Zoom, nein danke? So kommunizierst du besser übers Netz
Die derzeit beliebteste Videochatplattform steht weiter in der Kritik. Das sind deine Alternativen.
Dieser Artikel entstand ursprünglich Anfang April 2020 und wurde nachträglich aktualisiert.
Ob Hobbygruppe, Gemeinderat oder Familienchat – angesichts der aktuellen Lage hat das Telefon ausgedient. Chatprogramme erreichen mehr und mehr auch die Ältesten unter uns.
Doch ausgerechnet das derzeit beliebteste Programm hat Sicherheitslücken. Um sie entstand Anfang 2020 sogar ein neuer perfider Trend:
Aber ist die App wirklich so schlimm? Und was sind die besten sicheren Alternativen?
Der Fall von »Zoom« oder: »Wie es nicht geht«
Ein Klick auf einen Link und schon landest du im Videochat mit bis zu 100 Menschen. Das ist das Konzept
![](https://perspective-daily.imgix.net/images/articles/Unbenannt_wDCdOgy.png?auto=format&blur=100&q=1&w=896)
Doch Datenschützer deckten im März 2020 Sicherheitslücken in der App auf. Die Liste ist lang und »Zoombombing«
- Zoom gab auf Apple-Geräten
- Verborgene Routinen in der Zoom-Software glichen Daten der Nutzer mit dem sozialen Netzwerk Linkedin ab.
- Zoom kann Videochats automatisch aufzeichnen und in Cloudlösungen abspeichern. Doch dort sind sie durch eindeutige Namen nicht sicher.
- Mehr als 500.000 Zoom-Accounts sind im
Zoom hat auf all diese Kritik reagiert und nach eigenen Angaben
Aktualisierung: »Zoom« bemüht sich weiter nachzubessern. Ende April stellte die App die eigene
Trotzdem
Was ist mit Houseparty?
Die Anwendung ist besonders unter Jugendlichen beliebt und ähnlich unkompliziert wie »Zoom«. Die App ermöglicht offene Videochats, zu denen Freunde jemanden mitbringen können, und bietet eingebaute Mini-Party-Spiele wie »Wer bin ich?«. Doch »Houseparty« sammelt im Hintergrund massiv Daten, etwa Name, Geschlecht und Standort der Teilnehmenden – und archiviert sie für mögliche spätere kommerzielle Nutzung. Datenschützer meiden diese App daher.
Das sind deine Zoom-Alternativen
Zoom ist intuitiv zu bedienen und niedrigschwellig – 2 Gründe für den kometenhaften Aufstieg der Plattform. Doch der Fall Zoom zeigt auch, dass die beliebteste Lösung nicht immer die beste ist. Dies gilt auch für den wohl größten Konkurrenten von Zoom derzeit: Microsoft Teams.
Die vor allem bei Unternehmen beliebte Anwendung ist mehr als ein Videochat, nämlich ein (manchmal unübersichtlicher) digitaler Arbeitsbereich, der eng mit Office und Windows verzahnt ist. So lassen sich Dokumente leicht teilen und in der Cloud speichern.
Und was wäre dann besser?
- BigBlueButton: Wer sicher sein will, kann etwas Zeit investieren und ein eigenes System aufsetzen, etwa mit BigBlueButton. Die Open-Source-Software stammt von einem kanadischen Unternehmen und zielt eigentlich auf Online-Lernen ab. Doch sie funktioniert auch für alle anderen Videokonferenzbedürfnisse.
- Sichere-videokonferenz.de: Diese ebenfalls sichere Alternative zu BigBlueButton basiert auf der Open-Source-Software Jitsi Meet. Ein eigener Server oder eine Registrierung sind nicht nötig, dafür sind auch nicht viele Einstellungsmöglichkeiten verfügbar. Daten werden nicht gespeichert, die Konferenzräume existieren nur, solange Teilnehmende in ihnen sind. Hinter dem Angebot steht die Horizon44 GmbH aus München, die das Angebot wegen der Coronapandemie aktuell kostenlos anbietet (und mit dem Service natürlich Werbung für sich macht). Was hierbei aber fehlt, ist ein Rollensystem (zum Beispiel Moderatoren) wie bei anderen Videokonferenzsystemen. Nur der Ersteller einer Konferenz erhält ein paar Sonderfunktionen. Auch funktioniert die Software am stabilsten mit dem Browser Google Chrome, was eigene Datenschutzbedenken mit sich bringt.
- Signal: Für sensible Unterhaltungen, zum Beispiel Sexting oder erotische Videochats, die gerade in Coronazeiten so manche Fernbeziehung am Leben halten, braucht es keine Videokonferenzplattform, aber größte Vorsicht. Hier reicht der besonders sichere Messenger Signal. Er ist datensparsam, verschlüsselt Nachrichten sowie Videoanrufe standardmäßig und speichert nichts im Klartext ab. Der Nachteil: Signal ist für Smartphones gemacht, die Desktop-App funktioniert eher schlecht als recht.
Das solltest du beim Chatten immer beachten
Egal auf welcher Plattform, Videokonferenzen sind für viele Menschen noch ungewohnt. Mit diesen Punkten vermeidest du Fallstricke:
- Denke mit, was du sendest: Kamera und Mikrofon zeichnen schonungslos auf, wenn du sie nicht ausschaltest. Denke deshalb mit, was du dadurch preisgibst, und schalte dich lieber auf stumm, wenn du nicht reden musst.
Klassischer Videochat-Fail: Dieser Schüler hat wohl nicht darüber nachgedacht, dass die ganze Klasse zusehen kann, wie er einen Joint baut. Das mitgeschnittene Video wurde auf »Twitter« hochgeladen und verbreitet. – Quelle: Twitter - Mache Mikropausen: Über Videochats funktioniert die
- Sichere deine Chats: Du willst nicht das Opfer unliebsamer Störenfriede oder Mithörer werden? Dann poste Log-in-Links nie öffentlich, nutze (je nach Plattform) eine neue Identifikationsnummer für jede Chatsitzung und schütze deinen Account durch
- Vorsicht vor Aufzeichnungen: Beim Mitschneiden eines Videochats werden auch Informationen von Teilnehmenden gespeichert, die vielleicht nichts davon wissen oder unbewusst sensible Informationen preisgegeben haben. Hier ist zumindest eine Nachfrage nötig. Außerdem gehören private Videologs nicht in
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily