Wie ist es, in einem Land aufzuwachsen, in dem junge Menschen keine Perspektiven haben? Und wie ist es, nach Jahren des Erduldens zusammen mit über einer Million Menschen eine Revolution loszutreten? Michelle Stephan Farjallah lebt
aus dem ihr Vater stammt, seitdem sie 8 Jahre alt ist. Seit Ende Oktober 2019 steht das Land still, während
Dadurch hat sich Farjallahs Leben und das aller anderen Menschen um sie herum auf einen Schlag verändert. In diesem persönlichen Brief an ihr Heimatland gibt sie uns eine Möglichkeit, die Gründe für ihren Protest besser zu verstehen.
Mein geliebtes Land,
ich muss dir zuerst etwas gestehen: Ich habe dich gehasst.
Ich gab dir die Schuld für all meine Fehler, verfluchte und verachtete dich. Ich schämte mich so sehr für dich, dass ich von dem Tag träumte, an dem ich dich endlich verlassen und nie mehr zurückkehren würde. Ich verabscheute dich, ohne wirklich zu verstehen, warum. Da war immer nur dieses Gefühl, als ob du mir die Seele aussaugtest.
Es fällt mir schwer, alles zu verstehen,
bis heute schiefgelaufen ist. Was ich aber kenne, ist die Geschichte eines Soldaten, der sich mit gerade einmal 19 Jahren einer politischen Partei anschloss, für die er eine Waffe trug und in den Krieg zog. Dieser Soldat ist mein Vater. Er glaubte an einen höheren Sinn, wie es alle Menschen tun. Er kämpfte voller Stolz und mit hohen Erwartungen. Er war überzeugt davon, Teil von etwas Größerem zu sein. Bis zu dem Tag, als man ihm in die Brust schoss und niemand da war, der ihm half – nicht einmal seine Verbündeten.
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