Was Väter wirklich daran hindert, länger in Elternzeit zu gehen
Väter scheuen sich noch immer häufig, länger als 2 Monate in Elternzeit zu gehen. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie eine neue Studie zeigt. Kann der Reformplan von Familienministerin Franziska Giffey daran etwas ändern?
»Haben Sie auch die 2 Vätermonate genommen?« Ich bin bestimmt nicht der einzige Vater, dem diese Frage schon einmal gestellt wurde. »Vätermonate« ist ein Wort, das man
Damals ärgerte ich mich über die Frage nach den Vätermonaten, weil sie so selbstverständlich klang. Meine Antwort lautete: Nein. Ich habe ein halbes Jahr Auszeit genommen, um für meine Familie da zu sein. Und vielleicht war es das, worüber ich mich wirklich ärgerte: dass ich damit eine Ausnahme darstellte.
»In einer imaginären Welt, in der Geld und Karriere keine Rolle spielen, würden 74% möglichst lange in Elternzeit gehen« – aus einer aktuellen »Yougov«-Studie
Nun war ich nicht automatisch ein besserer Vater, zumal ich bei meinem zweiten Kind nur die 2 Monate Elternzeit genommen habe. Damals hatte ich es leicht: Ich war selbstständig, konnte frei planen. Es gab keine Vorgesetzten, die den Kopf über meine Vorstellungen von Vaterschaft schütteln konnten.
Solche Vorgesetzten habe ich auch heute glücklicherweise nicht, allerdings braucht es die auch gar nicht, um Väter von längeren Elternzeiten abzuhalten,
Und damit sind wir mitten in der Analyse, warum Väter sich noch häufig scheuen, eine längere Pause zu machen, wenn ein Kind kommt. Das ist keineswegs nur der Unwille, sich an der Familienarbeit zu beteiligen.
Eltern bewerten Unternehmen als nicht familienfreundlich genug
Jeder Elternteil kann maximal 12 Monate Elterngeld beziehen. Wenn beide in Elternzeit gehen, besteht Anspruch auf 14 Monate. Die beiden zusätzlichen Monate werden offiziell als Partnermonate bezeichnet. Mit dieser Variante schöpfen Familien den staatlichen Zuschuss am besten aus. Der Großteil der Väter
In der Untersuchung, die das Meinungsforschungsinstitut Yougov für Linkedin durchgeführt hat, wurden 1.000 Mütter und Väter gefragt, woher diese Ungleichverteilung kommt.
Diese Gründe wurden genannt:
- Finanzielle Gründe: 56% der Mütter und 53% der Väter sehen die Tatsache,
- Elternrolle: Dass Frauen ein stärkeres Bedürfnis haben, bei ihrem Kind zu bleiben, nannten 54% der Mütter und 41% der Väter als Grund für die ungleiche Verteilung. Außerdem finden jeweils rund 1/3 der Väter und der Mütter, dass es für die Betreuung besser sei, wenn die Mutter zu Hause bleibt.
- Familienfreundliche Unternehmen: Für Männer ist es schwieriger, dem Arbeitgeber gegenüber für eine längere Elternzeit zu argumentieren. Das sagten 30% der Väter und 31% der Mütter.
Bei Männern spielt die Angst vor beruflichen Nachteilen also eine große Rolle bei der Entscheidung, wie lange sie in Elternzeit gehen. Frauen berichten von einem größeren Verständnis für längere Elternzeiten in der eigenen Firma als Männer.
Man könnte das als Ausreden abtun. Doch die Angst vor beruflichen Nachteilen, die bei Vätern stärker vorhanden zu sein scheint, spiegelt natürlich auch wider, wie familienfreundlich ein Unternehmen ist.
Werden Väter ermutigt, nach der Geburt länger zu pausieren, dürften die Sorgen deutlich geringer ausfallen. 78% der Befragten wünschen sich, dass Unternehmen aktiver werden bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, also etwa flexible Arbeitszeitmodelle anbieten oder die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Nicht einmal die Hälfte der Befragten bewertet das eigene Unternehmen als familienfreundlich. Wer Väter vorschnell als in alten Rollenbildern verhaftet sieht, sollte das im Kopf haben.
Wie eine Elternzeitreform aussehen könnte
So erfreulich die Entwicklung auch ist, dass sich Väter stärker bei der Betreuung und Erziehung der Kinder einbringen – die Zahl der Väter, die überhaupt Elterngeld beantragen, bleibt überschaubar. Nicht einmal die Hälfte macht von der Möglichkeit Gebrauch, auch wenn die Nachfrage steigt.
Welche politischen Lösungen könnten helfen, Elternzeiten gerechter für alle zu gestalten? Dazu hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) jetzt
Die Regelungen für den sogenannten Partnerschaftsbonus sollen gelockert werden. Mütter und Väter können diesen Bonus zusätzlich erhalten, wenn beide über einen Zeitraum von 4 Monaten in Teilzeit arbeiten. Bisher muss die Wochenarbeitszeit aber bei 25–30 Stunden liegen, sonst verfällt der Anspruch. Der Korridor soll auf 24–32 Stunden erweitert
Die Elternzeit legt die Grundlage dafür, wie Familien Arbeit verteilen.
Ob diese eher kleinen Maßnahmen zu echten Verbesserungen für Eltern führen, ist
2 Vätermonate sind nicht genug, um all das zu lernen, was es braucht, um ein Kind großzuziehen. Aber solange das Prinzip der Vätermonate besteht, werden die meisten Väter wohl weiterhin nur kurze Pausen vom Job machen.
Eine Ausweitung der Elternzeit, die Männer finanziell stärker anreizt, sie zu nehmen, ist daher ebenso nötig wie ein finanziell besser abgefederter Übergang von der Babypause zurück in die Berufstätigkeit. Man sollte eine solche Förderung nicht als staatliches Geschenk verstehen, sondern als einen Schritt hin zu einer Sozialpolitik, die der Tatsache Rechnung trägt, dass Sorgearbeit auch Arbeit ist.
Titelbild: Sebastián León Prado - CC0 1.0