Donald Trump wird oft als unberechenbar beschrieben. Es gibt aber eine Frau, die viele seiner Schachzüge akkurat vorhersah: die Journalistin und Autokratie-Expertin Sarah Kendzior. Die 41-Jährige studierte in Osteuropa und Russland, lebt in St. Louis, Missouri, und wurde mit ihren Beobachtungen aus dem Mittleren Westen der USA als Kassandra der politischen Entwicklungen bekannt. Mit ihren Büchern »The View from Flyover Country« und »Hiding in Plain Sight« landete sie auf der New-York-Times-Bestsellerliste, und ihr
lockt jede Woche 80.000 bis 100.000 Hörer:innen an.
Ein Gespräch darüber, wohin die USA steuern, warum die 2-fache Mutter trotz Todesdrohungen weitermacht und wie mögliche Lösungen für die Rettung der Demokratie in den USA aussehen.
Sie haben als eine der wenigen nicht nur Trumps Wahlsieg 2016
sondern mit erstaunlicher Genauigkeit immer wieder prophezeit,
Woher nehmen Sie das »Wissen«?
Sarah Kendzior:
Es ist einfach abzusehen, was Trump als Nächstes macht, weil er ein Möchtegernautokrat ist. Seit er im Amt ist, folgt er dem Drehbuch von Diktator:innen, also: erfahrene Expert:innen durch Gefolgsleute ersetzen, Familienmitglieder in Schlüsselpositionen etablieren, die Gerichte mit willfährigen Richter:innen vollpacken, sich Unterstützung von anderen Ländern erkaufen. Er hat das alles umgesetzt, ohne dass sich ihm ernsthaft jemand in den Weg gestellt hätte. Er wird von Leuten beraten, die Erfahrung mit autokratischen Strukturen in anderen Ländern haben, etwa vom
Was sagen Sie als Nächstes voraus?
Sarah Kendzior:
Der Unsicherheitsfaktor ist, wie das US-amerikanische Volk jetzt auf die Situation reagiert. Die US-Amerikaner:innen sind mit Scheuklappen in diese Lage gerutscht, weil sie es nicht für möglich hielten, dass so etwas in ihrem Land passieren kann. In den USA behandeln wir keinen Menschen wie einen König.
und vielleicht müssen wir das jetzt wieder machen. Nun, vor allem nachdem Trump in der Coronapandemie versagt hat und nicht viel vorgeschlagen hat,
haben die Leute ihr Limit erreicht. Sie gehen auf die Straße, wir haben extrem hohe Arbeitslosigkeit, unglaubliche Frustration, und die US-Amerikaner:innen haben erkannt, dass sie niemand retten wird, sondern dass sie selbst aufstehen müssen. Das finde ich positiv: Es zeigt, dass wir menschlich sind, uns das Land am Herzen liegt und wir die Freiheit haben, unberechenbar zu sein. Das Resultat ist schwer vorherzusagen.
Genau das haben Sie aber auch prophezeit, nämlich dass Trump Unruhen anstiften und die Wirtschaft kollabieren lassen wird. In Ihrem Podcast haben Sie ein Interview mit Trump abgespielt, das er Fox News 2014 gegeben hat. Darin verteidigt er Russland und sagt, was er sich für die Vereinigten Staaten wünscht:
Sarah Kendzior:
Wenn ich diese Interviewauszüge in meinem Podcast abspiele, beschuldigen mich die Leute, ich hätte einen Trump-Imitator engagiert. Sie glauben es einfach nicht. Das Ausmaß der Verleugnung erstaunt mich. Wissen Sie, wo ich das erste Mal auf das Interview gestoßen bin? In russischer Übersetzung, in den russischen Propagandamedien. Die lieben das Interview, weil er davon schwärmt, wie sehr er Putin liebt; dass er Putin einen Gefallen tun wird und Putin ihm.
Die meisten Kommentator:innen glauben, er brauche eine starke Wirtschaft für seine Wiederwahl.
Sarah Kendzior:
Er hat Chaos und Zusammenbruch immer schon begrüßt. Seine erste Reaktion nach dem Angriff auf die Twin Towers war:
Leute wie er profitieren von finanziellen Krisen, weil er von Grabräubern wie
geschult wurde. Finde Unternehmen, zerlege sie und verkaufe die Einzelteile mit Profit. Genau das macht er mit den Vereinigten Staaten. Er sieht sie als Ansammlung von Ressourcen, an denen er sich bereichern kann. Das US-amerikanische Volk ist ihm egal. Es ist nicht der Grund, warum er Präsident werden wollte. Seine Aktionen haben das Potenzial, die Vereinigten Staaten zu zerstören und unglaubliches Leid über die US-Amerikaner:innen zu bringen. Auch die
Das wird sich nicht einfach wieder rückgängig machen lassen, wenn er geht. Wir werden mit den Konsequenzen auf Jahrzehnte zu leben haben. Wie wir am Erlassen der Haftstrafe für den
sehen oder daran, dass Trump aus dem
keine Konsequenzen zieht, dominiert die Straffreiheit für die Elite das politische Leben in den USA. Und das wird leider so weitergehen, bis unsere Institutionen Rechenschaft einfordern.
Der Titel Ihres jüngsten Buches, »Hiding in Plain Sight« (also: »Verstecken in aller Öffentlichkeit«), ist Programm: Sie nehmen Trump beim Wort, denn er hat oft gesagt, was er vorhat. Sie tragen Fakten zusammen, Puzzlestückchen, die beim Zusammensetzen ein geradezu unglaubliches Bild ergeben. Warum haben die US-Amerikaner:innen und die Medien diese Hinweise nicht ernst genommen?
Sarah Kendzior:
Ein Grund dafür, dass viele nicht weitergegraben haben, ist, dass Trump mit seinen Anwält:innen, seinen
seinem Gebrauch von Medien wie dem National Enquirer Catch-and-Kill-Operationen durchführt. Sein Anwalt Michael Cohen hat unter Eid gestanden, dass er Reporter:innen in mindestens 500 Fällen bedroht und bestochen hat. Aber die US-amerikanische Öffentlichkeit hat ein Recht auf diese Informationen.
Ihre Expertise ist Russland. Sie haben enorm viel Material zu Trump und Russland, etwa darüber, dass Trumps Russlandkontakte in die 80er-Jahre zurückreichen, dass er schon 1984 von einer Allianz mit Russland schwärmte. Welche Belege haben Sie dafür?
Sarah Kendzior:
Das Erschreckendste an meinem Buch sind die 30 Seiten Endnoten; es ist alles dokumentiert. Seine finanzielle Korruption ist vor allem für die 80er- und 90er-Jahre
Trump ist Teil eines komplexen illegalen Netzwerkes mit Beteiligten aus Russland, Saudi-Arabien, Israel, Großbritannien, den USA und anderen. Trump wurde seit den 90er-Jahren für eine Rolle in der Politik in Stellung gebracht, und zwar von den zwielichtigsten, unethischsten Gestalten – wie dem in Ungnade gefallenen McCarthy-Juristen
Cohn hat Trump schon 1984 geraten, sich mit Vertreter:innen der Sowjetunion zu treffen.
Was genau angeschaut werden muss, sind Trumps Finanzen in den späten 80er-, frühen 90er-Jahren, als er mehrfach bankrottging und keine Bankkredite mehr bekam. Zu der Zeit veränderte sich die Mafia in New York. Die italienische Mafia wurde von Rudy Giuliani vertrieben, Trumps langjährigem Freund, und stattdessen übernahm die russische Mafia, vor allem nach dem Kollaps der Sowjetunion. Sie waren sehr an Casinos und Immobilien interessiert, zwecks Geldwäsche. Das ist die Verbindung. Trump war ein Vehikel für ihre finanziellen Interessen in den USA. Der russischstämmige Immobilieninvestor und Kriminelle Felix Sater, der unter anderem wegen Geldwäsche und Bestechung verurteilt wurde, schrieb 2015 an den Trump-Anwalt Michael Cohen:
Sie nennen unter anderem Belege, dass Käufer:innen mit Bezügen zur ehemaligen Sowjetunion zwischen 2007 und 2018 86 Trump-Immobilien in bar gekauft haben, ein Hinweis auf mögliche Geldwäsche. Warum wurden diese und andere Transaktionen nie richtig untersucht?
Sarah Kendzior:
Robert Mueller hielt 2011 eine wichtige Rede, in der er das Erstarken des organisierten Verbrechens beschrieb, diese Mischung aus staatlicher Korruption, unternehmerischer Korruption und traditionellen Mafia-Aktivitäten. Es sieht eben nicht mehr aus wie bei »Die Sopranos«, sondern eher wie die Fortune-500-Firmen. Und wie Donald Trump. Wie Paul Manafort. Wie Roger Stone.
Sie tun so, als gehörten sie zur Elite, aber sie begehen Verbrechen. Die FBI-Experten, die sich mit der russischen Mafia auskennen, wurden nach Trumps Amtseinführung gefeuert. Das Problem ist, dass die Institutionen sich weigern, diese Transaktionen ernst genug zu nehmen und Trump dafür zur Verantwortung zu ziehen. Wir hatten das Amtsenthebungsverfahren, aber viele Fragen blieben offen. Das gibt den US-Amerikaner:innen das Gefühl, das könne vielleicht alles nicht wahr sein, denn wenn es wahr wäre und ernst genommen würde, dann müssten doch offensichtlich Institutionen einschreiten, die sich um unsere nationale Sicherheit sorgen.
Und es geht ja weiter:
Es ist ein massives Problem. Seit 2014 war mir klar, dass das passieren würde. Die USA hätten Trump nie als Witz betrachten dürfen, sondern als die Bedrohung, die er ist.
Halten Sie es für falsch, wenn Medien Trump als inkompetente Lachnummer verspotten?
Sarah Kendzior:
Sowohl Trumps Wahlkampfstrateg:innen als auch die Medien porträtierten Trump als politischen Outsider, als Neuling, aber nichts wäre falscher. Er wurde seit Jahrzehnten von politischen Insidern wie Roger Stone auf diese Rolle vorbereitet. Trump ist kein geopolitischer Stratege, das überlässt er anderen. Er versteht den Spin, die PR, Propaganda und Betrug. Er weiß, wann er seine Rechtsanwält:innen oder korrupte Bürokrat:innen wie Mitch McConnell ihre Arbeit machen lassen muss. Trump ist eine Abrissbirne, und darin ist er sehr gut. Wenn die Leute sagen, er sei inkompetent, frage ich immer zurück: Inkompetent wofür? Und was sind seine eigentlichen Ziele?
Nämlich?
Sarah Kendzior:
Sein Ziel war nie, dem US-amerikanischen Gemeinwohl zu dienen. Sein Ziel war, Macht auszuüben und Profit zu machen. Das haben er und seine Kumpan:innen von Anfang an gut gemacht. Das Problem ist, dass die Leute andere Erwartungen an ihn haben, nämlich ein demokratischer Staatsdiener zu sein. Trump hat weder Interesse an der Demokratie noch daran, dem Staat zu dienen. Dann sagen die Leute, oh, er hat versagt.
Tatsächlich aber ist er ein Verräter. Er hat kein Interesse an den Aufgaben, die ein Präsident normalerweise wahrnimmt. Er will nur nicht im Gefängnis landen oder dass seine Kinder zur Rechenschaft gezogen werden. Diejenigen, die ihn als Vehikel benutzen, also die republikanische Partei, der Kreml, die Saudis und so weiter wissen das. Sie wissen, dass es ihm nur um Geld, Macht und Immunität geht, und dass er macht, was sie wollen. Sie können ihm eine Rede geben, und er liest sie vor. Die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwird, füttert seine narzisstischen, sadistischen Impulse, aber die Politik ist ihm egal. Ich finde es nicht überraschend, wenn er ein Land auf der Landkarte nicht findet. Das braucht er nicht.
Welche Rolle spielen die Medien für Trumps Aufstieg und seine Wiederwahl? Sie schreiben in Ihrem Buch: Medien sind eine Waffe, ein Skalpell.
Sarah Kendzior:
Trump gäbe es ohne die Mainstreammedien nicht, und das gilt für sein ganzes Leben, angefangen mit seiner Manipulation von Boulevardgeschichten in den 80er-Jahren. Da stellte er sich als erfolgreicher Tycoon dar, obwohl er das in Wahrheit nie war. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, den Charakter Donald Trump zu spielen, sei es im Reality-TV oder jetzt als Präsident.
Die New York Times schrieb noch 2016, es gebe keine langjährigen Verbindungen zwischen Manafort und Trump, obwohl Trump Manafort seit den 80er-Jahren kannte und Manafort seit 2006 im Trump Tower lebte. Ein Teil der oberflächlichen Medienberichterstattung liegt daran, dass die Medien ausgeweidet wurden. Zahllose Publikationen gingen unter. Aber die Journalist:innen, die Erfahrung mit Autokratien haben, erkannten von Anfang an, wer Trump ist und welche Gefahr von ihm ausgeht. Wer Boulevardgeschichten über ihn schreibt, gräbt das Grab für Journalist:innen mit.
Durch die Proteste, bei denen so viele Journalist:innen von der Polizei verletzt wurden,
Einer Journalistin wurde ein Auge ausgeschossen,
Er hat immer gesagt, dass die Presse seine Feindin ist, aber das war eher ein Schaukampf wie im Wrestling, ein »fake feud«. Er braucht ja die Medien, er will nur keine tiefgehenden investigativen Recherchen zu seinen Verbrechen, die ihm Probleme bereiten könnten. Deshalb hat er zum Beispiel die saudische Regierung geschützt, als sie den Journalisten Jamal Khashoggi umbrachte.
Was raten Sie den Medien, wie sie am besten mit Trump umgehen?
Sarah Kendzior:
Trump überdeckt seine Verbrechen mit Skandalen, und Journalisten fallen wieder und wieder darauf hinein. Sie sprechen lieber über einen reißerischen Tweet oder seine falsche Rechtschreibung, anstatt sich in seine finanziellen Machenschaften einzugraben, die viel vernichtender und beängstigender sind. Die Journalist:innen, die es versuchen, werden bedroht, so wie ich bedroht werde. Ronan Farrows Buch »Catch and Kill« (deutscher Titel: »Durchbruch«) dokumentiert, wie Journalist:innen bedroht und dazu gebracht werden, Recherchen zu begraben.
Das passiert auch in der Regierung. Wenn Zeug:innen wie die ehemalige ukrainische Botschafterin Marie Yovanovitch oder die Russlandexpertin Fiona Hill, die im Amtsenthebungsverfahren ausgesagt haben, sagen,
sollten wir das viel ernster nehmen.
Wie gehen Sie selbst mit den Todesdrohungen um, auch als Mutter zweier Kinder?
Sarah Kendzior:
Es ist einfach Teil meines Lebens geworden. Viele schreibende Frauen bekommen Drohungen, meist aus lächerlichen Gründen. St. Louis ist ohnehin eine Stadt mit viel Gewalt.
Die Stadt hält den US-amerikanischen Rekord sowohl an Morden als auch an Geschlechtskrankheiten. In Missouri kann jede:r über 19 Jahren einfach eine Waffe kaufen, ohne Lizenz. Die Mordrate stieg zwischen 2014 und 2016 um 43%.
Sarah Kendzior:
Ich versuche natürlich, mich zu schützen. Mit den Todesdrohungen gegen mich kann ich umgehen; ich habe mir diese Arbeit ausgesucht. Das Schlimmste sind Drohungen gegen meine Familie, meine Kinder. Andererseits: Wenn wir diese Leute in der Regierung nicht loswerden, wenn wir weiterhin eine Mafia-Autokratie aufbauen, bin ich ohnehin nicht sicher. Niemand ist sicher. Also ist es besser, die Wahrheit zu sagen und zu hoffen, dass sie gehört wird, anstatt einfach hier zu sitzen, still zu sein, und darauf zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird. Dieser Weg hat sich nicht als weise erwiesen.
Es war eine bewusste Entscheidung von Ihnen, nach St. Louis, Missouri, zu gehen, während die journalistische Elite meist an den Küsten sitzt. Inwiefern gibt Ihnen das eine andere Perspektive?
Sarah Kendzior:
Diese Medienblasen in New York, Washington und San Francisco, diesen sehr teuren Städten, sind ja relativ neu. Die Medien im ländlichen Teil der USA wurden ausgeweidet und darben. Aber Missouri ist ein guter Staat, um von hier aus die US-Politik zu beobachten, denn Missouri ist traditionell ein Leithammel für die politische Richtung der USA. Mit 2 Ausnahmen haben wir immer den Gewinner der Präsidentschaftswahl ausgesucht, wir waren jedem politischen Trend voraus, in den letzten Jahren auch den negativen Trends: die Wirtschaft, die weiße Mobmentalität, Polizeibrutalität und so weiter. Missouri ist so rassistisch, dass manche Organisationen Schwarze bis heute warnen, hierher zu reisen.
ist 5 Meilen von meinem Haus entfernt. Wir sehen die Dinge meist im Voraus. Ich finde es gut, außerhalb der Blase zu sein.
Lassen Sie uns über Lösungen reden. Liegt die Lösung in der Wahlurne im November?
Sarah Kendzior:
Geht wählen! Aber die US-Amerikaner:innen sollten keine freien und fairen Wahlen erwarten. Wir haben schon 2016 massive Versuche gesehen, die Wahlergebnisse zu beeinflussen, von Wahlunterdrückung seit dem Abschaffen des
bis hin zu ausländischer Einflussnahme unter anderem von Russland. Es wurde nachgewiesen, dass Wahlmaschinen und Datenbanken von Russland gehackt wurden – und wir sollen glauben, die hätten sich da nur eingeschlichen und dann nichts damit angestellt? Wohl kaum, meiner Meinung nach. Deshalb ist das Ergebnis schwer vorauszusagen.
Versuchen Sie es.
Sarah Kendzior:
Was ich sicher sagen kann ist, dass Trump nicht einfach das Amt aufgeben wird, falls er die Wahl verliert. Er wird sagen, dass die Wahl manipuliert war und wird versuchen, an seiner Macht, seinem Geld und seiner Immunität vor Strafverfolgung festzuhalten. Die Zeit von November bis Januar ist die Zeit, um die ich mir am meisten Sorgen mache. Wir werden durch die Hölle gehen. Das wird tatsächlich unberechenbar, ich bin mir nur sicher, dass es schrecklich wird. Die einzige Lösung ist eine extrem hohe Wahlbeteiligung. Wenn es ein Erdrutsch wird, ist es viel schwieriger, die Wahl zu seinen Gunsten zu manipulieren. Aber versuchen wird er es mit allen Mitteln.
Welchen Institutionen vertrauen Sie noch? Wer könnte Teil der Lösung sein?
Sarah Kendzior:
Sagen wir, Joe Biden gewinnt, aber Trump erkennt das Wahlergebnis nicht an. Niemand weiß, wie wir damit umgehen können, weil wir diese Situation noch nie hatten. Aber wir müssen darauf vorbereitet sein. Deshalb beobachte ich genau, wie das Militär auf Trump reagiert. Sie begleiteten ihn zu dem Pressefoto vor der Kirche, für das sie Trump
Dafür haben sie sich inzwischen entschuldigt. Aber ich glaube, das war nur ein Testballon.
Wofür?
Sarah Kendzior:
Trump testet, wer sich ihm gegenüber loyal verhält. Trump hat offen vom Massaker am Tian’anmen-Platz geschwärmt und gesagt, China hätte einfach alle auslöschen sollen. Diese sadistischen Impulse beunruhigen mich. Er schaut, wer vom Militär bei seinen Plänen mitmacht. Er wird versuchen, diejenigen loszuwerden, die sich für das US-amerikanische Volk einsetzen, und sie durch Speichellecker ersetzen. So hat er das beim Außenministerium, beim FBI, im Justizministerium und bei den Richter:innen gemacht.
Aber in Wahrheit ist nicht Trump der Mastermind dahinter, sondern Mitch McConnell, Bill Barr und andere Leute, die viel intelligenter sind als Trump. Also: Alle sollten wählen gehen, aber sich auch auf einen sehr erbitterten Kampf vorbereiten, auf Bestechung, Gewalt und noch mehr finanzielle Katastrophen. Ich hoffe, dass ich falsch liege. Ich hoffe, alles wird gut gehen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die Drahtzieher:innen, die so viel Zeit und Mühe aufbrachten, um Trump ins Amt zu bringen, Joe Biden dann einfach zum Wahlsieg gratulieren. Den Leuten wurden die Scheuklappen von den Augen gezogen. Wer es bisher nicht verstanden hat, versteht es jetzt.