Die Mafia verdient auch an deinem Italienurlaub. Das kannst du dagegen tun
Ein paar Freunde wollten in Palermo eine Bar eröffnen, aber kein Schutzgeld bezahlen. Sie traten eine Anti-Mafia-Bewegung los, die auch Touristen hilft.
Niemand entkommt dem
Mit dem kleinen Unterschied, dass die Mafia in Sizilien noch längst nicht Geschichte ist.
Linda Vetrano führt Touristen durch die sizilianische Hauptstadt Palermo. Es ärgert sie, dass eine kriminelle Organisation wie die Mafia es geschafft hat, zum Symbol ihrer Heimat zu werden. »Wenn ich im Ausland erzähle, woher ich komme, ist die Mafia das Erste, woran die Leute denken.« In Palermo kann sie den Gangsterkult tagtäglich beobachten. Sie zeigt auf das imposante Teatro Massimo hinter sich: »Touristen kommen, um Bilder von den Treppen zu machen, die in der letzten Szene von Der Pate zu sehen sind.« Die wenigsten wüssten dagegen, dass das Teatro Massimo das größte Opernhaus Italiens sei.
Linda Vetrano arbeitet
In Sizilien ist diese Weigerung nicht die Regel. Im Jahr 2012 zahlten dort laut einer Studie des Anti-Mafia-Vereins SOS Impresa
Das heißt aber auch: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Sizilienreise das Geld für deine Pizza und den guten
Mit Stickern gegen die Mafia – eine NGO sorgt für Transparenz
Dass sizilianische Unternehmen sich heute häufiger weigern, mit der Mafia zu kooperieren, ist ein Erfolg von Organisationen wie Addiopizzo, die NGO, aus der Addiopizzo Travel hervorgegangen ist. Sie zertifiziert Souvenirshops, Restaurants, Einzelhändlerinnen und sogar Bauernhöfe, die kein Schutzgeld an lokale Mafiaclans zahlen, und ermöglicht so auch den Touristinnen kritischen Konsum. Erkennbar sind die »sauberen« Unternehmen an einem Sticker an der Tür, auf dem »Addiopizzo« – »Tschüss, Pizzo« – steht. Ihre Inhaber verzichten auf den »Schutz« der Mafia und schützen sich stattdessen gegenseitig: durch ein solidarisches Netzwerk von inzwischen mehr als 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmern.
Die Idee dazu kam einer Gruppe von Freunden, die Anfang der 2000er-Jahre eine Bar in Palermo eröffnen,
Ein Volk, das Schutzgeld bezahlt, ist ein Volk ohne Würde.
Später stellten sich die Aktivisten mit einem Stand in die Fußgängerzone und sammelten Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich namentlich dazu bereit erklärten, Unternehmen zu unterstützen, die sich gegen die Mafia wehrten oder künftig wehren wollten. So konnten diese sich sicher sein, den Rückhalt der Palermitaner zu haben, sollten sie sich öffentlich zum Netzwerk Addiopizzo bekennen.
Wer Linda Vetrano zuhört, gewinnt immer mehr den Eindruck: Das System der Mafia hat viel




»Lange Zeit wurde die Mafia nicht als etwas Kriminelles betrachtet, sondern eher als normales Verhalten der Sizilianer«, erzählt die Stadtführerin. Das änderte sich ab den 80er-Jahren – zum einen durch die sogenannten
Es gab Zeiten, in denen man sich in Palermo nicht sicher fühlen konnte, erzählt Linda Vetrano. »Zustände wie in Beirut« titelten Zeitungen nach der Ermordung des Mafiajägers und Richters Giovanni Falcone, der im Jahr 1992 auf dem Weg zum Flughafen einem Anschlag zum Opfer fiel. Die Explosion von 300 Kilogramm Sprengstoff riss einen 15-Meter-Krater in die Autobahn. Wenig später starb auch sein Richterkollege Paolo Borsellino bei der Explosion einer Autobombe.
»Das Land stand unter Schock«, so Vetrano. Es war der Beginn eines Bewusstseinswandels, der bis heute andauert. »Vor 30 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, so über die Mafia zu sprechen«, sagt Vetrano während der Tour, die vom Teatro Massimo zu einer Gedenkstätte für die ermordeten Richter und schließlich in den Stadtteil La Kalsa führt, wo sowohl die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino als auch der Mafiaboss Tommaso Buscetta aufwuchsen.
Hier liegt auch das Restaurant Focacceria San Francesco, das ein gutes Beispiel dafür ist, dass die Entscheidung gegen die Mafia durchaus gut fürs Geschäft sein kann. Die beiden Besitzer Fabio und Vincenzo Conticello verweigerten eine Schutzgeldzahlung und brachten ihre Erpresser trotz Todesdrohungen vor Gericht. Danach brauchten sie zwar Polizeischutz vor ihrem Laden, der aber dafür inzwischen brummt. Filialen gibt es heute in mehreren italienischen und anderen europäischen Städten. Sie haben ihre Anti-Mafia-Haltung für PR genutzt – mit Erfolg, wie gute Bewertungen auf einschlägigen Portalen zeigen, die das Engagement der Brüder explizit erwähnen.
»Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann«, sagt Don Vito Corleone im Film zu einem Handlanger. Doch wie man sieht, lehnen in der Realität immer mehr Geschäftsleute die Angebote der Mafiosi ab.
Titelbild: Rino Porrovecchio - copyright