Er ist also doch ins Wanken geraten: Facebook, der Titan sozialer Medien. Seit 3 Wochen betreibt der Konzern halbgares Krisenmanagement in einem der größten Datenskandale der Geschichte. Und die typischen Gegenstrategien wirken nicht mehr: Auf den Versuch, die Krise schweigend auszusitzen, bei Investoren,
Auch Mark Zuckerbergs Eingeständnis (»Das war eine große Sicherheitslücke«) kommt zu spät, zu getrieben daher. und hat damit nicht verstanden, wo das Problem liegt. Namhafte Werbekunden wie die Commerzbank und der Browseranbieter Firefox dagegen schon – sie Die US-amerikanische Verbraucherschutzbehörde ermittelt, und der Facebook-Chef soll vor dem US-Kongress und
Das ist passiert: Durch die Recherche von Journalisten des britischen und der kam Mitte März heraus, dass das britische IT-Unternehmen Daten von 50 Millionen Facebook-Profilen nutzte, um den US-Wahlkampf im Jahr 2016 zu beeinflussen. Mit den Nutzerdaten wurden gezielt personalisierte Pro-Trump-Botschaften ausgeliefert, teilweise getarnt als vermeintlich unabhängige Informationen. Whistleblower Christopher Wylie bezeichnet dies als »Werkzeug der psychologischen Kriegsführung«. Ob die Kampagne tatsächlich Einfluss auf ist bisher ungeklärt.
Woher kamen die Daten? Den Großteil der Nutzerdaten sammelte in den Jahren 2014–2015 die App »thisisyourdigitallife« von Aleksandr Kogan. Der Assistenzprofessor aus Cambridge gab gegenüber Facebook an, er wolle die Daten zu wissenschaftlichen Zwecken nutzen. Tatsächlich verkaufte er die Daten für rund 800.000 US-Dollar an Cambridge Analytica. Ausgelesen und weiterverkauft wurden aber nicht nur die Daten der 270.000 Nutzer der App, sondern auch die Profile ihrer Facebook-Freunde – insgesamt 87 Millionen Nutzer. Darunter auch
Was ist Facebooks Rolle dabei? Facebook wusste seit dem Jahr 2015 um den Datenskandal. Das Unternehmen sperrte den Zugang von Aleksandr Kogans Firma GSR und forderte Kogan und Cambridge Analytica auf, Die Nutzer informierte Facebook aber nicht und überprüfte auch nicht, ob die Löschung wirklich umgesetzt wurde (was auch nicht passierte). Bei Facebook wollte man es wohl nicht allzu genau wissen; schließlich profitierte das Unternehmen von Drittanbieter-Apps wie »thisisyourdigitallife« mit 30% pro Verkauf im Store.
Facebooks verunsicherte Nutzer stehen nun vor der Frage, was sie tun sollen. Umfragen zeigen: Rund die Hälfte der US-Nutzer denkt zumindest darüber nach, 8% wollen dem Netzwerk ganz den Rücken kehren.
Ich bin einer von denen, die jetzt einen Schlussstrich ziehen. Das muss nicht jeder so machen – aber jeder sollte sich aktiv entscheiden, ob Facebook für ihn persönlich mehr Nutzen oder Schaden bringt.
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Mit Illustrationen von
Tobias Kaiser
für Perspective Daily
Dirk ist ein Internetbewohner der ersten Generation. Ihn faszinieren die Möglichkeiten und die noch junge Kultur der digitalen Welt, mit all ihren Fallstricken. Als Germanist ist er sich sicher: Was wir heute posten und chatten, formt das, was wir morgen sein werden. Die Schnittstellen zu unserer Zukunft sind online.