Tausende Einwohner und ein historisches Zentrum: Wie eine europäische Stadt umzieht
Die Polar-Stadt Kiruna in Schweden wird um 4 Kilometer verlegt – inklusive vieler Gebäude. Es ist eines der größten Umzugsprojekte der Welt. Der Grund ist eine Eisenerzmine. Wie siedelt man Tausende Leben um?
Karin Vasara steht in ihrem Modeladen im Stadtzentrum von Kiruna. Für das, was bald auf sie und den ganzen Ort hier zukommt, fühlt sie sich zu alt. »Wenn das Stadtzentrum abgerissen wird, geht meine ganze Welt unter«, sagt die 73-jährige zierliche Modedesignerin. Die
Der Laden sieht von außen zwar klein aus, innen eröffnet sich aber eine ganz eigene, lichtdurchflutete Welt: Hier hängt ein Brautkleid mit einer Kapuze aus Blaufuchs neben Pelzmänteln aus grönländischen Robbenfellen, dort gibt es Mützen aus Ziegenleder, weiter hinten eine Pelerine, also eine Art Umhang aus feiner Wolle.
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Karin Vasara mit dem Design samisch inspirierter Kleidungsstücke. Das Handwerk lernte sie von ihrer Mutter. Mehr als 30 Jahre arbeitet die Unternehmerin bereits an ihrem besonderen Mode-Kosmos mitten in der Stadt. Lange wird es den Laden nicht mehr geben: Die gesamte Innenstadt von Kiruna wird in einem Mega-Umzug versetzt. Der Grund dafür ist eine Eisenerzmine. Sie verdrängt das Stadtzentrum der 18.000-Einwohner-Stadt. Ältere Gebäude werden einfach mitgenommen – die ersten historischen Häuser stehen bereits in Neu-Kiruna. Im September 2022 kommen eine Reihe Boutiquen und Geschäftshäuser dazu. Die Kirche von Kiruna wird voraussichtlich zwischen 2025 und 2026 verlegt. 2035 soll alles fertig sein.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily