Glückwunsch, du bist nicht coronapositiv! Oder …?
Antigen-Schnelltests sind ähnlich leicht zu handhaben wie Schwangerschaftstests. Doch wirklich sinnvoll sind sie nur in gewissen Situationen.
Unkomplizierte Coronatests für alle, das Ergebnis innerhalb von 48 Stunden im Posteingang: Im Sommer funktionierte diese Strategie in Deutschland relativ gut. Doch mit steigenden Infektionszahlen stießen in einigen Regionen Teststellen, ärztliche Praxen und Labore bereits an ihre Grenzen.
Bis die langersehnten, letzte Woche angekündigten Impfstoffe tatsächlich hergestellt, zugelassen und auf dem Markt sind, dauert es noch mindestens bis Mitte oder Ende Dezember, die ersten großflächigen Impfungen könnten dann im Sommer 2021 stattfinden –
Auch wenn es einen Impfstoff gibt, werden wir noch Tests brauchen.
So lange – und wahrscheinlich auch eine Zeit darüber hinaus – benötigen wir ausreichend Testkapazitäten. Und da im Herbst und Winter zusätzlich die Nase öfter läuft und der Hals vermehrt kratzt, wurde die
Wie funktioniert ein Antigen-Schnelltest?
Bei so vielen verschiedenen medizinischen Begriffen, die derzeit in den Medien kursieren, kann es schnell verwirrend werden. Grundsätzlich gibt es 2 Arten von Virusnachweisen:
- Der direkte Virusnachweis umfasst eine Reihe von Tests, die das Virus direkt in einem Nasen- oder Rachenabstrich nachweisen. Dazu zählen der
- Ein indirekter Virusnachweis zeigt auf, dass eine Person in der Vergangenheit mit einem Virus in Kontakt kam. Dies geschieht zum Beispiel mittels Antikörpertests, die, wie der Name schon verrät, das Blut einer Person auf Antikörper gegen das Virus untersuchen.
Der PCR-Test, der weiterhin der
Der Antigentest hingegen funktioniert etwas anders: Er weist Virusproteine nach. »Ganz genau sind das die Nukleoproteine, die an der Virus-RNA direkt kleben. Sie sind die häufigsten Moleküle innerhalb des Viruspartikels«, erklärt Christian Jassoy. Als Akademischer Leiter für Virologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie in Leipzig wirkte er bereits im Mai
Die Funktionsweise der Schnelltests ähnelt der von Schwangerschaftstests: Nachdem eine Probe mit einem Tupfer aus der Schleimhaut der Nase oder des Rachens entnommen und in einer Flüssigkeit gelöst wurde, wird sie auf einen Teststreifen gegeben. Die Flüssigkeit wandert den Streifen entlang. Sind Antigene in der Probe enthalten, binden sie an die Antikörper im Test, die mit Farbmolekülen markiert sind. Der Teststreifen verfärbt sich und zeigt so eine Infektion an.
Die Schnelltests haben einen zentralen Vorteil: Sie sind schnell und unkompliziert anwendbar. Zwar dürfen sie bisher nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden, doch sind sie einfach vor Ort anzuwenden und sparen so Labor-, Material- und Transportkosten. Das Ergebnis liegt innerhalb von 15–30 Minuten vor.
Wenn PCR-Tests teurer, aufwendiger und zeitintensiver sind, warum kommen nicht einfach nur noch Antigen-Schnelltests zum Einsatz?
Die Antwort ist simpel: PCR-Tests haben sich in der Praxis bewährt und weisen eine höhere Sensitivität auf. Das heißt, sie erkennen Infizierte mit einer größeren Genauigkeit. Doch auch die Antigentests, die den Mindestkriterien des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Paul-Ehrlich-Instituts
»Schnelltests gegen andere Viren, die schon länger auf dem Markt sind, sind selten so gut«, bestätigt Virologe Christian Jassoy.
In diesen Fällen ist der Antigen-Schnelltest sinnvoll
In welchen Situationen sollte also ein Schnelltest durchgeführt werden? »Im Augenblick schlägt der Test besonders sicher an, wenn viel Virus im Rachen und somit in der Probe ist. Und diese Viruskonzentration ist kurz vor Symptombeginn am höchsten«, sagt Jassoy. In dieser Zeit sei eine infizierte Person auch besonders ansteckend. Beginnen die Symptome, nimmt die Viruslast kontinuierlich ab und der Test ist weniger effektiv. Diese Einschätzung deckt sich mit der Empfehlung des Bundesministeriums für Gesundheit,
Konkret sieht die Teststrategie vor, dass die Schnelltests vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen bei Mitarbeiter:innen, Besucher:innen, Patient:innen und Bewohner:innen sowie für Reiserückkehrer:innen großflächig eingesetzt werden. Denkbar ist, dass künftig beispielsweise auch Lehrkräfte regelmäßig getestet werden, um größere Ausbrüche zu vermeiden.
Das ist die Hoffnung. Dass man dadurch zwar nicht jeden Einzelfall verhindern kann, aber in der Fläche dann eben doch viel. Und dass das tatsächlich einen großen Effekt erzielt.
Was bedeutet die neue Teststrategie für mich?
Bei konkreten Verdachtsfällen – also Menschen, die Kontakt zu einer infizierten Person hatten und Symptome entwickeln – gibt es nach wie vor die kostenlosen PCR-Tests. Für alle anderen gilt aktuell: Bei leichten Erkältungssymptomen ohne Kontakt zu einer positiv getesteten Person einfach schonen und zu Hause isolieren. Die Antigen-Schnelltests sind nicht frei in Apotheken erhältlich; bei Onlinehändlern, die die Tests an Privatpersonen verkaufen, ist Vorsicht geboten. Wer sich dennoch auf eigene Kosten testen lassen will, ist bei Hausarzt oder Hausärztin besser
Da der Schnelltest nicht zu 100% verlässlich ist, erlaubt es ein negatives Testergebnis nicht, sich in völliger Sicherheit zu wiegen. Deshalb bleiben auch bei einem negativen Ergebnis die üblichen Schutzmaßnahmen wichtig. Das heißt, wenn du deinen Großvater im Pflegeheim, eine Freundin mit Asthma oder eine andere Person besuchst, die einer Risikogruppe angehört: Nach wie vor Maske tragen, Hände waschen, Abstand halten und
Wer verunsichert ist, kann sich an hausärztliche Praxen wenden oder außerhalb der Sprechstunden an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117. Bei starker Atemnot und anderen Notfällen ist die 112 zuständig.
Wer Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte, wendet sich sowohl ohne als auch mit Symptomen an
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