Hunderte Firmen boykottieren gerade Facebook. Können sie den Konzern so »besser« machen?
Werbeeinnahmen bleiben aus, Mitarbeiter:innen protestieren – doch Mark Zuckerberg bleibt hart. Steckt hinter seiner demonstrativen Ruhe ein Deal mit der Politik?
Facebook-Chef Mark Zuckerberg weiß, wie Ärger riecht und schmeckt. Er hatte schließlich immer mal wieder gehörige Portionen davon. Dennoch wirken die Proteste, denen er jetzt gegenübersteht, auf den ersten Blick besonders unangenehm. Seit einigen Tagen gehen immer mehr Werbekunden von Bord. Sie boykottieren Facebook, indem sie dort keine Anzeigen mehr schalten, mindestens im ganzen Monat Juli, viele aber auch darüber hinaus.
Auch echte Schwergewichte wie der Lebensmittelgigant Unilever, der Pharmakonzern Pfizer oder auch Adidas und VW machen mit. Mehr als 800 Unternehmen sind bereits dabei. Einige davon gehören zu den größten Werbekunden des Social-Media-Konzerns, zu dessen Firmenpalette auch Instagram und Whatsapp gehören. Sie haben sich der Aktion mehrerer US-Bürgerrechtsorganisationen angeschlossen, die auch im Umfeld von »Black Lives Matter« aktiv sind, unter dem Motto
Die Unternehmen kritisieren, dass Facebook zu wenig gegen Hasspostings und Gruppen kämpfe, in denen Verschwörungsmythen, oft mit rassistischen Anklängen, diskutiert werden. Außerdem kritisieren sie, dass auf Facebook vor allem hetzerische und negativ aufgeladene Inhalte in den Feeds nach oben gespült werden. Die Redaktion des Daily-Podcasts der New York Times fand heraus,
Das solle sich ändern, fordern die Firmen seit Mitte Juni und ziehen Millionenbeträge ab – sie wollen Facebook mit der Geldkeule klarmachen, wie ernst sie es meinen. Aber wie gefährlich ist diese Situation für Facebook und Mark Zuckerberg wirklich? Um die Situation einzuordnen, müssen wir zurückblicken – auf den 29. Mai 2020.
Der Ärger beginnt wieder einmal mit Trump
Damals, 4 Tage nach der Ermordung des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten, toben heftige Proteste in Minneapolis, der Stadt, in der alles passierte. US-Präsident Donald Trump setzt einen Tweet ab, der auch auf Facebook erscheint. In dieser Nachricht heißt es
Facebook weigert sich, den gleichen Post auf seiner Plattform zu markieren oder zu löschen. Etliche Facebook-Mitarbeiter:innen protestieren daraufhin mit einem virtuellen »Walkout« gegen die laxe Haltung der Unternehmensführung:
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily