HIV muss längst nicht mehr tödlich sein. Wie ein Virus seinen Schrecken verliert
Forscher:innen sind einem HIV-Heilmittel dicht auf der Spur. Doch für Infizierte gibt es Wichtigeres als vollständige Heilung.
Es ist das Jahr 1981, als sich in den USA 5 bislang völlig gesunde homosexuelle Männer mit einer seltenen Lungenkrankheit infizieren. Die Beamt:innen der
Bald ist klar, dass die Kranken von einem Virus befallen sind, das eine Immunschwächekrankheit auslöst. Ihr Körper kann sich kaum noch gegen Viren, Pilze und Bakterien wehren. Im September 1982 erhält diese Krankheit einen Namen: Aids. Das Virus, das sie auslöst, heißt HIV. Wer in den 80ern die Diagnose »HIV positiv« erhält, der weiß, dass er früher oder später an den Folgen einer Aids-Erkrankung sterben wird.
Heute, fast 40 Jahre nachdem das Virus erstmals auftauchte, ist es still um HIV und Aids geworden. Dass wir heute nur noch wenig darüber hören, liegt auch daran, dass die Zeiten, in denen die Diagnose »HIV positiv« einem Todesurteil gleichkam, längst vorbei sind. Wer sich heute mit HIV infiziert und behandelt wird, der kann trotz Virus ein langes Leben führen – ohne jemals an Aids zu erkranken. Bricht die Krankheit nicht aus, macht sich das Virus kaum bemerkbar.
Noch immer machen Forscher:innen Fortschritte im Kampf gegen das HI-Virus: Im Fachmagazin
Ist HIV jetzt heilbar?
Die Frage, die jetzt alle haben: Können nun auch andere HIV-Patient:innen geheilt werden? Und lässt sich das Virus so vielleicht endgültig besiegen?
Um das zu beantworten, hilft ein näherer Blick auf Castillejos Fall: Er erfuhr 2003 von seiner
Statt einer »normalen« Knochenmarkspende zur Behandlung der Krebserkrankung wurden Castillejo gezielt Stammzellen transplantiert, die aufgrund einer seltenen
Für die Wissenschaft ist das Ergebnis zu Recht ein großer Erfolg! Für die Praxis ist die Heilmethode aber (noch) ungeeignet. Das hat 2 Gründe:
- Eine Stammzelltransplantation ist extrem riskant und wurde nur durchgeführt, weil der Patient an Leukämie erkrankt war. Unter anderen Umständen wäre das Risiko größer gewesen als der mögliche Nutzen.
- Eine:n passende:n Stammzellspender:in zu finden ist schon unter normalen Umständen nicht leicht. Jemanden zu finden, die oder der zusätzlich die benötigte seltene Mutation besitzt, ist noch schwieriger. Eine Massenanwendung der Methode ist deshalb kaum möglich.
Die Ergebnisse der Forscher:innen geben dennoch wichtige Hinweise für die Erforschung
Bis derartige Ansätze in der Praxis Anwendung finden, wird es allerdings noch eine Weile dauern. »Was im Moment als Heilungsmöglichkeit im Raum steht, ist mit hohen Risiken behaftet«, sagt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe. Die bereits existierenden Medikamente seien derzeit viel sicherer – und haben ebenfalls gute Erfolgsaussichten.
Die Wirkstoffe dämmen das HI-Virus so weit ein, dass es im Blut nicht mehr nachweisbar ist,
Mithilfe einer Therapie kann auch der Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids verhindert werden.
Um das Virus zu besiegen, braucht es Tests und Medikamente für alle
Die Fortschritte, die in der Behandlung des Virus und der
Doch verschwunden ist HIV noch nicht – und das hat verschiedene Gründe. Vielen Menschen sei nach wie vor nicht klar, wie gut sich die Krankheit behandeln lasse, sagt Wicht. »Viele Menschen haben noch immer unverhältnismäßig große Angst vor der Diagnose, aber auch vor Ablehnung. Sie zögern es deswegen heraus, sich testen zu lassen«, so Wicht weiter. Doch je früher die Infektion erkannt wird, desto
Ein anderes Problem: Nicht alle Menschen haben Zugang zu Medikamenten.
Natürlich ist es sehr wichtig, weiter nach einem Heilmittel zu suchen. Aber wenn Sie mich fragen, was am wichtigsten ist, dann ist das das Ende der Stigmatisierung von HIV und dass alle Menschen Zugang zu Tests und guten Medikamenten bekommen.
Hätte jeder Mensch die Möglichkeit, Tests und Medikamente zu bekommen, könnte die Welt HIV bald endgültig in den Griff bekommen – auch ohne Heilmittel. Hilfsorganisationen wie die Deutsche Aidshilfe oder das
Die bisherigen Entwicklungen lassen zumindest hoffen, dass all das gelingen kann – und zeigen einmal mehr, dass sich die Menschheit von einem Virus nicht unterkriegen lässt!
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily