Deutschland droht das dritte Dürrejahr in Folge. Wie sich ein Gut in einer der trockensten Regionen wappnet
Die einfachste Gegenmaßnahme ist leider nicht sehr nachhaltig: mehr Bewässerung. Doch es geht auch anders.
Aus der nackten, knochenharten Erde schieben sich kleine Pflanzentriebe. Auf einem Maisacker am Elbsee bei Düsseldorf konnte ich am Wochenende praktisch vor der Haustür sehen, was die Landwirtschaft derzeit besorgt: Das Frühjahr war trocken,
So sieht es derzeit in vielen Regionen Deutschlands aus –
Es gibt ein sehr schönes Beispiel: Beim Backen, wenn Sie eine Schüssel mit trockenem Mehl haben und Sie kippen da Milch drauf, dann haben Sie eine Linse [aus Milch] auf dem Mehl schwimmen.
Beim Boden sei es ähnlich: Ist er trocken, nimmt er den Regen schlecht auf. Auch die Wochen mit viel Niederschlag im Februar reichten nicht aus, um das Wasser tief genug in den Boden sickern zu lassen. Weil die harte Erde Wasser schlecht aufnimmt, wird zudem der nährstoffreiche Humus von den Ackerflächen gespült,
Ein Problem, das sich in den kommenden Jahren wohl noch verschärfen wird, denn der
bedingt
Der
Die Antworten der konventionellen Landwirtschaft darauf laufen bisher in 3 Richtungen:
- Neue Pflanzen züchten: Forscher:innen arbeiten stetig daran, Getreide an die sich ändernden Bedingungen anzupassen. Obwohl es Fortschritte gibt,
- Angepasste Pflanzen anbauen: Landwirt:innen bauen wegen der veränderten Temperaturen andere Getreidearten an als bisher. Agrarexpert:innen erwarten eine stärkere Verbreitung von Soja und Mais in Deutschland.
- Mehr Bewässerung auf den Feldern: Bisher ist vor allem im Gemüseanbau Bewässerung üblich. Die aktuelle Trockenheit könnte mehr Landwirt:innen dazu bringen, ihre Felder zu bewässern, einige tun es schon. Der Nachteil: Bewässerung verbraucht Grundwasser und damit Ressourcen künftiger Generationen.
Agroforstplaner Renke de Vries vom
Wasser kann man pflanzen!
Das Gut experimentiert deshalb mit unterschiedlichen Landnutzungskonzepten,
Was meint er damit? Das Konzept sieht vor, dass Pflanzen in mehreren Schichten wachsen: Von Kräutern, die den Boden bedecken, über Korn, Obstbäume bis hin zu größeren Waldbäumen. »Wenn das System in mehreren Schichten angelegt und der Boden bedeckt ist,
Er probiert das Konzept momentan auf einer Fläche von 3,5 Hektar aus. Reihen mit Obstbäumen und Sträuchern hat er angelegt und weitere Pflanzen gesät, die eventuelle Lücken schließen können. Im freien Raum dazwischen wächst die Viehfutterpflanze Luzerne. »Wir haben gerade erst angefangen, aber der Unterschied ist jetzt schon groß. Der Boden auf diesem Feld ist feucht, während er auf dem Acker ein paar Meter weiter komplett trocken ist«, sagt de Vries.
Der Haken: Diese Art von Bewirtschaftung funktioniert mit großen Maschinen wie Mähdreschern nicht. Deshalb entwickelt Ernst Götsch kleinere, leichtere Maschinen. Die Vision: GPS-gesteuerte Einheiten, die die Arbeit auf dem Feld allein erledigen.
Bis diese Vision für die breite Masse Realität wird, gibt es laut de Vries einige Dinge, die Landwirt:innen sofort und relativ kostengünstig, auch mit ihrem normalen Fuhrpark, umsetzen können, um der Hitze zu begegnen. Sie werden auch in der syntropischen Landwirtschaft genutzt:
- Untersaaten nutzen: Im Ökolandbau ist es verbreitet, Gräser oder Kleesorten zur Bodenbedeckung zu säen. Vorteil: Der Boden ist nicht nur vor Sonne und damit dem Austrocknen geschützt, sondern er kann auch besser Wasser aufnehmen, wenn es regnet. Untersaat hilft, Humus aufzubauen.
- Zwischenfrüchte anbauen: Der Boden solle nie unbepflanzt sein, rät Renke de Vries. Die so entstehenden Wurzelkanäle helfen, Regen aufzunehmen und ihn zu speichern.
- Baumreihen pflanzen: Jede:r Landwirt:in könne relativ kostengünstig Baumsetzlinge in Forstbaumschulen kaufen und damit die großen Ackerflächen immer wieder unterbrechen. Die Bäume halten die Erde fest und schützen trockene Oberflächen vor Wind. Eine einfache Windschutzhecke könne man auf diese Weise bereits relativ günstig anlegen, so de Vries. Hier eignet sich eine Kombination aus schnell wachsenden Gehölzen wie Weiden oder Pappeln und verschiedenen Sträuchern für die untere Schicht. Bäume wie Ahorn und Eiche stellen die Zukunft des Systems langfristig sicher. Hier könnte die Politik eine Veränderung aktiv anstoßen: »Bisher werden Landwirt:innen bestraft, die Bäume pflanzen, denn die Fläche fällt dann aus den Subventionszahlungen heraus«, sagt de Vries.
Das sind Maßnahmen, mit denen Gut & Bösel langfristig arbeiten möchte. Den Hof vollständig auf eine regenerative Bewirtschaftung umzustellen braucht Zeit und kostet Geld. Anfangen könne aber jeder schon jetzt, da ist sich Renke de Vries sicher.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Linda Loreen Loose - copyright