So heiß wird es, wenn die ganze Welt wie Siemens, RWE und Co. wirtschaftet
Diese Woche hat gezeigt: Deutsche Konzerne müssen den Klimawandel mitdenken, um nicht unter die Räder zu kommen. Doch eine Studie offenbart: Davon sind sie noch weit entfernt.
Wenn die größten deutschen Konzerne im Jahr 2020 in den Schlagzeilen landen, dann hat das in der Regel mit der Klimakrise zu tun. 3 Beispiele aus den letzten Tagen:
- Siemens: Vergangene Woche hatte die Info
Daraufhin hatten viele Menschen Siemens aufgefordert, den Auftrag abzublasen – was der Aufsichtsrat von Siemens am Sonntag jedoch ablehnte. Die Signalanlage, die die kohlebeladenen Züge sicher von der Mine zum Verladehafen leiten soll, wird vom deutschen Konzern gebaut werden. - Lufthansa: Carsten Spohr, Chef der Lufthansa,
- RWE und Eon: Am Donnerstag hat schließlich die Bundesregierung
All das erweckt den Eindruck: Es tut sich was. Wenn auch die Entscheidungen im Einzelnen vielleicht nicht komplett zufriedenstellend sind, so ist es doch ein Anfang, ein Kompromiss. Die Ernsthaftigkeit des Klimawandels scheint in den Köpfen der Führungsetagen angekommen zu sein.
Doch wie sich das Wirtschaften der Konzerne konkret aufs Weltklima auswirkt, ist aus diesen Meldungen kaum herauszulesen. Um wirklich zu verstehen, wie Siemens, RWE und Co. dem Klima zusetzen, hilft ein Blick auf die Arbeit der Organisation right. based on science.
Sie
So stark erwärmen die DAX-Konzerne das Klima
Der Kraftwerksbetreiber RWE lebt davon, Braun- und Steinkohle zu verbrennen, um den gewonnenen Strom zu verkaufen. Dass dabei Unmengen CO2-Emissionen frei werden, ist bekannt. Die Ergebnisse von right. based on science zeigen aber erstmals, wie es um die Menschheit bestellt wäre, wenn alle Unternehmen so viel CO2 ausstoßen würden, um ihr Geld zu verdienen: Mit 13,8 Grad Erwärmung würde es ziemlich sicher das Ende der Zivilisation, wenn nicht das Ende der Menschheit bedeuten.
Selbst wenn RWE seine guten Vorsätze bei der Energieerzeugung wahrmacht und
Doch wie steht es um Siemens? Das Unternehmen ist ja nicht »direkt« am Bau der Kohlemine in Australien beteiligt, zudem ist der Auftrag mit 18 Millionen Euro verhältnismäßig klein. Doch auch wenn viele Menschen den Namen Siemens vor allem mit Kühlschränken und Waschmaschinen verbinden, so ist die »Gas and Power«-Sparte doch die umsatzstärkste: Mit dem Bau von Gasturbinen und anderen Kraftwerkskomponenten
So zielt Siemens mit seinem Geschäftsmodell auf eine globale Erwärmung von 4,3 Grad zu – mehr als das doppelte der Klimaziele von Paris, zu denen sich Siemens ausdrücklich bekennt:
Der Klimawandel ist eine zentrale Herausforderung, die Siemens seit mehr als 10 Jahren angeht. Dementsprechend bekennen wir uns zum Pariser Abkommen und dazu, die Emissionen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren.
Besonders enttäuschend vor dem Hintergrund dieser Aussage: Auch mit den selbstgesteckten Klimazielen landet Siemens noch bei 4,3 Grad Erwärmung.
Dagegen überraschen die Ergebnisse der Deutschen Lufthansa fast: Während im »Weiter so«-Szenario rund 3,6 Grad Erwärmung zu befürchten sind, drücken die Reformen und technischen Neuerungen, die der Konzern anstrebt, die Erwärmung auf immerhin 2,8 Grad. Was natürlich noch immer viel zu viel ist.
Hier sind die Ergebnisse von 5 exemplarischen DAX-Konzernen. (Grafiken mit den Werten aller DAX-Konzerne sind am Ende des Textes zu finden.)
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
Wie kommen die Temperaturwerte zustande?
Um zu berechnen, auf welche Erderwärmung das Wirtschaften eines bestimmten Konzerns herauslaufen würde, wenn alle Konzerne vergleichbar vorgehen würden, hat die Organisation right ein spezielles Rechenmodell entwickelt, das sogenannte XDC-Modell. Dieses berechnet mithilfe von Klimamodellen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und den Emissionsdaten der Konzerne in 3 Schritten die firmenspezifischen Temperaturwerte:
- Im ersten Schritt berechnet das Modell, wie viel Treibhausgasemissionen das jeweilige Unternehmen ausstößt, um einen gewissen Wertzuwachs zu erzielen. Einfach ausgedrückt: Wie viel Dreck entsteht, um eine gewisse Summe Geld zu verdienen? Das Ergebnis ist die sogenannte Wirtschaftliche Emissions-Intensität (Economic Emission Intensity, EEI).
- Im zweiten Schritt betrachtet das Modell den gesamten globalen Wertzuwachs, der in den Jahren 2017–2050 voraussichtlich entstehen wird. Daraus leitet es die Menge CO2 ab, die in der Atmosphäre landen würde, wenn dieser Wertzuwachs ausschließlich von Unternehmen mit demselben EEI-Wert käme. Einfach ausgedrückt: Wie viel Geld wird bis zum Jahr 2050 verdient und wie viel Dreck würde insgesamt anfallen, wenn dafür alle so arbeiten würden wie das Unternehmen?
- Im dritten und letzten Schritt wird mithilfe eines Modells des IPCC die Temperatur errechnet, um die sich die Erde voraussichtlich erwärmen würde, sollte diese Menge CO2 in der Atmosphäre landen. Einfach ausgedrückt: Wie warm wird es, wenn dieser ganze Dreck in der Atmosphäre landet?
Doch vergleicht right dabei nicht Äpfel mit Birnen? Ist es nicht selbstverständlich, dass die Energieerzeugung von RWE mehr CO2 emittiert als, sagen wir, ein Softwareunternehmen wie SAP? Sollten wir diesen Branchen nicht einen größeren Anteil unseres CO2-Budgets zugestehen, da sie ja Energie für uns alle erzeugen, und dafür gemeinsam an anderer Stelle sparen?
Dieser Kritik entgegnen die Macher der Studie, dass es ihnen nicht um die Beurteilung der Ergebnisse geht. Vielmehr hätten sie dieses anschauliche Modell, das jedem Konzern einen direkten Temperaturanstieg zuweist, entwickelt, um der Gesellschaft, aber auch der Wirtschaft transparent aufzuzeigen, was bei den Konzernen vor sich geht, wie es um die Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Geschäftsmodelle steht und was hinter den Ambitionen der Unternehmen steckt, sich ernsthaft verändern zu wollen.
Im Bericht heißt es dazu:
Bis heute war es Anteilseignern nicht möglich zu beurteilen, wie vernünftig ein Unternehmen mit klimawissenschaftlichen Erkenntnissen und den Lehren daraus umgeht. […] Wir glauben an die Wichtigkeit von Transparenz bei den Klimarisiken und -chancen im Markt. Deshalb erschaffen wir konsequenterweise Werkzeuge für interne und externe Stakeholder, um die Auswirkungen eines Wirtschaftsakteurs auf die globale Erwärmung in verschiedenen Szenarien zu analysieren.
Damit ihr:
Auf die besten setzen könnt.
Die besten Vorbilder auswählen könnt.
Die richtigen Prioritäten setzen könnt.
Klicke hier, um die Ergebnisse aller DAX-Konzerne anzuzeigen!
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 1/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 2/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 3/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 4/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 5/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
So beeinflussen die DAX-Konzerne das Klima 6/6
Die Grafik zeigt, wie stark sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen würde, wenn alle Unternehmen so emissionsintensiv wirtschaften würden wie die DAX-Konzerne (in Grad Celsius; der Wert 0 entspricht keinen Angaben).
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Tobias Kaiser für Perspective Daily