Warum Behördendeutsch verboten werden sollte
Komplizierte Sprache frustriert nicht nur, sie ist auch undemokratisch. Seit ich in Schweden lebe, weiß ich, dass es auch ganz anders geht.
Praktikum,
Ich hatte schon während des Studiums in Deutschland angefangen, als freie Journalistin zu arbeiten. Ich liebte den Job und hasste die Bürokratie, die er mit sich brachte. Plötzlich war ich gezwungen, eine Steuererklärung zu machen und mich mit Kleinunternehmerregelungen, Betriebsausgabenpauschalen und seitenlangen Wahrnehmungsverträgen herumzuschlagen, deren Paragrafen ich auch beim dritten Lesen kaum verstand. Briefe auf Umweltpapier, engzeilig bedruckt mit Bandwurmsätzen in einer Schriftart, die an alte Schreibmaschinen erinnert, ließen mir die Haare zu Berge stehen.
Dann nahm das Leben seinen Lauf und vor 2 Jahren verschenkte ich meine Möbel, packte alles übrig Gebliebene in einen Leihwagen und zog nach Schweden. Ohne festen Job, aber mit der Idee, mich selbstständig zu machen. Mit der Sprache hatte ich zwar im Alltag keine Probleme, mit schwedischen Behörden hatte ich aber bis dahin kaum zu tun gehabt. Ich war mir nicht mal sicher, welche es überhaupt gab, geschweige denn, welche Behörde wofür zuständig war. Ich ahnte, dass es steuerliche Sonderregeln für Selbstständige und Regeln für EU-Ausländer:innen und Regeln für selbstständige EU-Ausländer:innen geben würde. Kurzum: Ich war aufs Schlimmste gefasst.
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily