Warum deine morgendliche Tasse Tee ab sofort ein bisschen gerechter ist
Rooibos, Stevia oder Kakteen: Unternehmen verdienen gut an Pflanzen, die von indigenen Völkern kultiviert wurden. Doch die können künftig am Umsatz mit ihren Kulturgütern teilhaben.
Fast alle haben sie an den Rooibosblättern verdient: In Ländern wie Deutschland sind es die Geschäfte, die sie verkaufen, und die Händler:innen, die sie verpacken und vermarkten. Im Herkunftsland sind es die Verarbeiter:innen, die die Blätter trocknen, fermentieren, entkeimen bis hin zu denjenigen, die die Sträucher pflanzen, pflegen und ernten. 15.000 Tonnen Rooibosblätter bringt das Land Südafrika im Jahr auf den Markt, etwa die Hälfte davon wird exportiert. Doch eine Gruppe profitierte bislang nicht von dem Geschäft, das so 29 Millionen Euro jährlich einspielt: die indigenen Bevölkerungen, auf die der Anbau und die Nutzung der Aspalanthus Linearis, so der lateinische Name des Rooibos, ursprünglich zurückzuführen ist.
Doch das wird sich nun ändern.
Noch bevor niederländische und britische Kolonisator:innen in die Region kamen, haben die Völker San und Khoi die giftgrünen, nadelförmigen Blätter der hüfthohen Sträucher zu nutzen gewusst. »Erbe ist wahrlich der größte Besitz der San«, formuliert es Collin Louw, der Vorsitzende des südafrikanischen San Council. »Erbe heißt nicht nur unsere Kultur, unsere Tänze, Geschichten, sondern auch das traditionelle Wissen, das über Jahrtausende weitergegeben wurde.«
So äußerte sich Louw am 1. November 2019 vor Gästen, die zur Unterzeichnung eines Abkommens geladen waren, das eine neue Ära des fairen Wirtschaftens einleiten soll. Die Völker der San und Khoi einigten sich mit dem Rooibos Council, dem Industrieverband der Rooibosproduzenten, auf ein sogenanntes Benefit Sharing Agreement. 1,5% aller Einnahmen aus dem Verkauf der Rooibosblätter sollen künftig an die indigenen Völker gehen. In den kommenden Monaten wird es zur ersten Auszahlung kommen.
Titelbild: Olena Sergienko - CC0 1.0