Sind wir noch zu retten?
Schluss jetzt! Das muss der letzte Kommentar zur Frage sein, ob wir Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen.
Wie unmenschlich ist das, diese Flüchtlinge nicht vor dem Ertrinken retten zu wollen?
Abschiebungen sind per se unmenschlich.
Menschen zu bestrafen, die Leben retten, ist unmenschlich!
»Unmenschlich« – ein Wort, das sich seit dem Drama um das Rettungsschiff
Aber es ist auch ein Wort wie eine Schockstarre. Es verdrängt, dass wir täglich Zeugen menschlicher Grausamkeit werden, über die wir immer träger miteinander sprechen. Viele empören sich – und ziehen doch keine Konsequenzen daraus. Das schmerzt vor allem diejenigen, die sich der Realität mit vollem Einsatz stellen. Die Debatte habe sich seit 3 Jahren nirgendwohin bewegt, sagt der Kapitän des Rettungsschiffs »Iuventa« in einem
Statt politischen Lösungen wurde jüngst viel auf der Metaebene diskutiert:
Flüchtlinge ertrinken lassen, Asylsuchende nach Afghanistan abschieben, Kriegswaffen an Despoten liefern.
Auf der anderen Seite sind Menschenrechte mehr als nur der erhobene Zeigefinger. So prüft der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte derzeit, ob der Deal zwischen
Sich damit auseinanderzusetzen, was Menschenrechte eigentlich sind, wer sie wie einfordern kann und welche Rolle sie bei der Suche nach politischen Lösungen spielen, ist wichtig. Vor allem wappnet eine klare Argumentation, die sich auf geltendes Recht stützt, gegen Diffamierungen von rechten Politikern – und allen anderen –,
Dabei muss sich
Nachdem wir es schon so weit geschafft haben, wäre unsere nächste zivilisatorische Leistung, Leid auch dann nicht zu tolerieren, wenn es nicht in unserer unmittelbaren Umgebung stattfindet. Idealerweise würde die Generation nach uns in 100 Jahren zurückschauen und nicht verstehen, dass wir den ertrinkenden Menschen im Mittelmeer nicht geholfen haben. Idealerweise.
Doch die Empathie in unserer Gesellschaft stagniert, wenn Ideale und Bedürfnisse kollidieren. Davor können wir nicht die Augen verschließen. In der aktuellen Debatte kommt der Konflikt oft wie folgt daher:
A: Wir können doch keine Menschen ertrinken lassen.
B: Aber die können doch auch nicht alle herkommen.
Niemand, nicht einmal B, hat in diesem Moment den Asylschutz infrage gestellt. B hat implizit ein Bedürfnis formuliert, nämlich das Bedürfnis nach Sicherheit, danach, dass alles so bleibt, wie es ist, und sich nichts zum Schlechteren verändert. A versteht das nicht und hat auch keine Lösung parat, die B die Sorgen nehmen könnte. So bringen beide die Debatte nicht weiter.
Menschenwürde und Menschenrechte bilden mit Blick auf die Wahlergebnisse des Jahres 2017 noch für die Mehrheit der deutschen Gesellschaft ein solides Gerüst. Das ist die gute Nachricht. Damit wir uns dem Ziel einer universellen Empathie aber weiter nähern, müssen wir gemeinsam Kompromisse suchen – und vor allem denjenigen zuhören,
Titelbild: Tobias Kaiser - copyright