Wie Dänemark Schmuddelküchen den Kampf ansagt
Wer in Dänemark essen gehen möchte, erkennt schon am Eingang, wo sauber gekocht wird – und wo nicht. Könnte das Smiley-Modell auch uns vor bösen Überraschungen bewahren?
Tag für Tag verköstigen in Deutschland fast 72.000
Und wenn es mal wieder schnell gehen muss mit dem Mittagessen, vertrauen wir meist blind darauf, dass unsere Speisen unter sauberen Bedingungen zubereitet werden. Um das sicherzustellen, gibt es in jedem Bundesland eine amtliche Lebensmittelüberwachung, die von der Bäckerei über die Dönerbude bis hin zum Sternerestaurant alle Betriebe kontrolliert, die Lebensmittel verarbeiten.
Nur: Wir Kunden erfahren meist nicht, was die Kontrolleure so alles finden. Der Leiter der Lebensmittelüberwachung
Die Kontrolleure gehen in einen Betrieb. Es sieht furchtbar aus, ist dreckig und wir finden Kakerlaken und Ungeziefer. Dann machen wir den Laden zu, der putzt 1–2 Tage lang und es gibt ein Bußgeld. Danach wird der Laden wieder aufgemacht – und es kriegt da draußen niemand mit.
Auch die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert dieses System: »Derzeit kommt nur ein Bruchteil der Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen ans Tageslicht. Das muss sich ändern!«, sagt Oliver Huizinga. Er fordert: »Alle Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen sollten öffentlich gemacht werden – und zwar direkt an der Ladentür von jedem Betrieb, der Lebensmittel verkauft. Und zusätzlich im Netz, für Betriebe ohne Kundenkontakt.«
Verbraucherschutz oder Internetpranger?
Den ersten Schritt hat foodwatch gemacht und in Kooperation mit der Transparenz-Initiative
Mit dem Vorstoß machen sich foodwatch und FragDenStaat nicht nur Freunde: Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) bezeichnet die Plattform als
Oliver Huizinga von foodwatch sieht die Sache anders. Er ist der Überzeugung, dass Topf Secret den Großteil der Branche belohnt: »Bei 3 von 4 Betrieben ergeben die amtlichen Kontrollen, dass alles sauber ist! Der DEHOGA macht Klientelpolitik für die Ekel-Gaststätten – das kann nicht im Interesse der Branche sein«, so Huizinga.
Transparenz first: Hygiene-Smileys statt Heimlichtuerei
Die Behörden in unseren nördlichen Nachbarländern sind da um einiges rigoroser. In Dänemark etwa müssen Inhaber von Gastronomiebetrieben ihre Kunden bereits seit 2001 darüber informieren, wie sie bei der letzten Hygienekontrolle abgeschnitten haben, und den Bericht an gut sichtbarer Stelle aushängen. Damit das Ergebnis für jeden – unabhängig von Sehstärke und Sprachkenntnissen – gut verständlich ist,
- Trauriger Smiley: Das Unternehmen hat eine Strafverfügung erhalten, wurde an die Polizei gemeldet oder die Geschäftszulassung wurde entzogen.
- Neutraler Smiley: Gegen das Unternehmen wurde durch die Kontrollbehörde eine Verfügung erlassen oder ein Verbot ausgesprochen.
- Lächelnder Smiley: Ermahnung. Bestimmte Regeln müssen besser beachtet werden.
- Breit lächelnder Smiley: Die Kontrolle hat keine Beanstandung ergeben.
- »Elite Smiley«: Betriebe, die 4-mal hintereinander den besten Smiley bekommen haben, erhalten diesen Smiley, der im Design zusätzlich hervorsticht.
Das Modell hat sich bewährt, die Zustimmungsraten der Bevölkerung und der Gastronomiebetriebe sind hoch. Hier präsentiert etwa eine Eisdiele ihre Bestnote:
Oliver Huizinga von foodwatch würde die Hygiene-Smileys auch hierzulande begrüßen: »Das Smiley-System ist ein Erfolgsmodell. Sowohl in Dänemark als auch in Norwegen gingen die Beanstandungen bei den Lebensmittelbetrieben nach der Einführung deutlich zurück. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich Bund und Länder trotz mehr als 10 Jahren Diskussion nicht durchringen konnten, eine vergleichbare Regelung zu schaffen.«
Zurzeit sieht es sogar eher danach aus, als ginge es hierzulande wieder einen Schritt zurück: Nach Informationen
Wer also in Sachen Hygiene ganz sicher sein will, dem bleibt nicht viel, als im nächsten Urlaub Dänemark anzusteuern.
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Titelbild: Mathieu Joannon - CC0 1.0