»Wir Menschen sind zu Göttern geworden, weil wir den ganzen verdammten Planeten zerstören können«
Diese 2 Hochstapler kämpfen für eine bessere Welt. Verkleidet als die Bösen und Mächtigen, stellen sie sich vor laufende Kameras und verkünden etwas, was die Menschen hoffen lässt.
Bereits die Ankündigung, dass 2 Vertreter der im Auftrag Donald Trumps hatte im Saal des Maritim-Hotels in Königswinter für nervöse Unruhe gesorgt. Als die beiden Trump-Gesandten dann aber den Freiwilligen Holger aus dem Publikum auf ein Standfahrrad setzen, um live zu demonstrieren, wie sich die vielen Geflüchteten in Europa im Dienste der grünen Energieerzeugung nützlich machen könnten, reagieren einige Zuschauer sichtlich verärgert.
»Wir Amerikaner zeigen euch, wie ihr Europäer 2 eurer größten Probleme in den Griff bekommt: Klimawandel und Flüchtlinge.«
Unbeirrt setzen die beiden Amerikaner ihre Präsentation zur marktbasierten Lösung für Klima- und mit dem klingenden Namen fort. Sie sprechen von Skalierbarkeit und präsentieren ein Promo-Video – während Holger brav auf der Bühne weiterstrampelt.
Und dann tun die beiden vermeintlichen Trump-Vertreter etwas, das sie nie zuvor getan haben: Sie outen sich noch auf der Bühne. In Wahrheit heißen sie nämlich nicht Steven Fibster Fine und Robert Brattice Kravlock. Sie arbeiten auch nicht für die US-Umweltschutzbehörde, an deren Spitze nach dem offenen Scott Pruitt nun der In Wahrheit heißen sie Gemeinsam sind sie das Aktivistenduo The Yes Men, das seit 2 Jahrzehnten äußerst medienwirksam auf soziale, politische und ökologische Missstände aufmerksam macht. Sie outen sich, weil sie ausnahmsweise mal nicht vor »den Bösen« auftreten, sondern vor »ihresgleichen«. Und weil sie sich bedanken wollen – bei den Menschen im Saal, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.
Direkt nach ihrem Auftritt eile ich nach vorn zu den Yes Men. Denn die beiden Aktivisten sind Teil der Inspiration hinter Perspective Daily. Allen voran ihre Aktion im Jahr 2009, die zeigt, was alles möglich ist, Die beiden sind so gerührt, dass sie ein Selfie einfordern und und sich zu einem Interview bereiterklären. 3 Monate später treffe ich mich mit Igor Vamos zu einem Video-Gespräch.
Noch kennt euch nicht jeder in Deutschland. Also beginnen wir ganz grundsätzlich: Wie würdest du den Menschen hier auf der Straße erklären, was du beruflich machst?
Igor Vamos:(lacht und überlegt dann) Mein Job? Mhh, ich weiß nicht. Unruhestifter?!
Wie sieht der Tagesablauf eines Unruhestifters aus?
Igor Vamos:
Genau genommen sind wir kreative Aktivisten, die Journalisten mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen eine Entschuldigung dafür geben, über wichtige Themen zu schreiben.
Brauchen Journalisten denn eine Entschuldigung dafür?
Igor Vamos:
Manchmal haben wichtige Themen es schwierig, sich in der gesättigten Medienlandschaft durchzusetzen. Um an die Öffentlichkeit zu gelangen, brauchen wir also kreative Mittel.
Und wie entscheidet ihr, welche Themen wichtig genug sind, damit ihr eine Aktion plant?
Igor Vamos:
Für gewöhnlich entscheiden wir das nicht selbst. Meist leiden die Menschen, die zu uns kommen, unter bestimmten Machtverhältnissen. Umweltzerstörung ist aber ganz offensichtlich für alle Menschen problematisch.
Manchmal ergreift uns ein Thema einfach. In anderen Fällen scheint es einfach der richtige Moment zu sein – historisch gesehen. Wenn wir etwas für eine Kampagne tun können, die schon in Schwung ist, fokussieren wir uns für gewöhnlich darauf.
Auf einen Zug aufzuspringen, der schon in Fahrt ist, um – sagen wir mal – noch eine Schippe Kohle draufzuschmeißen, um ihn noch ein kleines bisschen schneller werden zu lassen, kann eine Menge ändern. Genau das ist es, was Bewegungen erfolgreich macht: Sie sind dadurch erfolgreich, weil sie den Zeitgeist treffen.
12 Milliarden Dollar Entschädigung (2004): Anlässlich des 20-jährigen Jahrestags des Bhopal-Unglücks des Chemiekonzerns »Dow Chemical« tritt »Yes Man« Jaques Servin als angeblicher Vertreter des Konzerns vor die Kamera des britischen Senders BBC World. Er verkündet, dass sein Unternehmen einen Teil des Unternehmens auflösen und die so gewonnenen 12 Milliarden US-Dollar an die Opfer und Hinterbliebenen verteilen würde. Am 3. Dezember 1984 waren im indischen Bhopal geschätzt 3.800 Menschen durch den bis dato größten Chemieunfall direkt gestorben, Tausende starben während der nächsten Wochen aufgrund der giftigen Gase. Nach dem BBC-Auftritt steht die Medienlandschaft international 2 Stunden lang Kopf, der Aktienpreis von »Dow Chemical« in Frankfurt bricht ein – bis »Dow Chemical« die »Yes Men« als Aufschneider entlarvt.»Wir sind am Ar***« (2009): Einen Tag vor dem jährlichem Weltklimagipfel verteilen »The Yes Men« gemeinsam mit mehr als 2.000 Freiwilligen eine gefälschte 32-seitige Spezialausgabe der New York Post mit dem deutlichen Titel: »We’re screwed« (also: »Wir sind am Ar***«). Die Artikel beschreiben, wie New York in der nächsten Dekade unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben wird: Überflutungen und andere Extremsituationen sorgen dafür, dass die Stadt unbewohnbar würde. Am nächsten Tag führen »The Yes Men« ihre Überlebenslösung vor: die »SurvivaBalls«, riesengroße, runde Überlebenskostüme. Mehr als ein Dutzend Menschen führen die Bälle im Rahmen einer Demonstration vor dem Capitol in Washington vor. Ziel war es, den Eingang zum Regierungsgebäude so lange zu blockieren, bis die Politiker bindende Maßnahmen gegen den Klimawandel verabschieden würden.Party zur Rettung der Arktis (2012): Gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der Occupy-Bewegung Seattle rufen »The Yes Men« die Parodie-Website ArcticReady.com ins Leben. Sie kritisiert die Ölbohr-Aktivitäten von Shell in der Arktis. Den Start der Website feiern die Unruhestifter mit einer Fake-Einweihungsparty der Kampagne in der Seattle Space Needle, dem berühmten Aussichtsturm der Stadt. Shell dementierte jegliche Verbindung zur Party und der Website.Donald Trumps Rücktritt (2019): Im jüngsten Streich der beiden Unruhestifter »The Yes Men« geht es um nichts geringeres als den Rücktritt Donald Trumps. Am 16. Januar verteilen Igor Vamos und Jaques Servin erneut eine Fake-Zeitung an Tausende Menschen. Dieses Mal eine Washington Post mit der Überschrift »Unpresidented«, und weiter: »Trump verlässt hektisch das Weiße Haus, Ende der Krise«. Das Datum: 1. Mai 2019. Die Zeitung beschreibt den Rücktritt des 45. amerikanischen Präsidenten Donald Trump aufgrund von anhaltenden Unruhen. Ebenfalls enthalten ist der Aktionsplan »Bye-Bye 45: Ein Leitfaden, um ihn zu stürzen«. Darin legen führende Strategen Wege dar, wie die ambitionierte Vision der Zeitung Realität werden kann.
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Wie sieht diese Schippe Extra-Kohle der Yes Men aus? Was macht den Kern eurer Aktionen aus? Geht es immer darum, Extreme aufzuzeigen, wie im Fall der Geflüchteten, die auf dem Standfahrrad Energie gewinnen sollen?
Igor Vamos:
Wir arbeiten mit 2 Methoden. Die eine ist satirisch und nutzt schwarzen Humor. Wir machen uns über aktuelle Zustände lustig, indem wir übertreiben. Wir nutzen diese Methode allerdings immer weniger, weil es immer schwieriger wird: In den meisten Fällen, wenn wir versuchen, uns eine Übertreibung auszudenken, ist die bereits real.
Um bei der Idee der Geflüchteten, die auf dem Rad sitzend »grüne Energie« für uns erzeugen, zu bleiben: Die Menschen können sich in unserem System mittlerweile vorstellen, dass das real ist.
Wie sieht Methode 2 aus?
Igor Vamos:
Wir verkleiden uns als mächtige Personen, wie Führungskräfte von Unternehmen oder Regierungsvertreter, stellen uns so vor die Kameras und verkünden etwas, das die Menschen hoffen lässt, einen Traum oder Das hat weiterhin große Relevanz, weil die Menschen häufig die Lösungen aus den Augen verlieren. Und das, obwohl es so viele davon gibt. Alle Probleme sind lösbar, nicht nur im Umweltbereich. Manchmal bedarf es aber der wichtige Punkt ist doch: Wir wissen, wie wir die Probleme lösen können. Die Menschen müssen nur daran erinnert werden!
Im Video zum Auftritt der »Yes Men« bei der Bonner Crossroads Conference zum Klimawandel lernst du »RefuGreenErgy« genauer kennen (englisch, 9 Minuten).
Warum die Welt retten wollen?
Prinzipiell sollte sich jeder über Umweltzerstörung beschweren, da sie die eigene Lebensgrundlage gefährdet, oder?
Igor Vamos:
Ja, das wäre anzunehmen. Aber in den meisten Fällen haben Menschen sehr seltsame Prioritäten.
Außerdem gibt es viele Menschen, deren Leben bisher ganz normal weitergeht, trotz aller Ausbeutung, Gewalt und Probleme. Für gewöhnlich sind das die Menschen, die viel Geld besitzen. Das ganze System ist so designt, dass es reiche Menschen unterstützt.
Zu denen im globalen Vergleich auch die Yes Men gehören – warum also seid ihr Unruhestifter und genießt nicht einfach euer Leben?
Igor Vamos:
Das ist eine gute Frage! Ich denke, dass wir als Menschen irgendwie dazu verpflichtet sind. (lacht ein wenig verunsichert)
Grundsätzlich glauben wir, dass wir mit genügend Einsatz Dinge verändern können. Wir glauben, dass soziale Bewegungen im Laufe der Zeit an vielen Fronten gewonnen haben. In der Bürgerrechtsbewegung, mit dem und dem Verständnis, dass Menschen gleichberechtigt sein sollten.
Genauso ist es unsere Verantwortung, die Zukunft unseres Planeten zu sichern. Wir Menschen sind zu einer Art Götter geworden, weil wir die Fähigkeit haben, »Dieser ganze Sch*** macht mich häufig panisch.«
In eurem zweiten Film sprecht ihr auch über eure persönlichen Schwierigkeiten, die euer Job mit sich bringt – Geld- und Familienfragen eingeschlossen. Was treibt dich an, immer wieder weiterzumachen?
Igor Vamos:
Andy und ich haben beide Eltern, die den Holocaust überlebt haben, und Großeltern, die das nicht haben. Das sitzt tief und wir sind damit aufgewachsen, viel über Gerechtigkeit nachzudenken. Das ist die eine Seite. Die andere Sache ist: Ich habe Kinder und Dieser ganze Sch*** macht mich häufig panisch. In was für einer Welt werden sie leben müssen?
Sinnfragen hin oder her, wenn wir es auf den biologischen Ansatz reduzieren, dass wir Menschen unsere Kinder schützen wollen, geht das alles im aktuellen System nicht – einfach weil es keine »guten« Entscheidungen gibt. Aktuell funktioniert es im Kapitalismus so, dass Menschen so viel Geld wie möglich ansammeln, um ihren Kindern Zugang zu den exklusiven Orten zu geben, die sich in Zukunft durch Mauern und Festungen schützen werden.
Aber wie sieht ein sicherer Ort aus? Wie viele Schusswaffen sind dafür notwendig? Ich habe kein Interesse daran, mich auf dieser Ebene mit der Frage auseinanderzusetzen, und bringe mich lieber jetzt ein – zu einer Zeit, in der wir noch in einer Zivilgesellschaft leben. (lacht)
Was kann Aktivismus wirklich verändern?
Wie genau helft ihr Menschen, die unter den aktuellen Machtstrukturen leiden?
Igor Vamos:
Unsere Techniken schaffen einen Verstärker, der nicht nur auf der Straße, sondern auch in den Medien wirkt.
sollten ja eigentlich so funktionieren, dass Bürger basierend auf ihrem Wissen über die Welt in der Lage sind, informierte Entscheidungen zu treffen. Und dieses Wissen kommt aus den Medien. Wenn wir mehr Medieninhalte zu einem Thema produzieren, sind wir hoffentlich besser in der Lage, mehr Menschen zu erreichen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Was uns zurück zur Rolle der Medien bringt, die sich Wo siehst du mit Blick auf die aktuelle Medienlandschaft die größte Herausforderung?
Igor Vamos:
Es fehlt auf jeden Fall an Einordnung im Journalismus. Zumindest in den USA ist daran In der Vergangenheit, vor dem regelrechten Kollaps der Branche, gab es mehr Journalismus, mehr Stellen, mehr lange Titelgeschichten, mehr investigative Journalisten. Auch wenn es einige neue Ansätze und Projekte gibt, ist es notwendig, unabhängigen und öffentlich finanzierten Journalismus zu haben. Er ist eine notwendige Zutat der Demokratie. Ich sehe den Fehler eher im System als bei den Journalisten selbst.
Am 4. Juli 2009 – dem amerikanischen Unabhängigkeitstag – verteilen »The Yes Men« gemeinsam mit anderen Aktivisten ca. 80.000 Ausgaben einer »Fake New York Times« in New York und Los Angeles. Der Titel »All die Nachrichten, die wir hoffen, drucken zu können« ist eine Parodie auf den bekannten Slogan »All die Nachrichten, die es würdig sind, gedruckt zu werden«. (englisch)
Messt ihr die Wirkungen eurer Aktionen daran, ob und was sie wirklich verändern? Oder bleibt am Ende nichts als ein wenig gute Unterhaltung?
Igor Vamos:
Den sogenannten zu messen, ist schwierig und kostspielig. Es ist der Job von PR-Agenturen, die unterschiedliche Methoden dafür nutzen. Zum Beispiel zählen sie die erschienenen Artikel, schauen auf deren Verbreitung, wer sie wann gelesen und gesehen hat, ob die Story positiv oder negativ war und wie sie qualitativ abschneiden …
So einen Prozess konnten wir uns natürlich noch nie leisten.
Habt ihr jemals darüber nachgedacht, euch mit Universitäten zusammenzutun und beispielsweise Studenten den Impact eurer Arbeit auf soziale Bewegungen untersuchen zu lassen?
Igor Vamos:
Auch dafür fehlt uns einfach die Zeit. Wir sind ein kleines Team, das für seine Aktionen mit einem vergleichsweise geringen Aufwand und einem relativ kleinen Budget große Medienaufmerksamkeit bekommt. Aus der PR- und Werbe-Branche wissen wir, dass Medienaufmerksamkeit »funktioniert«, sprich eine gewisse Wirkung hat. Die Menschen mit oder eben Ideen zu konfrontieren, verändert die Welt und Kulturen. Das ist gut untersucht.
Auch wenn wir nicht beweisen können, dass unsere Aktionen direkt etwas verändert haben, gibt es zahlreiche erfolgreiche Kampagnen, bei denen wir mit Aktionen oder anders mitgewirkt haben. Wir können also behaupten, dass wir zum Erfolg dieser Kampagnen beigetragen haben.
Jetzt brauchen wir ein Beispiel!
Igor Vamos:
Wir haben eine Aktion gemacht, bei der wir so taten, als habe die US-Handelskammer ihre Position zum Klimawandel geändert – und 2 Wochen nach unserer Fake-Ansage passierte das tatsächlich. Aber natürlich können wir nicht sagen, inwieweit wir dafür verantwortlich sind.
Klar, Trotzdem die Frage: Was glaubst du, welche Kampagnen der Yes Men
Igor Vamos:
Wir haben eine Reihe von Aktionen mit Greenpeace gemacht und haben bei ihrer mitgewirkt. Obama hat die Bohrungen in der Arktis daraufhin verboten. Das war definitiv ein Erfolg!
Ich zähle auch die Kampagne gegen Chevron dazu. Der Energiekonzern plante eine die Pläne dafür konnten wir vor dem Start abgreifen. Dann haben wir eine neue Kampagne für sie kreiert und gemeinsam mit dem Rainforest Action Network und einem Straßenkünstler aus Washington Chevrons 100 Millionen Dollar schwere Greenwashing-Kampagne zerstört – Wir haben also mit dafür gesorgt, dass Chevron sich nicht als »gutes Ölunternehmen« positionieren konnte.
Kann es denn ein »gutes Ölunternehmen« geben?
Igor Vamos:
Nein! – Aber es gibt viele gute Mitarbeiter in Ölunternehmen. Da gibt es Ingenieure, die Mitglied beim sind.
Sagt ihr denen dann, dass es ein Widerspruch ist, gleichzeitig für Chevron zu arbeiten und die Natur schützen zu wollen?
Igor Vamos:
Nein, das wissen sie schon. Wir haben auch schon Projekte gemacht, die sich an Shell-Mitarbeiter gerichtet haben. Die Idee dahinter ist, Uneinigkeit aufgrund verschiedener Positionen zu schaffen. Idealerweise kommt der Druck, sich zu verändern, von innen. Große Unternehmen wie Shell haben viel Macht. Am Ende treffen die finanziellen Interessen auf die Interessen der Mitarbeiter, die beispielsweise verlangen, dass wir den Planeten für ihre Kinder erhalten.
Es geht also darum, die Mitarbeiter – oder Menschen generell – an ihre eigenen Interessen zu erinnern?
Igor Vamos:
Die meisten Menschen fühlen sich gefangen, zumindest in meiner Erfahrung. Auch wenn sie ihre Arbeit vielleicht mögen, stellen sie sich die Frage: »Was soll ich denn sonst machen?« Schließlich müssen sie ihre Rechnungen zahlen. Niemand kann wirklich autonom entscheiden, weil wir Teil eines Systems sind. Auch wenn einige wohlhabende Menschen mehr Autonomie haben, sorgt ihr Reichtum oftmals ebenfalls dafür, dass sie sich dem System unterwerfen müssen.
Das ist meine persönliche Ausgabe der »Fake New York Times« der »Yes Men«, die sie mir in Königswinter bei der Crossroads Klimakonferenz überreicht haben.Die hoffnungsvollen Nachrichten und der damit verbundene Aufruf, mehr über Lösungen nachzudenken, ist Teil meiner Motivation, Perspective Daily mitzugründen.Auch wenn einige der ausgedachten Nachrichten (zu dem Zeitpunkt) unmöglich erschienen, sind alle angesprochenen Entwicklungen prinzipiell möglich – wenn wir es nur wollen.
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Brauchen wir eine Revolution?
Wie erinnern wir Menschen daran,
Igor Vamos:
Dabei kommen unsere Filme ins Spiel. Im ersten von 2003 (»The Yes Men«) geht es um die Antiglobalisierungsbewegung, die Welthandelsorganisation (WTO) und Handelspolitik. In »Die Yes Men regeln die Welt« geht es darum, dass wir In »Die Yes Men werden persönlich« nähern wir uns dem Thema Klimawandel, auch emotional, aber letztendlich geht es wieder darum, dass das System kaputt ist, und um unvermeidbare, durch das System auferlegte Zwänge.
Wenn wir unsere Aktionen im größeren Zusammenhang sehen, kommen wir gar nicht um einen Systemwandel – oder die Veränderung des aktuellen Zustands – herum.
Wie muss sich das System denn verändern?
Igor Vamos:
Entweder so, dass wir im bestehenden System beispielsweise den Markt so regulieren, dass er für uns arbeitet. Das muss nicht kompliziert, aber konsequent sein.
Aber wir können natürlich auch einen anderen Weg wählen. Es ist allerdings sehr viel komplexer, Menschen für eine richtige Revolution zu begeistern.
Igor Vamos:
Idealerweise hätten wir ein komplett anderes System. Eines, in dem die Rechte von Menschen und Umwelt respektiert würden und das Ziel wäre, den Planeten zu erhalten, statt Geld zu machen und Reichtum anzuhäufen.
Um das zu schaffen, gibt es zahlreiche unterschiedliche Wege. Da muss ich an die letzte Szene unseres ersten Films denken, in der wir uns als Vertreter der Welthandelsorganisation ausgeben und einer Gruppe von wichtigen Entscheidern verkünden, dass wir unter dem neuen Namen der Weltregulationsorganisation von nun an das Ziel verfolgen, Unternehmen der Umwelt dienen zu lassen statt sich selbst und anderen Unternehmen. Das Spannende war, dass die Menschen vor Ort wussten, wie sie genau das tun könnten – das ist keine »Raketenwissenschaft«. Und selbst wenn es so wäre, gibt es Menschen da draußen, die auch die beherrschen.
Was kann jeder jetzt sofort tun – auch ohne »Raketenwissenschaft«, um die Welt ein wenig besser zu machen?
Igor Vamos:
Ich würde sagen: jeden Tag ein wenig Zeit damit verbringen, etwas für den Planeten und die eigene Gemeinschaft zu tun. 10 Minuten, eine halbe Stunde oder eine ganze. Das kann jeder!
Maren hat in Neurowissenschaften promoviert, weil sie unser Denkapparat so fasziniert. Die schlechte Nachricht: Wir sind weit davon entfernt, unser Gehirn zu verstehen. Die gute Nachricht: Unser Gehirn ist veränderbar, und zwar ein Leben lang. Wahrnehmungen, Gewohnheiten und Entscheidungen sind also offen für unsere (Lern-)Erfahrungen. Und damit auch für die Erkenntnis: Ich habe mich getäuscht!