Neuseeland. Kein Land der Erde ist von Deutschland weiter entfernt, und so viel mediale Aufmerksamkeit wie in dieser Woche hat der ferne Inselstaat hierzulande wohl noch nie erhalten – vermutlich nicht einmal im Jahr 2011, als ein Erdbeben die Südinsel verwüstete.
»Kia kaha« In den vergangenen Tagen haben wir viel über ein Land erfahren, dessen Bewohner näher zusammenrücken. »Kia kaha«, Maori für war beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben im Jahr 2011 der Leitspruch, und er ist gerade wieder der allgegenwärtige Ausdruck für Zusammenhalt. Heute gilt er der ganzen Nation mit ihren vielfältigen Bewohnern und besonders jenen, die Freunde, Verwandte oder Nachbarn verloren haben. 50 Menschen sind tot, beim Beten ermordet von einem rechtsextremen Terroristen, der in 2 Moscheen in der Stadt Christchurch auf sie schoss.
Dieses Grauen und dieser Schmerz sind kaum zu ertragen. Neuseeland, angeführt von seiner Premierministerin, findet jedoch einen erstaunlich guten Weg.
Eine starke Premierministerin für alle
Wenn irgendwo auf der Welt ein Anschlag gegen eine gesellschaftliche Minderheit verübt wird, dann heißt es oft reflexhaft: »Sie gehören zu uns.« Doch darin schwingt das Bild des gut integrierten Anderen mit, der geduldet, vielleicht sogar als Bereicherung angesehen wird, aber dennoch niemals –
Denn wer sich mit Opfern solidarisiert, ist selbst meist nicht betroffen. »Sie« und »wir«, das sind in diesem Ausdruck immer noch 2 separate Gruppen, so wie Öl und Essig in der Salatsauce.
Zugegeben, verbreitet als in einem Vielvölkerstaat wie Neuseeland. Trotzdem ist beachtlich, dass die Premierministerin Jacinda Ardern dort von Anfang an eine andere Aussage trifft: »Sie sind ›wir‹.«
Überhaupt hat Jacinda Ardern vom ersten Moment an vorbildlich reagiert – und sei es an dieser Stelle noch einmal explizit erwähnt. Am Tag nach dem Anschlag besuchte sie die muslimischen Gemeinden, allerdings ohne – wie sonst allgemein üblich – den Besuch in ihrem Pressekalender anzukündigen. Statt eines medial inszenierten und instrumentalisierten Kondolenzbesuchs gab Jacinda Ardern so der Trauer einen Raum. Sie trug ein schwarzes Kopftuch, auch das ist mehr als eine respektvolle Geste. Man darf hoffen, dass die intime Begegnung mit der Regierungschefin den Angehörigen der Opfer etwas Trost gespendet hat, statt ihren Schmerz auszuschlachten.
Ebenfalls noch am Wochenende stellte Jacinda Ardern in Aussicht, die neuseeländischen Waffengesetze zu verschärfen: Bislang durften in dem dünn besiedelten Land bereits 16-Jährige nach einer Überprüfung Waffen kaufen, auch der Attentäter dürfte die meisten Waffen legal erworben haben.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Wenn Zugvögel im Schwarm fliegen, beeinflusst jedes einzelne Tier die Richtung aller – das hat David bei einer Recherche gelernt. Sonst berichtet er eher über Menschen, stellt sich dabei aber eine ganz ähnliche Frage: Welche Rolle spielt der einzelne Wähler und Verbraucher, welchen Einfluss hat jeder von uns auf die Gesellschaft? David recherchiert gern unterwegs, studiert hat er Musikmanagement, Englisch und Journalismus.