3 einfache Wege, die Bundestagswahl zu beeinflussen
Du willst dich für die Demokratie einsetzen, hast aber wenig Zeit? Hier kommen 3 Initiativen für alle, die etwas verändern wollen.
Die Demokratie ist gerade sehr verletzlich: Zunehmender Rechtsextremismus. Wirtschaftliche Unsicherheit und Inflation. Soziale Ungleichheit.
Je komplexer die Probleme, desto schwerer haben es Regierungen, Lösungen zu finden. Und das führt auch in Deutschland zur Frustration mit dem politischen System. Eine bundesweite Umfrage der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) von 2022 hat gezeigt, dass die Zufriedenheit mit der Demokratie in den letzten Jahren gesunken ist.
Nun könnte das dem demokratischen System bei den anstehenden Bundestagswahlen zum Verhängnis werden –
Die Studie macht aber auch deutlich: Bei Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, sind die Zweifel weniger ausgeprägt. Hier sind immerhin 70% mit dem Lauf der Demokratie in Deutschland zufrieden. Gleichzeitig erfahren engagierte Menschen seltener Gefühle von politischer Ohnmacht: 23% im Vergleich zu 39% bei Nichtengagierten.
Mehr Engagement könnte also zu einer demokratiefreundlicheren Bundestagswahl verhelfen.
Das Problem ist: Nicht allen Menschen liegt es, auf Demos zu gehen. Nicht alle Menschen engagieren sich aktivistisch in einem Verein. Und noch weniger Bürger:innen sind in einer politischen Partei aktiv.
Vielleicht, weil das Wissen über nötige Anlaufstellen fehlt, aus gesundheitlichen Gründen oder schlicht, weil neben Kinderbetreuung und Arbeit keine Zeit dafür bleibt.
Trotzdem kann jede:r Einzelne im Kleinen etwas zur Erhaltung von Vielfalt, Menschenrechten und einer fairen sowie demokratischen Zukunft tun.
Für die kommende Bundestagswahl hat sich bereits eine Reihe von Initiativen gebildet, die Menschen, die nicht besonders politisch aktiv sind, niederschwellige Angebote und Instrumente an die Hand geben, mit denen sie ihren Beitrag zur Demokratie leisten können.
Hier kommen 3 davon, die für (fast) jede:n einfach anzugehen sind – auch ohne großen Zeitaufwand.

»Dein Brief zählt!«: So schreibst du eine Nachricht, die den Ausgang der Bundestagswahl verändern könnte
November 2024. Eine Gruppe von Freund:innen sitzt in Berlin zusammen beim Stammtisch von
Die Gruppe spricht über die anstehende Bundestagswahl. Die meisten machen sich Sorgen um den Rechtsruck. Vor allem aber fühlen sie Unbehagen angesichts der Gespräche zu Weihnachten mit gewissen Verwandten. Jenen Verwandten, die rechtspopulistische Ansichten vertreten oder unbedacht Falschnachrichten verbreiten.
»Wir haben uns überlegt, wie wir uns und möglichst viele andere Menschen darauf vorbereiten können«, erklärt Carola Frank, eine der Initiator:innen. »Unsere Überlegung war, dass es hilfreich wäre, Fakten zu brennenden Themen wie soziale Gerechtigkeit parat zu haben, aber auch Tipps,
Das Ergebnis: Die Initiative
Auf der Website des Projekts steht eine Anleitung dazu, wie ein konstruktiver und verbindender Brief geschrieben wird. Zudem finden sich hilfreiche Fakten zu den Themen soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz oder Frauenrechte mit entsprechenden Briefvorlagen.
Anstatt nur Fakten aufzuzählen, schildere, warum ein Thema für dich persönlich wichtig ist. Menschen reagieren stärker auf Gefühle und authentische Geschichten als auf Fakten allein.
Die Gruppe der Initiator:innen erhofft sich durch die Aktion, dass mehr Menschen die Hemmung verlieren, auch unangenehme Gespräche zu führen.
»Im besten Fall wählen weniger Menschen rechts und dafür mehr zukunftsorientierte, solidarische und demokratische Positionen«, fügt Frank hinzu. »Aber mindestens tragen wir mit der Aktion zu mehr Verständnis füreinander bei
Einige aus dem Kollektiv hätten bereits erste Briefe an Großeltern oder Patentante und -onkel geschrieben. Die Reaktion der Empfänger:innen sei meist positiv, berichtet Frank. Sie hätten sich für den Brief bedankt und fühlten sich wertgeschätzt. Manche lüden zum persönlichen Gespräch ein oder starteten einen schriftlichen Austausch – nicht alle mündeten in konstruktiven Argumenten.
Gerade in Fällen von Ablehnung helfe jedoch das Netzwerk, erklärt Frank: »Es ist wichtig, mit frustrierenden Gesprächen nicht allein zu sein.«
Auch deshalb ruft die Initiative »Dein Brief zählt!« dazu auf, sich mit Freund:innen zu treffen, um gemeinsam Briefe zu verfassen.

»KI für Bunt«: Diese künstliche Intelligenz hilft dir, Bullshit zu entlarven
Fake News, Hetze und Panikmache sind besonders in Wahlkampfzeiten gefährlich. Denn dann tauchen sie besonders häufig auf und schüren gezielt Emotionen, um Wähler:innen zu manipulieren.
Dass Fake News einen Einfluss auf Wahlen haben, darüber ist sich die Forschung generell einig.
Soziale Medien sind eine zunehmend wichtige Informationsquelle für viele Bürger:innen. Die darin verbreiteten
Wie kommt man als Einzelperson dagegen an? Nicht immer hat man die Argumente und Fakten parat, um Falschaussagen zu widerlegen.
Deshalb hat eine Gruppe von Aktivist:innen des Vereins
Stößt man zum Beispiel in den sozialen Medien auf einen diskriminierenden Kommentar oder eine falsche Behauptung, kann man diese in die auf ChatGPT erstellte KI kopieren. Diese spuckt dann eine konstruktive Antwort aus, die die
Das macht es Nutzer:innen von sozialen Medien einfacher, populistische Falschmeldungen und Hetze nicht unhinterfragt stehen zu lassen.
Menschen zu überzeugen – und scheint es noch so hoffnungslos –, ist besser, als sie anzuschreien. Mit ›KI für Bunt‹ kannst du Diskussionen führen, ohne in die ›Ich beleidige dich jetzt zurück‹-Falle zu tappen.
Was wird eine einfache Antwort auf Facebook oder Instagram schon groß ändern? – Diese Frage mag sich manch ein:e Leser:in stellen. Doch die Geschichte hat immer wieder gezeigt: Eine schweigende Mehrheit kann oft fataler sein als eine radikale Minderheit. Fake News auf konstruktive und höfliche Weise zu entlarven, und sei es nur durch einen Kommentar, lohnt sich.

»Treffen sich ein paar Menschen und machen Revolution«: ein Abendessen mit Freunden reicht schon
Wenn Freundesgruppen über Politik reden, passiert das meist spontan, in leicht alkoholisiertem Zustand und mündet in einer wilden Klagerunde mit »Die da oben sind ja alle gleich!«-Aussagen.
Das müsste doch konstruktiver und effizienter gehen, dachten sich die Gründer:innen der Initiative
Sie wurde von ehemaligen Aktivist:innen der
Stell dir vor, du lädst 5 Freunde von dir zu einem gemeinsamen Abend ein. Ihr besprecht, was euch wichtig ist und was ihr von der Politik wollt. Und dann laden alle Teilnehmenden an einem anderen Abend 5 neue Leute ein, und die machen das auch wieder – das Ganze breitet sich exponentiell aus, nach ein paar Runden sind schon 10.000 Menschen dabei, und wir alle gemeinsam haben eine Stimme: Boom!
Das Ziel eines jeden Abends: 3–4 Lösungen zu verschiedenen Themen finden – egal, ob für den Klimaschutz oder das Bildungssystem. Die Ergebnisse können dann auf der Website eingereicht werden.
Am Tag nach der Wahl soll dann aus allen Menschen, die an den Tischgesprächen mitgewirkt haben,
Egal, ob du beim Rat mitmachen willst oder nicht – ein einfaches Abendessen mit Freund:innen kann ein erster Schritt sein, lösungsorientiert über Politik zu sprechen, statt nur über sie zu schimpfen. Das kann
Um inspirierende Gespräche in Gang zu bringen, bietet die Initiative »Jetzt reden wir!« auf ihrer Website verschiedene Instrumente an. Darunter ein Moderationsleitfaden und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Organisation eines politischen Abends.
Bisher ist die Runde noch eher klein: 19 Versammlungen fanden statt, mit über 100 Teilnehmenden. 86 Lösungsvorschläge wurden bereits erarbeitet. Vielleicht stammt die 87. Idee ja von dir?
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily