Wie der Mindestlohn Deutschland verändert
Die Lohnunterschiede in Deutschland werden kleiner. Die EU-Kommission spricht sich jetzt für einen europäischen Mindestlohn aus – und die SPD will sogar noch einen Gang zulegen.
Was ist eine Stunde Arbeit wert? Spätestens seit der Coronapandemie wissen wir: Das ist sehr unterschiedlich – und hat oft wenig mit der sozialen Bedeutung einer Tätigkeit zu
Seit dem 1. Januar 2020 liegt der Mindestlohn bei 9,35 Euro. In den kommenden Jahren wird er weiter steigen, auf 10,45 Euro im Jahr 2022. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) reicht das nicht – er hat sich zuletzt für einen schnelleren und deutlicheren
Ein Grund dafür sind die positiven sozialen und wirtschaftlichen Folgen seit der Einführung des Mindestlohns:
Die Einkommensungleichheit ist erstmals seit Jahren zurückgegangen
Nun zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass die Einkommensungleichheit gesunken ist. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse der
Nun die Trendumkehr: 2018 erzielten Besserverdienende das 3,27-Fache des Bruttostundenverdiensts von Geringverdienenden, während es 2014 noch das 3,48-Fache war. Die viel bemühte Schere zwischen Arm und Reich scheint sich ein kleines Stück zu schließen. Ein Auslöser dieser Entwicklung sei der bundeseinheitliche gesetzliche Mindestlohn, teilt das
Im Osten zeigt sich der Rückgang schlecht bezahlter Jobs besonders deutlich.
Die Statistikbehörde greift bei der Auswertung auf die Bruttostundenlöhne zurück. Das heißt, sie betrachtet nicht, was nach Steuern und Abgaben tatsächlich übrig
Auch der Mindestlohn ist für viele Menschen noch immer
In Ostdeutschland sind es sogar 29,1% der Arbeitskräfte, die dem Niedriglohnsektor zugerechnet werden. Aber: Dieser Anteil lag 2014 noch deutlich höher, und zwar bei 34,5%. Hier zeigt sich, anders als im Rest des Landes, ein deutlicher Rückgang schlecht bezahlter
Leichte Fortschritte bei der Gender-Pay-Gap
Der Mindestlohn trägt also zu einer positiven Einkommensentwicklung bei. Zwar ist die Lohnuntergrenze immer noch zu niedrig, um Menschen von Armut zu befreien. Doch die bisherige Wirkung zeigt, dass der Mindestlohn bestehende soziale Ungleichheiten verringern kann: zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen Armen und Reichen, zwischen Männern und Frauen.
Letzteres belegt auch eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung über die
Im europäischen Vergleich steht Deutschland insgesamt damit weiterhin schlecht da. Innerhalb der EU hat nur Estland einen noch höheren Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen.
Insgesamt zeigt sich in Deutschland aber eine leicht positive Tendenz,
Kommt jetzt die europäische Lösung?
Die positiven Erfahrungen mit dem Mindestlohn tragen nun dazu bei, dass sich die Parteien entschlossener für eine Anhebung einsetzen. Die SPD fordert bereits eine Erhöhung auf 12 Euro. Diese Höhe schlägt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund vor. Die Linke fordert eine sofortige
»Jeder muss Zugang haben zu Mindestlöhnen« – Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission
Der Mindestlohn allein wird das Problem prekärer und ungleich verteilter Arbeit zwar nicht lösen. Doch in den knapp 6 Jahren seit seiner Einführung haben viele Beschäftigte, insbesondere Frauen, davon profitiert. Sie verdienen jetzt mehr und sind besser vor extrem niedrigen Löhnen geschützt. In einer Gesellschaft, die Lebenschancen von den finanziellen Ressourcen einer Person abhängig macht, bedeutet die Auszahlung eines Mindestlohns daher die aktive Bekämpfung sozialer Ungleichheit.
Diese Sicht setzt sich auch auf europäischer Ebene immer weiter durch. Die Erfolge mit dem Mindestlohn,
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Artie Vincent - CC BY-NC-ND 2.0