Dieses Tool sagt dir, wie klimafreundlich dein Mittagessen ist
Treibhausgase sparen beim Mittagessen? Mithilfe des Projekts Klimateller kann jede:r checken, wie viel CO2 von Pasta, Fleisch, Salat und Co. ausgehen. Ein Selbstversuch
Spaghetti Bolognese oder doch besser Ofenkartoffel mit Couscous? Was wir essen, beeinflusst unseren CO2-Fußabdruck maßgeblich. Um genau zu sein, macht der Bereich Ernährung dem Umweltbundesamt zufolge 15% unseres gesamten Treibhausgasausstoßes aus. Höchste Zeit also, genauer hinzuschauen, was wie auf dem Teller landet – und wie viel CO2 dies verursacht.
Einfach möglich macht das der Onlinerechner »Klimateller«, den in Deutschland die beiden Vereine NAHhaft und Greentable betreiben. Mithilfe der
Die Datengrundlage für den Onlinerechner liefert das Schweizer Start-Up Eaternity, das aus dem Umfeld der ETH Zürich entstanden ist. Mitgründer Manuel Klarmann erzählt: Die Gründer:innen wollten nicht warten, bis und ob die Politik ein verbindliches
Vom Acker in die Pfanne
Die mittelgroße Karotte, die ich in die Bolognese raspele, hat im Laufe ihres kurzen Lebens zum Beispiel rund 14 Gramm an
Diese Werte haben verschiedene wissenschaftliche Institute mithilfe sogenannter Lebenszyklusanalysen versucht, möglichst genau zu ermitteln. Eaternity nutzt die bereits vorhandenen Ergebnisse und berechnet einzelne Werte auch selbst. Dann fragen Mitarbeiter:innen relevante Daten bei Landwirt:innen ab, manchmal fahren sie sogar zu den Höfen. Alle Zahlen führt Eaternity zu möglichst fundierten Durchschnittswerten für die einzelnen Lebensmittel zusammen.
Manuel Klarmann erklärt: Laut des aktuellen Berichts des Weltklimarates rüttele es vor allem an der Bilanz, wenn auf dem Acker vorher Bäume gefällt oder Sümpfe trockengelegt wurden und die Flächen somit als Kohlenstoffspeicher verloren gingen. Auch Methangase durch Wiederkäuer, zum Beispiel Kühe, drückten den Treibhauswert mancher Lebensmittel stark in die Höhe. Ein weiterer Treiber: Düngemittel. Und zwar nicht deren Transport, sondern dass sie aufs Feld ausgetragen werden. »Wenn die Sonne draufknallt, verursacht das Lachgas.«
Die exakte Klimabilanz meiner einzelnen Karotte werde ich allerdings wohl nie herausfinden – zu viele komplexe Faktoren spielen eine Rolle. Immerhin vermittelt mir die Klimateller-App ein Gefühl dafür, was ich in meine Mahlzeiten schnipple.
Dinkel-Kichererbseneintopf und Süßkartoffel-Ragout
Durchschnittlich verkochen wir in einem Hauptgericht rund 1,6 Kilogramm an CO2-Äquivalenten. Diesen Durchschnittswert hat Eaternity aus rund 70.000 Gerichten berechnet, die das Start-Up in den vergangenen 3 Jahren bilanziert hat. Die Klimabilanz der Spaghetti Bolognese fällt einen kleinen Tick schlechter aus, sie ist 3% höher. Dabei rechnet die App mit ein, wie nahrhaft eine Speise ist. Schließlich nützt es nichts, Treibhausgase zu sparen, wenn der Magen nach dem Essen immer noch knurrt. Vor allem das Rinderhackfleisch treibt den Wert meines Mittagessens nach oben. Würde ich es durch Grünkern ersetzen, wäre die Klimabilanz 70% besser als die des Durchschnittsgerichts – ein klassischer »Klimateller«, wenn es nach den deutschen App-Betreibern geht. Sie wollen die Idee dahinter öffentlichkeitswirksam vermarkten und schlagen Kantinen und Restaurants vor, Gerichte als »Klimateller« zu bezeichnen, wenn deren Treibhausbilanz mindestens 50% besser ist als die des Durchschnittsgerichts.
Erste Erfahrungen mit dem Klimateller hat die Gastronomie des Studentenwerks Osnabrück gemacht. Auf dem Speiseplan stehen nun mit speziellem Klimateller-Logo ausgezeichnete Gerichte wie Dinkel-Kichererbseneintopf oder Süßkartoffel-Ragout mit Koriander. »Wir wollen dafür sensibilisieren, dass unsere Nahrung Auswirkungen auf die Umwelt hat«, sagt Nathalie Pflaum vom Studentenwerk. »Von Seiten der Gäste wird schon mal kritisch nachgefragt, warum das ein Klimateller ist und wie wir diesen berechnen.« Bisher sei das Konzept gut angenommen worden.
Kleine Kniffe, große Wirkung bei der CO2-Bilanz
Doch was macht eine klimafreundliche Ernährung eigentlich aus? Wer mit der Klimateller-App experimentiert (was zugegebenermaßen etwas umständlich ist, weil jede Zutat einzeln in die App getippt werden muss), entdeckt schnell kleine Kniffe: Rotes Fleisch durch weißes ersetzen etwa. Oder Käse durch pflanzliche Aufstriche, und Butter durch Margarine. Manuel Klarmann sagt sogar: Es sei klimafreundlicher, Avocado aufs Brot zu schmieren als Butter. »Milch- und Fleischersatzprodukte sind 8–9-mal besser als das Original.«
Der
Grundsätzlich gilt: Gut fürs Klima sind pflanzliche, saisonale, regionale und frische Lebensmittel,
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Melissa Walker Horn - CC0 1.0