3 junge Frauen sitzen an einem mit Frischhaltefolie umwickelten Tisch und schauen konzentriert auf eine Papaya. Mit einem Metallstift bohren sie ein Loch in die Schale, anschließend saugen sie mit einer Art durchsichtiger Fahrradpumpe das orangefarbene Fruchtfleisch heraus. Eine seltsame Szenerie. Sie zu erklären wirft eher noch mehr Fragen auf: Die Anwesenden sind Medizinstudentinnen, die sich mit den nötigen Handgriffen für einen Schwangerschaftsabbruch vertraut machen. Warum brauchen sie dafür exotische Früchte?
Einen Abend zuvor steht Paula Kurz in einem Hörsaal in Marburg. Sie trägt einen Pullover, auf dem ein Eierstock abgebildet ist, der linke Eileiter reckt sich dem Betrachter wie ein Mittelfinger entgegen. Paula Kurz spricht heute hier für die Organisation
aus Berlin über den »Status quo der Abtreibungsdebatte«. Doch erst mal räumt sie mit einigen Klischees auf.
Quelle: Statistisches Bundesamt (2017)
Quelle: The comparative safety of legal induced abortion and childbirth in the United States (2012)
Quelle: Decision Rightness and Emotional Responses to Abortion in the United States: A Longitudinal Study (2015)
Quelle: Abortion incidence between 1990 and 2014: global, regional, and subregional levels and trends (2016)
Lade Komponente...
Danach erläutert die Studentin mit den regenbogenfarbenen Zöpfen die praktischen Aspekte des Eingriffs, erzählt von selbsternannten
und der gesetzlichen Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen im Laufe der Zeit.
In der zweiten Reihe des Hörsaals sitzt, entspannt strickend, ein unfreiwillig prominent gewordener Gast: die Ärztin Kristina Hänel.
weil sie auf der Website ihrer Praxis über Schwangerschaftsabbrüche informiert hatte. Nach § 219a StGB gilt das als »Werbung für Abtreibungen«. Der Fall Hänel hat die Debatte um diese Regelung neu entfacht.
– nach Aussage der Regierung ein hart verhandelter Kompromiss. Doch Stimmen aus der
kritisieren, dass sich praktisch nichts geändert habe: Ärzte sollen zwar jetzt im Internet angeben können, dass sie Abbrüche anbieten, für jede weitere
müssen sie aber auf die Website einer staatlichen Behörde verweisen. Auf viele wirkt die vermeintliche Lockerung eher wie eine Bekräftigung des Verbots.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.