Warum es so viele Menschen aufs Land zieht
In Deutschland ziehen mehr Menschen von der Stadt aufs Land als umgekehrt. Das gilt nach Corona noch mehr als zuvor. Zu Besuch bei denen, die nicht mehr zu Hektik und Stress zurückwollen.
Mit einem breiten Lächeln sitzt Anne Karstädt an der Edeka-Kasse und zieht eine Packung Tofu über den Scanner. »Na dit überrascht mich jetzt aber. Hätte nicht gedacht, dass wir das in unserem Miniladen im Sortiment haben.« Karstädt trägt eine blaue Atemmaske. Ihre Augen verraten trotzdem zweifelsfrei: Sie hat gute Laune.
Die 34-Jährige hat ihr gesamtes Leben in Berlin verbracht, ist ein waschechtes Hauptstadtkind. Seit ein paar Wochen lebt sie in einem 800-Seelen-Ort auf der Ostseeinsel Usedom. Berlin sei ihr zu hektisch geworden und die Menschen würden immer unzufriedener, sagt sie. »Die Ampel vor der Haustür unserer Berliner Wohnung ist sehr kurz geschaltet«, erzählt Karstädt. »Wenn sie auf grün umschlägt, boxen die Leute einen förmlich von der Straße.«
Sie habe sich schon länger unwohl in der Stadt gefühlt. Die Coronakrise habe das noch verstärkt. Kurzerhand schrieb sie 3 Bewerbungen für Arbeitsstellen an der Ostsee. In den 70er-Jahren hatten ihre Großeltern ein Haus auf Usedom gebaut, das seit dem Tod der Oma vor 2 Jahren leer stand. Nach wenigen Tagen bot ihr ein Edeka-Supermarkt in Laufnähe des Hauses eine Stelle an. Sobald Nichteinheimische wieder auf die Insel durften, zog sie um.
Der Trend zum Leben im Grünen begann nicht erst mit der Covid-19-Pandemie. Eine
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily