Sollten wir die dunkle Seite des Internets verbieten?
Waffen, Drogen, Kinderpornos: Ein CDU-Politiker will das Darknet verbieten. Doch ist es wirklich nur ein Marktplatz für Kriminelle – oder unser letzter digitaler Freiraum?
– Günter Krings, CDU-Staatssekretär im Bundesinnenministerium
Mit diesen 2 Sätzen war Günter Krings Wortlaut beim Tagesspiegel (2019) Denn der CDU-Staatssekretär will nichts weniger als den sogenannten Tor-Browser verbieten, die elektronische Eintrittskarte ins ominöse Darknet.
der Applaus auf dem 22. Polizeikongress in Berlin sicher.Dort hat David S. Die Welt erklärt, wie Waffenkauf im Darknet funktioniert (2016) die Pistole gekauft, mit der er 2016 in München Amok lief. Und auch Andreas V. verabredete sich wahrscheinlich »Spiegel Online« zum Missbrauchs-Skandal in Lügde (2019) übers Darknet zu den Missbrauchs-Taten in Lügde. Auch die Die Welt berichtet über die aktuellen Ermittlungen im Fall der gestohlenen Passwörter (2019) Passwörter der Prominenten und Politiker, die ein hessischer Schüler Anfang 2019 öffentlich machte, stammen wohl aus dem Darknet.
»Darknet« – schon der Name klingt düster und böse, nach illegalen Aktivitäten und Hackern mit Kapuzenpullis. Aber handelt es sich dabei wirklich um die »dunkle Seite des Internets« und ein Paradies von Kriminellen für Kriminelle, das verboten gehört?
So einfach ist es nicht.
Das Darknet ist etwas anderes. Und wenn wir es besser verstehen, können wir sogar etwas von ihm lernen – und zwar etwas, was manchen Politikern gar nicht in den Kram passt.
Was das Darknet wirklich ist
Wer ins Darknet möchte, der kann Chrome, Firefox und den Internet Explorer gleich vergessen. Denn mit dem »normalen« Internet, das wir tagtäglich nutzen, hat das Darknet nur wenig zu tun.
Um es besser zu verstehen, müssen wir uns zunächst von der Vorstellung verabschieden, dass es »das eine, normale« Internet gibt. So sieht es wirklich aus:
- Das VisibleNet – auch ClearNet genannt – ist das, was wohl die meisten meinen, wenn sie »Internet« sagen. Es umfasst wie etwa Wikipedia oder Perspective Daily. Sie sind von jedem Browser aufrufbar und werden von Suchmaschinen wie Google gefunden und indexiert.
- Das DeepWeb meint alle Datenströme und Seiten, die nicht von Suchmaschinen gefunden werden können, weil sie etwa hinter Passwörtern verborgen sind. Was in Whatsapp geschrieben wird, gehört dazu, ebenso Online-Banking-Seiten und alle Filme, die auf Netflix laufen. Es sind nicht frei einsehbare Daten, die über das Internet ausgetauscht werden. Einige Teile des DeepWebs bilden einen Bereich, der ganz abgesperrt ist für jeden, der nicht eine spezielle Software nutzt: das Darknet …
- Das Darknet ist ein
Hier zeige ich dir, wie Freifunk die Peer-To-Peer-Technologie für WLAN nutzt
Anonymisierungs-Netzwerk.
Auf dem Weg zu einer Website nutzen Dazu brauchen Nutzer einen speziellen Browser;
Download des aktuellen Tor-Browsers
der bekannteste ist Tor (The Onion Router).
Illustration: Mirella Kahnert
Über das Darknet lassen sich ganz normale Websites wie Wikipedia.org anonym ansteuern. Aber im Tor-Netzwerk gibt es auch verborgene Websites, die nur Menschen zugänglich sind, die ihre genaue Adresse kennen – quasi wie ein geheimer Treffpunkt, den nur Eingeweihte kennen. Sie haben
und garantieren ihren Nutzern maximale Sicherheit und Anonymität. Klar, dass diese verborgenen Treffpunkte besonders für Nutzer attraktiv sind, die ihre Daten wirklich geheim halten wollen.