Das kannst du für »Black Lives Matter« sofort tun: ein Selbsttest im »Kritischen Weißsein«
Struktureller Rassismus existiert nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Es ist an der Zeit herauszufinden, was du mit dem rassistischen System zu tun hast und welche Position du darin einnimmst.
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Antirassistische Initiativen in Berlin rufen derzeit dazu auf, für Schwarze Organisationen in Minnesota oder die Familie von George Floyd zu spenden. Wenn du aber wirklich langfristig etwas gegen
Rassismusdebatten in Deutschland drehen sich oft um die Nutzung des »N-Wortes«
Inmitten des Landtags in Mecklenburg-Vorpommern ruft der
Der Fall löste besonders in der afrodeutschen Community Empörung aus,
Für Fachkreise dagegen ist das Urteil ein Fall von institutioneller Diskriminierung. »Dass das N-Wort rassistisch ist, ist wissenschaftlich nicht anzuzweifeln«, sagt die Schwarze Rassismusforscherin Natasha A. Kelly im Interview.
Das Problem an den Debatten ist, dass nicht verstanden wird, was Rassismus ist
Wenn in Deutschland Debatten wie die um das N-Wort geführt werden, liege das Problem vor allem darin, dass nicht verstanden werde, was Rassismus überhaupt ist, sagt Kelly. »Das N-Wort verkörpert den Rassismus.
Für den Rassismus in Deutschland ist Kelly zufolge aus historischer Perspektive die deutsche Kolonialgeschichte relevant – anders als in den USA. Dieser Abschnitt der deutschen Geschichte sei unsichtbar gemacht worden und das präge somit den strukturellen und institutionellen (Alltags-)Rassismus hierzulande.
In den USA sei das anders gewesen. Dort wurden Afrikaner:innen versklavt und galten nicht als Menschen: »Der überwiegende Teil der Gesellschaft versteht nicht, dass die Schwarzen US-Amerikaner:innen erst Mensch werden mussten«, sagt die Soziologin.
»Das ›N-Wort‹ verkörpert den Rassismus.« – Natasha A. Kelly, Rassismusforscherin
»Weiße Menschen müssen anfangen, sich mit Rassismus zu beschäftigen. Und zwar nicht erst dann, wenn Schwarze betroffen sind«, plädiert Kelly. »Sie müssen Rassismus als systemisches Gebilde verstehen.« Es gibt Kelly zufolge 3 unterschiedliche Dimensionen von Rassismus, mit denen sich emotionale Distanz zum Thema schaffen lässt:
- Rassismus ist als ein Phänomen zu begreifen, das in seiner Struktur historisch gewachsen und gesellschaftlich verankert ist.
- Diese Strukturen erlernt ein jeder Mensch durch die Sozialisation. Dadurch können rassistische Diskriminierungen oder Handlungen unbewusst passieren.
- Es gibt Personen, die kontinuierlich rassistisch handeln und als Rassisten bezeichnet werden können.
Die meisten Schwarzen Menschen seien gezwungen, gibt Kelly zu bedenken, sich im Laufe ihres Lebens mit Rassismus zu beschäftigen. Bei weißen Menschen sei es in der Regel nicht so: Sie können wählen, ob sie sich mit Rassismus auseinandersetzen wollen oder nicht – und das sei ein Privileg.
Selbsttest: Wie bist du im rassistischen System positioniert?
Um Rassismus also zu überwinden, egal ob in Deutschland oder den USA, ist es ratsam, dir über deine eigene Position im rassistischen System bewusst zu werden.
- Wirst du als Individuum betrachtet und nicht in eine pauschale Gruppe gesteckt?
- Wirst du als vollwertiges Mitglied der Bevölkerung betrachtet?
- Wirst du nicht automatisch als »fremd« betrachtet?
- Musst du dich nicht rechtfertigen, weshalb du in deinem eigenen Land lebst?
- Darfst du dich und deine Gruppe selbst benennen?
- Darfst du alle Menschen, die nicht weiß sind, benennen, einteilen und kategorisieren?
- Darfst du bestimmen, inwiefern die Errungenschaften und Meinungen von Menschen, die nicht weiß sind, relevant sind, selbst wenn diese Menschen gebildet sind?
- Darfst du aufwachsen, ohne rassistisch beleidigt zu werden?
- Kannst du ungehindert und unkontrolliert in die ganze Welt reisen?
- Musst du auf Rassismus nicht reagieren?
Je mehr Fragen eine Person mit Ja beantwortet, desto eher ist sie in einer privilegierten, also weißen Position aufgewachsen – und umgekehrt.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily