Wie wichtig sind die USA noch für Deutschland und Europa?
Seit Monaten fiebern wir beim US-Wahlkampf mit, als ginge es um unsere eigene Regierung. Warum eigentlich? Ein Plädoyer für etwas mehr freundschaftliche Distanz
Im Herbst 2020 sind es gefühlt 2 Bedrohungslagen, die auf das kollektive Gemüt drücken. Zum einen das sich rasant verbreitende Coronavirus, zum anderen die mögliche Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Einige Tage vor der Wahl suchten
Eigentlich erstaunlich, immerhin trennen das Weiße Haus in Washington, D.C. und das Berliner Kanzleramt rund 10.000 Kilometer Luftlinie. Und trotzdem fühlt es sich an, als hätte diese Wahl auch für uns, für die Menschen in Deutschland und Europa, enorme Konsequenzen. Dazu trägt die Berichterstattung in den Medien bei, die den Wahlkampf wie ein innenpolitisches Spektakel begleitet. Der Spiegel, noch immer das auflagenstärkste deutsche Nachrichtenmagazin,
Nun sind die USA als größte Volkswirtschaft und Militärmacht nicht nur für Deutschland kein Land wie jedes andere, so viel ist klar. Aber worauf basiert diese Sonderstellung, die in politischen Debatten unter dem bedeutungsschweren Schlagwort »transatlantische Beziehungen« behandelt wird? Wie wichtig sind die USA für Deutschland und Europa wirklich, wie groß sind die Abhängigkeiten – und wäre es nicht an der Zeit für eine grundlegende Neuordnung der Verhältnisse?
Die gemeinsame Geschichte: Von Germantown bis zur deutschen Wiedervereinigung
Die gemeinsame Geschichte beginnt am 6. Juli 1683. An diesem Tag verließ das Segelschiff »Concord« den Hafen von Rotterdam und machte sich auf den Weg, das deutsche Gegenstück zur berühmten
Unter den Reisenden auf der »Concord« waren 13 Familien aus Krefeld, heute bekannt als die »Original 13«. Gelockt hatte sie die Aussicht auf freie Religionsausübung – sie waren Mennoniten, Angehörige eines radikal-reformistischen Glaubens, der in den deutschen Fürstentümern und Königreichen zu dieser Zeit verboten war. Nach 74 Tagen auf See gingen sie im heutigen Philadelphia an der amerikanischen Ostküste von Bord. Ihre Siedlung »Germantown«, noch heute ein Stadtteil Philadelphias, wurde zur ersten deutschen Stadt der USA.
Allein um das Jahr 1850 kamen fast eine Million Deutsche in die Vereinigten Staaten
Fast forward: In den kommenden Jahrhunderten machten sich Millionen Menschen
Um 1900 waren die Deutschen in den USA zahlenmäßig die größte Einwanderungsgruppe.
Dann kam der Erste Weltkrieg und mit ihm das erste große
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