Corona weltweit: Menschen aus 11 Ländern berichten, wie das Virus ihr Leben beeinflusst
Von »business as usual« bis zum totalen Lockdown: Freunde und Kollegen von 5 Kontinenten berichten aus ihrem Alltag in Zeiten der Pandemie.
Wie die Menschen in Deutschland mit dem
Die Perspective-Daily-Redaktion hat Kollegen, Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt genau das gefragt. Hier erzählen sie von ihrem Alltag, ihren Sorgen – und von den Dingen, die ihnen gerade Mut machen. Denn eine Gemeinsamkeit lässt sich in allen Ländern erkennen: Das Virus schafft nicht nur Unsicherheit, sondern hat auch eine große Welle an Solidarität ausgelöst!
»Die Menschen in Taiwan haben aus SARS gelernt«
Graeme, 59, Taipeh, Taiwan
Viele haben in Taiwan wegen der sehr engen Bindung zu China mit hohen Ansteckungsraten gerechnet. Doch jetzt, fast 3 Monate nachdem das Virus in Wuhan das erste Mal aufgetreten ist, ist das Leben hier fast genau wie davor. Derzeit werden noch knapp 40 Menschen aus einer Bevölkerung von 23 Millionen wegen Covid-19 behandelt, wobei fast jeder neue Fall auf Menschen zurückgeht, die gerade aus Europa heimkehren.
Die U-Bahn fährt normal, genau wie Busse und Bahnen. Restaurants sind geöffnet und die Supermärkte gut bestückt. Auf den Straßen sind weniger Menschen, und weil die Touristen ausbleiben, haben Hotels und Fluggesellschaften zu kämpfen. Aber abgesehen davon, dass wir einen Mundschutz tragen, wenn wir das Haus verlassen, uns die Hände desinfizieren, wenn wir ein Gebäude betreten, und nicht das Land verlassen können, ohne Gefahr zu laufen, bei der Rückkehr in der Quarantäne zu landen, ist das Leben in Taipeh nahezu unverändert.
Wir kamen vor einem Jahr aus Europa hierher und hatten eine 18-monatige Auszeit geplant. Jetzt wirkt diese Entscheidung wie ein komischer Zufall.
Warum ist es hier in Taiwan so anders? Die Taiwaner haben aus
Die Leute hier sind insgesamt sehr rücksichtsvoll und achten auf ihre Mitmenschen. Vor ein paar Wochen suchte meine Frau Unterschlupf in einem Türeingang, um dem tropischen Regen zu entkommen. Eine kleine, grauhaarige Frau kam über die Straße zu ihr geeilt, um ihr anzubieten, gemeinsam mit ihr unter dem Regenschirm bis zur nächsten U-Bahn-Haltestelle zu gelangen. Genau diese Einstellung macht einen entscheidenden Unterschied.
»In Italien reden die Menschen von Balkon zu Balkon miteinander«
Andrei Beniamin, 26, Turin, Italien
Es ist ungefähr eine Woche her, dass wir angefangen haben,
In der Nacht zwischen dem 7. und 8. März haben viele Arbeiter und Studenten Züge von Mailand zu ihren Familien in Süditalien genommen, weil sie Angst hatten, ihre Lieben sonst nicht mehr treffen zu können. Das waren die gleichen Tage, an denen Menschen die Supermärkte leerkauften, weil sie irgendwelche apokalyptischen Ängste entwickelten. Wir lachten darüber, wie verrückt sich diese Menschen verhielten.
Doch als die Leute in den Süden fuhren, brachten einige von ihnen das Virus, das wir nicht ernst genommen hatten, mit zu ihren Familien. Am 11. März veröffentliche der italienische Premier-Minister Conte dann ein Video, in dem er verkündete, dass Italien unter den totalen Lockdown gestellt wird und dass Schulen, Kirchen, Cafés schließen und viele andere öffentliche Aktivitäten aufhören würden.
Plötzlich wurden Straßen zu Wüsten.
Am Tag danach blieben die Menschen zu Hause. Stadtzentren, Viertel und Straßen wurden plötzlich zu Wüsten.
Weil die Menschen nicht rausgehen konnten, außer, um zu arbeiten oder einzukaufen, wurden sie aktiver in den sozialen Medien: Die Zeichnung eines Regenbogens auf einem Bettlaken ging
Viele reden auch von Balkon zu Balkon miteinander, besonders am Abend, auch hier in Turin. Und man kann sehen, dass es ein allgemeines Gefühl von Verbundenheit gibt – auch wenn wir physisch weiter voneinander entfernt sind. Die Menschen wissen, dass sie das Richtige tun und durch ihre Disziplin die Ausbreitung des Virus eindämmen.
»Mitarbeiter im Gesundheitssektor werden in Großbritannien gar nicht mehr getestet«
Diana, 37, London, Großbritannien
Die Öffentlichkeit hier in Großbritannien scheint heute Morgen noch ihren gewohnten Gang zu gehen: Einige Leute arbeiten von zu Hause aus, aber es sind auch viele auf der Straße unterwegs. In einigen Supermärkten sind die Regale schon leergeräumt und das Klopapier ist auf 5 Packungen pro Kunde begrenzt.
Die politische Reaktion war … uninspirierend, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aus meiner Sicht sind die Maßnahmen der Regierung
Mitarbeiter aus dem Gesundheitssektor werden nicht mehr getestet, da davon ausgegangen wird, dass wir das Virus sowieso bekommen. Ich selbst arbeite als Neurologin im Krankenhaus. Die Frage ist: Wenn wir keine Tests machen, wie sollen wir die Krankheit dann verstehen? Mortalitäts- und Ansteckungsraten bleiben so unklar. Das widerspricht auch der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, die dazu rät, jeden Fall zu testen.
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily