In Deutschland warten Menschen monatelang auf psychologische Hilfe. Was sich ändern muss
Psychische Erkrankungen nehmen in den letzten Jahren zu, die Versorgung kommt kaum hinterher. Was jetzt passieren muss, damit alle schnell die Hilfe bekommen, die sie brauchen – auch in Zeiten von Corona.
»Irgendwann hatte ich Gedanken, die schlimme Folgen für mein Leben gehabt hätten«,
Irgendwie schaffte er es, zu seinem Arzt zu fahren und auszusprechen, was er lange nicht zu denken gewagt hatte: »Ich brauche Hilfe!« Es habe in diesem Moment Klick gemacht, sagt er heute im Interview.
Der Arzt handelt schnell: Mit dem Taxi schickt er Philipp F. in eine psychiatrische Klinik. 10 Wochen Notfallintervention. »Nach der Zeit in der Klinik ging es mir viel besser, ich dachte: Jetzt bekomme ich mein Leben in den Griff«, sagt er. Vor der Entlassung fragte man ihn, ob er selbst eine Therapeutin oder einen Therapeuten suche werde. Klar, sagte er, so schwer könne das ja nicht sein.
Aus der Klinik entlassen rief er einige Nummern an, die man ihm in der Klinik gegeben hatte. Nach 4 Ansagen, dass er sich auf über ein halbes Jahr Wartezeit einstellen könne, dachte er, er werde es auch schon so irgendwie schaffen. Er ging wieder zur Schule, um sein Abi nachzumachen, ganz allein, ohne Hilfe.
Ein Fehler. »Ich verfiel schnell wieder in alte Verhaltensmuster, kiffte zu viel, nahm meine Medikamente nicht, schaffte es nicht mehr zur Schule und zur Arbeit, konnte meine Rechnungen nicht mehr bezahlen«, sagt er. Eine neue Abwärtsspirale setzte sich in Gang.
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily