In Kalifornien wird Armut mit Technologie bekämpft. Ist das die Zukunft?
Roboterärzte und Kodiercamps für Obdachlose: Ist der kalifornische Kampf gegen Ungleichheit ein Erfolgsmodell oder Spinnerei?
Mit 40 Jahren probierte Del Seymour zum ersten Mal in seinem Leben Drogen. Vorher hatte er im Krieg in Vietnam gekämpft und später als Feuerwehrmann in Los Angeles Leben gerettet. Die Suche nach etwas Neuem zog ihn schließlich nach San Francisco. In der Stadt mit der Golden Gate Bridge wurde er innerhalb kurzer Zeit drogensüchtig. »Ich kam vor 35 Jahren im Stadtteil Tenderloin an, nahm einen Zug aus einer Crack-Kokain-Pfeife und wurde fast sofort süchtig. Diese Entscheidung hat mich 18 Jahre meines Leben gekostet.«
Er sitzt mir gegenüber auf den Rängen eines Theaters mitten im Tenderloin, dem größten Problembezirk im Zentrum San Franciscos. Del Seymour trägt einen schwarzen Hut und hat müde Augen. Gerade hat er einer Gruppe von 30 Schülern seine Lebensgeschichte erzählt. Das Theater ist tagsüber der Tagungsort für Code Tenderloin, einer Organisation, die Wohnungslosen kostenlos Kurse im Programmieren anbietet. Del Seymour hat sie gegründet.
Vor ein paar Jahrzehnten waren die berüchtigten Bewohner San Franciscos Künstler, Hippies und LGBT-Aktivisten. Diese Zeit ist spätestens seit der Jahrtausendwende vorbei. Heute dominieren zwei andere Gruppen einen Großteil des öffentlichen Diskurses: Tech-Arbeiter und Wohnungslose. Zwei komplett unterschiedliche Welten, die das Stadtbild prägen und sich gegenseitig beeinflussen. Kann eine Welt der anderen wirklich helfen oder ist das naives Wunschdenken mit einer Prise Marketing?
Warum Wohnungslose Programmieren lernen
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