Der Weg zum Frieden ist lang und glanzlos
Auf der Oranienburger Straße in Berlin gibt es eine Bar, in der man für etwa 15 Euro einen »Weltfrieden« kaufen kann. Er wirkt ein paar Stunden. Mit dem echten Weltfrieden ist es eine etwas kompliziertere Sache.
»Was ist das Wichtigste, das unsere Gesellschaft braucht?«, fragt Stan, dessen rot leuchtendes Jackett im Farbenmeer der Cocktailkleider kaum auffällt.
»Härtere Strafen bei Verstößen gegen Bewährungsauflagen«, antwortet Sandra Bullock in der Rolle der FBI-Agentin Gracie Hart. Betretenes Schweigen. Bis »Gracie« es den anderen Bewerberinnen um das »Amt« der Miss America gleichtut und sich zu folgenden Worten durchringt:
»Und Weltfrieden.«
Frenetischer Applaus der Zuschauer auf der Leinwand. Gelächter bei den Zuschauern im Kinosaal: Wie naiv!
»Miss Undercover« heißt die mittelmäßige und gänzlich unpolitische Komödie mit Sandra Bullock in der Hauptrolle, die im Jahr 2000 in den Kinos lief. Erkenntnisgewinn: Auch vor dem 11. September 2001 war der Traum von Weltfrieden blauäugigen Randgruppen vorbehalten. So scheint es.
Inmitten gutgemeinter »Make love not war«-Utopien gerät jedoch schnell in Vergessenheit, dass über den Weltfrieden nicht nur in benebelten Sitzkreisen am Lagerfeuer gefachsimpelt oder gesungen wird. Der folgende Bandwurmsatz etwa ist zwar kein Musterbeispiel für sprachliche Klarheit, hat es aber historisch in sich:
WIR, [SIND] FEST ENTSCHLOSSEN,
künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,
[…]
UND FÜR DIESE ZWECKE
Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben, unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren,
[…]
[UND] HABEN BESCHLOSSEN, IN UNSEREM BEMÜHEN UM DIE ERREICHUNG DIESER ZIELE ZUSAMMENZUWIRKEN.
Dementsprechend errichten [wir] hiermit eine internationale Organisation, die den Namen
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