Nach diesem Text weißt du nicht mehr, ob du Tiere lieben kannst
2 Deutsche Schäferhunde konsumieren mehr als ein Mensch in Bangladesch. Ist das unser Ernst?
Die erhalten mittlerweile nicht nur unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, sondern bekommen auch Regenmäntel und Karnevalskostüme angezogen und alkoholfreien Wein, alkoholhaltiges Bier und vegane Eiscreme serviert. Gleichzeitig – oder gerade deshalb – leiden unsere behaarten und gefiederten Freunde immer häufiger an der kompletten Bandbreite zuvor rein menschlicher Probleme – von Übergewicht bis Trennungsangst.
2 Deutsche Schäferhunde konsumieren mehr als ein Mensch in Bangladesch
Ganz abgesehen davon, ob das noch »normal« ist, war mir schon beim Anblick des Hunde-Himmelbetts im Londoner Nobelkaufhaus Harrods vor ein paar Jahren schnell klar, dass das nicht nachhaltig ist. Und ich frage mich: Wie groß ist das Ausmaß unserer Haustierliebe tatsächlich? Nach einer kurzen Recherche weiß ich:
Können – oder wollen – wir das mit unserem Gewissen vereinbaren? Oder müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden,
So viel verbrauchen unsere tierischen Freunde
Beginnen wir mit einer kleinen Bestandsaufnahme: In Deutschland gab es im Jahr 2017 knapp 24 Millionen Haustierbesitzer mit entweder mindestens einem Hund, einer Katze, Vögeln oder Nagetieren im Haushalt.
International gesehen haben
Millionen von Tiermäulern, die regelmäßig – egal ob vegan, bio oder mit den Resten vom Abendessen – gefüllt werden wollen. Und zwar nicht zu knapp. Laut Schätzungen ist das Futter für die 77,8 Millionen Hunde, die 85,6 Millionen Katzen und die anderen tierischen Kameraden
Analog zum »ökologischen Fußabdruck« eines Menschen, gibt es dafür auch schon einen Namen –
Bei so vielen tierischen Freunden klingeln natürlich auch die Kassen.
Um das Ausmaß unserer Tierliebe einzuordnen, hilft ein Vergleich mit der wohl am weitesten verbreiteten Freizeitbeschäftigung: dem Fernsehen.
Vom zahmen Wolf zum Familienmitglied
Die tierischen Begleiter wurden zu Freunden und sind mittlerweile längst viel mehr: Für 91% der Haustierbesitzer in Deutschland ist der tierische Begleiter ein Familienmitglied. Jeder vierte Besitzer sieht in seinem Haustier sogar einen
Das ist eine Entwicklung, die sicher auch der Marketingstrategie von Tierfutter- und Zubehörherstellern aller Couleur zu verdanken ist und zur anhaltenden Humanisierung unserer Haustiere beiträgt. Wir erinnern uns an Karnevalskostüme, Regenschirme und Weine für Hunde und Katzen.
Und wer es einmal in den Kreis der Lieben geschafft hat, sollte natürlich auch nach bestem Wissen und Gewissen versorgt werden: Je nach Ernährungstrend und -vorliebe von Frauchen oder Herrchen kommen dann auch beim tierischen Familienmitglied
»Mehr als 80% aller neuen Haustierfutterprodukte weltweit machen gesundheitsbezogene Angaben.« –
Ja, Tiere können erstaunlich positiven Einfluss auf uns Menschen haben,
Doch was, wenn der tierische Begleiter tatsächlich als »Ersatzmensch« herhalten muss? Wenn er zum schweigenden »Gesprächspartner« wird, der so herrlich unkompliziert keine Widerworte gibt, keine eigenen Wünsche äußert (mal abgesehen von Hunger, Durst und Stuhlgang), keine endlosen Debatten über die wichtigen und banalen Fragen des Lebens führen will, wenn wir selbst gerade unsere Ruhe haben wollen? Ist die Entwicklung zum »humanisierten« Vierbeiner letztendlich auch ein Symptom einer individualisierten Gesellschaft, in der sich jeder selbst der Nächste (und Liebste) ist?
Und wird das Ganze nicht ad absurdum geführt, wenn Unternehmen wie »Rover« und »Wag« versprechen, sich im stressigen Alltag des Hundebesitzers liebevoll um den Vierbeiner zu kümmern, indem sie mit ihm Gassi gehen und ihn versorgen? Weil das Frauchen vielleicht gerade im Fitnessstudio trainiert …
Und nun?
Die Frage war ja: Können Haustiere Teil einer nachhaltigen Zukunft sein? Oder müssen wir uns angesichts ihrer hungrigen Mäuler und des
Sollte Wuffi eine Hüft-OP bekommen, wenn ein Kind in Bangladesch verhungert?
Diese 5 Lösungsansätze könnten dazu beitragen, dass das gelingt:
- Kastrieren und sterilisieren: In einigen Ländern werden bereits alle Haustiere, die nicht für die Zucht genutzt werden, kastriert oder sterilisiert, um zu verhindern, dass Tiere ausgesetzt werden und verwildern (was wiederum andere Wildtiere und Menschen bedrohen kann). Gleichzeitig sollten Haustierbesitzer ermutigt werden, ihren tierischen Familienzugang im Tierheim zu finden, statt ihn beim Züchter zu kaufen.
- Höhere Steuern: Ja, auch Haustiere sind ein Luxusgut – wer daran zweifelt, erinnere sich schnell an den Vergleich zwischen den Schäferhunden und den Bangladeschern. Nur wenn es entsprechend kostspieliger wird, Hund und Katze zu halten, werden wir unser Verhalten ändern. Höhere Steuern auf den Tierbesitz sowie auf Hundefutter und -zubehör könnten das bewirken.
- Weniger Humanisierung: Gleichzeitig könnte Werbung für Tierprodukte stärker reguliert oder gar verboten werden. Die »Humanisierung« der Haustiere als »pflegeleichte Ersatzmenschen« sollte nicht weiter befeuert, sondern eingedämmt werden. So würde der Besitz von Haustieren langsam »weniger normal«.
- Teilen wir? Wir teilen uns Autos, Wohnungen und Fahrräder – warum nicht auch den vierbeinigen Freund? Ganz im Sinne der sogenannten »Sharing Economy«, in der wir teilen und nutzen, statt zu besitzen, gibt es bereits erste Unternehmen, die das anbieten. So bleiben die positiven Effekte durch den tierischen Begleiter auf die menschliche Gesundheit erhalten – die Anzahl der Tiere wird aber reduziert. Wenn es auf den ersten Blick vielleicht absurd erscheinen mag, ein Lebewesen zu »teilen«, können wir uns daran erinnern, dass das in den früheren Dorfgemeinschaften ganz normal war: Die Tiere bewegten sich viel freier umher und hatten mit zahlreichen Menschen Kontakt.
- Der Haustier-Führerschein: Therapie- oder Blindenhunde, der treue Dackel der Witwe, die sonst nicht vor die Tür kommt, und das Kaninchen, das dem Schwererziehbaren Verantwortungsbewusstsein beibringt. Ja, das sind sicher Haustiere (im weitesten Sinne), die wir guten Gewissens verantworten können. Um das im Einzelfall zu entscheiden, brauchen wir vielleicht genau wie in anderen Bereichen unseres Zusammenlebens Regeln, nach denen jeder Halter einen Führerschein beantragen und erwerben kann.
All diese Maßnahmen sind
Weitere Informationen zu dieser Förderung findest du hier!
Titelbild: Max Pixel - CC BY-NC-ND 2.0