»Jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, dass die Demokratie ernsthaft in Gefahr ist«
Nach Chemnitz gibt es keine Ausrede mehr, nicht zu handeln. Sozialwissenschaftler und Aktivist Farhad Dilmaghani fordert eine neue, starke Bürgerrechtsbewegung.
Erst #MeTwo, dann Chemnitz – in den letzten Wochen wurde Rassismus in Deutschland immer sichtbarer. Dass es dieses Problem noch immer gibt, überraschte viele. Nicht so Menschen wie Farhad Dilmaghani, der seit über 20 Jahren gegen strukturellen Rassismus kämpft. Heute ist er Vorsitzender der Organisation Hier findest du die Website von DeutschPlus e. V. DeutschPlus e. V. – eine Initiative, die sich für eine vielfältige und integrierende Gesellschaft einsetzt. Im Interview mit Georg Diez fordert er ein härteres Vorgehen gegen die AfD: »Wer glaubt, das sei ein Spuk, der irgendwann einfach so vorbeigehe, der hat Herrn Gauland nicht zugehört, als er mit hassverzerrter Stimme rauspresste: ›Wir werden sie jagen!‹«
Farhad Dilmaghani

Er ist Vorsitzender des Vereins »DeutschPlus – Initiative für eine plurale Republik«. In den Jahren 2000–2005 arbeitete er im Kanzleramt von Gerhard Schröder. Im Land Berlin war er Staatssekretär für Arbeit und Integration.
Bildquelle: DeutschPlus e.V.Chemnitz ist eine Zäsur
Chemnitz ist aber auch eine Zäsur. Man darf den Begriff nicht überstrapazieren. Aber jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, dass die Demokratie ernsthaft in Gefahr ist und die AfD der parlamentarische Arm der Rechtsextremen ist, die Seite an Seite mit Neonazis und PEGIDA marschiert wie beim sogenannten Trauermarsch letzten Samstag.
Marcel Tschekow, der die AfD seit Gründung analysiert, weist zu Recht auch auf die Verbindungen zwischen AfD und sensiblen staatlichen Organen hin. Allein in der Bundestagsfraktion der AfD bestehen 30 Verbindungen zur Sicherheit und Justiz. 4 Abgeordnete sind ehemalige Staatsanwälte, Oberstaatsanwälte oder Richter. 17 Abgeordnete besitzen Verbindungen zur Bundeswehr. 7 weitere Abgeordnete der Bundestagsfraktion besitzen Verbindungen zur Polizei. Wer glaubt, das sei ein Spuk, der irgendwann einfach so vorbeigehe, der hat Herrn Gauland nicht zugehört, als er mit hassverzerrter Stimme rauspresste: Das Video zur Drohung von Gauland bei seinem Einzug in den Bundestag (2017) »Wir werden sie jagen!«, und der hat auch nichts aus der deutschen Geschichte gelernt.