalls brandgefährlicher Realsatire wollte ursprünglich die EU entzweien und
Vielleicht braucht eine Gesellschaft ab und an eine Kostprobe Extremismus, um daran erinnert zu werden, wie brandgefährlich dieser ist? Die Bilder aus Hamburg dürften für diesen Zweck eine Weile lang ausreichen.
Die Radikallinken haben ihre Glaubwürdigkeit in Altona verbrannt. In St. Pauli zertrümmerten sie ihre Vision von einer besseren Welt. Im Supermarkt auf dem Schulterblatt stahlen sie einander die Legitimation, nur ein paar Meter entfernt von der »Roten Flora«, seit fast 30 Jahren ein Zentrum der linksautonomen Szene, dem es nun an den Kragen gehen könnte.
Der Welt wird vor allem das Chaos in Erinnerung bleiben. Das ist sehr bedauerlich, denn es gab so viel mehr. Zum Beispiel am Sonntag nach den Krawallen. Da straften Tausende Einwohner Hamburgs die scheinbare Zwangsläufigkeit der Redewendung »Gewalt erzeugt Gegenwalt« Lügen, als die unterschiedlichsten Menschen zu den Orten der Zerstörung pilgerten, um gemeinsam aufzuräumen. Eine Seniorin fegt den Bürgersteig, daneben kratzt ein Student Scherben aus den Fugen des Kopfsteinpflasters. Dazwischen ein kleiner Junge, dem jemand mit Filzstift »Je suis Budni« auf das T-Shirt gemalt hat.
Solidarität, Empathie, ein vielfältiges Miteinander. Am Hamburger Schulterblatt konnte man ihn doch noch erleben, den linken Traum von einer besseren Welt. Die Autonomen waren da allerdings
Titelbild: flickr / Thorsten Schröder - CC BY 3.0