City-Lofts für alle!
In deutschen Städten sind Wohnungen knapp. Dabei haben Architekten Lösungen parat – zu Land, zu Wasser und in der Luft. Sie gehen deutlich über »Zwei-Zimmer-Küche-Bad« hinaus.
Die Wohnungssuche führt hinaus aus dem Stadtzentrum, vorbei an einem Getreidefeld, raus aus dem Bus, 17 Minuten Fußweg. Ein Neubaugebiet voller Mehrfamilienhäuser aus dunkelbraunen Klinkern, die manche bestimmt schön finden. Ein giftgrünes Gymnasium, Aldi, Bäcker, Grünstreifen, Pflaster und Asphalt. Und zwei L-förmige Blöcke, Baujahr 2013, Niedrigenergiehäuser mit insgesamt 197 Wohnungen. »Hier hängt eine Kamera, alles videoüberwacht«, deutet der Hausverwalter über die Eingangstür. Treppenhaus, erster Stock, ein langer, kahler Flur, der Hall verschluckt die routiniert vorgetragenen Erläuterungen: Holländischer Investor, lebt in der Karibik, deshalb der Hausverwalter, der zur Demonstration die vierte Wohnung links aufsperrt.
Die Wohnung besteht aus einem einzigen stickigen Raum. Sofort beginnt die Vorführung, elektrische Rollläden zum Balkon, Küchenzeile, Bad, »alles da, nur den Duschvorhang müssen Sie mitbringen«. 488 Euro warm, jede Info kommt wie aus der Pistole geschossen. »Welche Klientel wohnt hier sonst so?« – »Wissen Sie, wir haben ja Kameras überall… aber vor allem Studenten, Krankenschwestern, Ärzte, Anwälte.« Die Wohnung, die wir gerade besichtigt haben, ist schon vermietet, »aber die sind ja eh alle gleich.« Von der Straße aus zeigt der Hausverwalter, welche Wohnungen zum Monatswechsel frei sind. Insgesamt dauert die Besichtigung 11 Minuten.
Man sieht also: Wohnungssuche in einer attraktiven Stadt kann so einfach sein! Es sei denn, man will in guter Lage wohnen, vielleicht sogar schön und idealerweise nicht völlig überteuert. Eine solche Wohnung zu finden, ist schwer; in attraktiven Gegenden ist gerade der bezahlbare Wohnraum längst knapp. Wo Geflüchtete dezentral untergebracht werden sollen, wird er noch knapper. Dabei treibt die Nachfrage die Preise weiter in die Höhe. War früher häufig von Wohnungsmangel die Rede, sprechen wir heute oft von Wohnungsnot – das Problem ist alt, die Brisanz ist neu.
Titelbild: David Ehl - copyright