Wie Mimmi und Otto ihr spätes Glück gefunden haben – und was wir von ihnen lernen können
Eine Liebesgeschichte in 8 Lektionen.
Ein ganz besonderes Paar

Unsere Gastautorin Kristina Gärtner hat Mimmi (92) und Otto (96) im Seniorenheim besucht.
Bildquelle: privatWer vom großen Glück im hohen Alter erfahren möchte, muss über Alleen und Felder in ein kleines Dorf im südlichen Niedersachsen fahren, im ersten Stock des örtlichen Seniorenheimes rechts in den »Orchideenweg« einbiegen, dem langen Gang eine Weile folgen und an der Tür mit der Nummer 23 klopfen.
Eine kleine Frau mit kurzen Haaren und leuchtenden Augen und ein bärtiger Mann mit kräftigem Händedruck öffnen dann die Tür. Beiden sieht man nicht an, dass sie bereits über 90 Jahre alt sind.
2 Sessel an einem Tisch mit Häkeldeckchen, Blumentopf und Tablettenboxen. Eine Kommode, ein Regal, an den Wänden Fotos von Kindern und Enkeln. Das Zimmer strahlt eine Mischung aus Pragmatismus und Gemütlichkeit aus. Den Versuch, aus den strengen Vorgaben eines deutschen Seniorenheimes das größtmögliche Maß an individueller Gestaltung herauszuholen. Nichts unterscheidet es von Millionen anderen in diesem Land.
Lektion 1: Das Leben steckt voller Überraschungen
Und doch ist dieser Ort der Schauplatz einer Liebesgeschichte, die so rasant daherkommt, dass man sie hier kaum erwartet. Einer Liebesgeschichte, die zeigt, dass sich 2 Menschen gegenseitig retten können, wenn sie nur den Mut dafür aufbringen. Oder etwas allgemeiner gesprochen: Das menschliche Miteinander kann einen echten Unterschied machen und das Leben um 180 Grad drehen.
Als Mimmi vor 3 Jahren mit ihrem damaligen Partner Karl ins Seniorenheim zieht, deutet nichts darauf hin, dass sie hier noch einmal das große Glück erleben wird. Das Leben in ihrem Haus mit dem großen Garten ist zu beschwerlich geworden, die Treppen zu steil, die Obstbäume zu hoch. Karl, der 10 Jahre älter
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily