LSD – die Medizin der Zukunft? Ein Trip durchs Gehirn
Psychedelische Drogen stellen das Gehirn auf den Kopf und setzen verborgene Gedanken und Gefühle frei. Das könnte die Psychotherapie revolutionieren – aber dafür müssen die Drogen erst ihren schlechten Ruf loswerden.
Die Basler Morgensonne scheint durch das Fenster des Krankenhauszimmers. Anuschka Roshani ist nervös. Mutig sei sie, haben ihr Freunde und Familie gesagt, dass sie mit ihren 52 Jahren und guter Gesundheit an diesem Experiment teilnehme. Die Studienleiterin reicht ihr eine Ampulle mit einer transparenten Flüssigkeit. Keine der beiden weiß, ob die Ampulle ein Placebo enthält – oder reines, in Alkohol gelöstes LSD. Beides ist möglich. In den nächsten Stunden wird Roshani auf dem Krankenhausbett liegen und mit Musik auf den Ohren eine Reise durch ihr eigenes Universum unternehmen. Für die Wissenschaft. Sie schließt die Augen und atmet tief durch, während die Substanz sich auf den Weg durch ihr Gehirn macht.
Roshani nimmt teil an einer Studie des Pharmakologen Matthias Liechti. Damit ist sie eine der ersten Probandinnen in wissenschaftlichen Experimenten mit LSD seit langer Zeit.
Schon in den 50er-Jahren erkannten Forscher das enorme Potenzial psychedelischer Drogen für Menschen mit psychischen Problemen. Die Forschung an der synthetischen Droge LSD und an Psilocybin, dem Wirkstoff psychoaktiver Pilze, florierte damals und die psychedelische Medizin schien zum Greifen nah. Wenig später jedoch,
Nun aber bewegt sich etwas. In den vergangenen Jahren haben einige Länder die Regulierungen gelockert.
Die Renaissance der Psychedelika
Während Anuschka Roshani gespannt darauf wartet, dass der Effekt des LSD einsetzt, sitzt im 80 Kilometer entfernten Zürich Katrin Preller über einem Satz Gehirndaten. Die 35-jährige Psychologin will entschlüsseln, wie Psychedelika auf das Gehirn wirken. Die Stigmata, die die Drogen umgeben, machen es ihr oft schwer, Geldgeber für ihre Forschung zu finden. »Umso wichtiger ist es, dass wir methodisch sauber arbeiten und nicht ins Esoterische abgleiten.«
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily