9 Gründe, warum das Jahr nicht so sch*** war, wie alle sagen
Wir haben uns gefragt: Was ist jetzt besser als noch vor einem Jahr?
Unsere spontane Antwort: die Idee Perspective Daily. Nicht das Erreichen des Crowdfunding-Ziels oder unsere journalistische Arbeit, sondern der Gedanke, dass aus einer Idee ein echtes Online-Medium geworden ist.
Zu Beginn gab es nur einen flüchtigen Gedanken am Küchentisch. Der eine führt zum nächsten und die ersten Handlungen beginnen. Bis 12.000 Menschen, so viel wie die Einwohner einer Kleinstadt, an diese Idee glauben und
Die vielen Themen unter einen Hut zu bekommen, ist eine der größten Herausforderungen unserer täglichen redaktionellen Arbeit. Auch deswegen sind wir noch einmal in uns gegangen und haben in der Themenschublade gekramt, was uns 2016 inspiriert hat.
Hier das Ergebnis: 9 Dinge, die nach 2016 besser sind als zuvor.
Auf der Überholspur zum Fahrradgesetz – Nikola Schmidt
Vergangenen März, ich hatte gerade einmal wieder radelnd mein Leben auf den Berliner Straßen riskiert, sprang mir folgendes Streitgespräch aus der Beilage Radzeit meiner Sonntagszeitung ins Auge:
Die Forderungen der Initiatoren:
Dann begann das schnellste Volksbegehren, das die Stadt je gesehen hat.
Was lernen wir daraus? Wenn die Zeit reif ist, kann Politik sehr schnell gehen – auch Politik von unten. Es braucht nur engagierte Menschen, die sich gut organisieren. Und natürlich: Volksentscheide.
Wenn aus Feinden Freunde werden: Kuba & die USA – Frederik v. Paepcke
»Gehe nach Kuba, solange es noch so ist, wie es ist!« Diesen Rat hörte ich oft, als ich im Jahr 2014 überlegte, welches Ziel ich für meine geplante Fernreise wählen sollte. Es war ein guter Ratschlag:
Der Grund dafür: Barack Obama. Im März 2016 besuchte er nach 88 Jahren als erster US-Präsident Kuba. Ein Symbol für das Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen der Supermacht USA und dem ehemaligen sozialistischen Klassenfeind, der weder durch
Es lässt sich noch nicht sicher sagen, inwiefern diese Entwicklung der dauerschwachen Wirtschaft Kubas zu notwendigem Wachstum verhilft (vom Tourismus, insbesondere aus den USA einmal abgesehen). Sicher ist aber zumindest eines: Auch ein Konflikt, der schon über ein halbes Jahrhundert dauert, lässt sich lösen. Ein kräftiges Signal dafür, trotz aller Schwierigkeiten weiter diplomatisch
Die anonyme Internet-Polizei räumt auf – David Ehl
Das ganze Internet ist voller Fake News. Das ganze Internet? Nein! Eine von unbeugsamen Galliern moderierte Facebook-Seite hört nicht auf, Richtigstellungen zu posten. Kurzer Rückblick: 2008, Finanzkrise. Unzählige Anleger verlieren ihre Ersparnisse, während sich die Verantwortlichen davonstehlen. Die Geburtsstunde der linken, antikapitalistischen »Anonymous«-Bewegung,
Dem deutschen Ableger »Anonymous.Kollektiv« passierte jedoch das, was einem nicht-hierarchischen, anonymen Netzwerk jederzeit droht: Es wurde gekapert. Im Jahr 2015, als so viele Geflüchtete wie nie zuvor nach Deutschland kamen,
Im Mai 2015 wollte ein junger Erwachsener dabei nicht länger zusehen. Er holte sich Unterstützung,
Dem Diesel geht der Sprit aus – Peter Dörrie
Für Verbrennungsmotoren war 2016 kein besonders gutes Jahr – umso mehr Grund zur Freude haben unsere Lungen. Denn sowohl politisch als auch technologisch wurden dieses Jahr die Weichen gestellt, um schmutzige Dieselautos zeitnah durch saubere Elektroautos zu ersetzen.
Mexiko, Paris, Madrid und Athen:
Und wer daran zweifelt, dass die letzte Stunde des Verbrennungsmotors geschlagen hat, dem sei ein Blick nach China empfohlen:
Ich bin dann mal schwarz/rot/grün – Felix Austen
Die Irrungen und Wirrungen des Jahres 2016 haben uns politischer gemacht. Davon bin ich überzeugt. Ich beobachte das unter Freunden, Kollegen und Fremden: Es wird wieder mehr über Politik gesprochen. Ich sehe mehr Mut, wichtige, grundsätzliche Fragen zu stellen. Wir merken, dass es an uns ist, die Stimme zu erheben, wenn es kein anderer macht.
Ein paar Zahlen, die meine These bestätigen: Bei allen Landtagswahlen 2016 stieg die Wahlbeteiligung. SPD, Grüne und Linke verzeichneten allesamt Anstiege bei der Anzahl neuer Mitglieder,
Auch ich bin 2016 in eine Partei eingetreten. Wie viele Menschen auf der ganzen Welt, hat auch mich die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mit offenem Mund vor dem Bildschirm zurückgelassen.
Aus den vielen Fragezeichen – Was passiert da mit unserer Demokratie? Was haben wir falsch gemacht? Was können wir tun? – hat sich für mich ein deutliches Ausrufezeichen herausgeschält: Wir müssen etwas tun! Aktiv werden!
Mit diesem Gefühl bin ich nicht allein – ein gutes Zeichen, wie ich finde.
Wenn China Donald Trump die Welt erklärt – Han Langeslag
Auch wenn Trump seitdem mehrfach gesagt hat, der Tweet sei ein Witz gewesen, ist seine Position beim Thema Klimawandel unklar. Egal, ob er an die wissenschaftliche Realität »glaubt« oder nicht: Seine Aussagen über eine
Zum Vergleich: Obama traf bereits 2014 im Vorlauf zum Pariser Klima-Deal
China zeigt so als weltgrößter Emittent von CO2, dass es mehr Interesse an einer sicheren Zukunft für die Menschheit hat als der frisch gewählte US-Präsident. Auch wenn die weltweit geplanten Klimamaßnahmen noch lange nicht ausreichen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit das 2-Grad-Limit einzuhalten,
»Nein heißt Nein«, jetzt auch im Libanon – Juliane Metzker
Als der libanesische Ministerpräsident
Ihr Protest richtete sich gegen Artikel 522 im Strafgesetzbuch des Libanons: Wenn ein Mann eine Frau vergewaltigt, kann er sie heiraten und entgeht so einem Strafverfahren.
Wie viele Frauen im Libanon bereits ihren Peiniger ehelichen mussten, sei nicht statistisch erfasst. Das sagt die Nichtregierungsorganisation
Der Protest ist Teil einer erstarkenden Frauenbewegung im Libanon, die ihre Stimme für mehr Gleichberechtigung erhebt. Libanesische Frauenrechtlerinnen
Zu schön, um wahr zu sein? Yes, Men! – Maren Urner
Shell hat eingesehen: Nach Öl zu bohren, muss ein Ende haben. Der Chemie-Riese
Das ist natürlich Quatsch. Wer das Aktivisten-Duo »The Yes Men« kennt, weiß, dass Jacques Servin und Igor Vamos eine blühende Fantasie haben. Sie geben sich häufig als Vertreter großer Unternehmen aus und
Dabei geht es nicht um schnelle Lacher, sondern um die großen Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, Ungerechtigkeit und Menschenrechte. Besonders ist mir folgende Aktion in Erinnerung geblieben: Gemeinsam mit einem Team aus Unterstützern druckten die beiden vor einigen Jahren 100.000 Kopien einer
Die Reaktionen, die das Kamerateam in der morgendlichen Rush-Hour einfängt, bewegen nicht nur die beiden Aktivisten. Eine junge Frau sagt: »Es ist zu schön, um wahr zu sein. – Aber es ist nicht unmöglich.« Eine andere: »Es ist, als ob du aufwachst und all die Dinge, die du dir immer gewünscht hast, stehen in der Zeitung.«
Der Funken der Yes Men ist übergesprungen: Lasst uns dafür sorgen, dass diese Überschriften wahr werden!
Was hat das mit 2016 zu tun?
Learning by Laughing – Dirk Walbrühl
Seit bald 3 Jahren erklärt John Oliver jeden Montag in seiner Sendung
Irgendwo zwischen Satire, Kommentar und Wochen-Nachrichten greift die Show oft Themen auf, die sonst wenig Aufmerksamkeit erhalten – und wenn, dann nicht in der Tiefe. Wie gut – oder schlecht – sind zum Beispiel die
Vielleicht liegt ein Teil des Erfolgs von Last Week Tonight auch in der Herangehensweise: John Oliver endet nicht bei der Problembeschreibung, sondern stellt häufig konkrete Handlungsoptionen vor. Wenn es nach mir ginge, könnten sich deutsche Formate gern eine große Schreibe davon abschneiden.
Mit Illustrationen von Lucia Zamolo für Perspective Daily