Warum du alle Prognosen für 2021 getrost vergessen kannst
Was uns ein alter Militärstratege und eine misslungene Gehirnoperation über die Grenzen des Vorhersehbaren lehren.
Während sich dieses merkwürdige Jahr dem Ende zuneigt, blätterte ich kürzlich durch ein Sonderheft, das der Focus Ende 2019 zusammen mit dem Economist veröffentlicht hat. »Die Welt 2020«, heißt es auf dem Cover. Darin treffen allerlei Expert:innen Prognosen für das Jahr 2020. Mit heutigem Blick wirkt das meiste davon ein wenig albern.
Noch vor einem Jahr verlor niemand auch nur ein Wort darüber, dass eine Pandemie die Vorhersagen zum Wirtschaftswachstum, die Chinapolitik oder die Produktionszahlen der Automobilindustrie komplett über den Haufen werfen könnte. All diese Prognosen mögen unterhaltsam sein – viel mehr aber auch nicht.
Ob Coronapandemie, die Wirtschaftskrise 2008, die Erfindung des Internets oder der Zweite Weltkrieg: Ereignisse, die die Welt von Grund auf verändern, sind von Natur aus unvorhersehbar. Von einigen wissen wir, dass sie eintreten können – andere wiederum kommen komplett aus dem Nichts.
Als ich also durch das erst 12 Monate alte, aber längst nicht mehr aktuelle Heftchen blätterte, fragte ich mich, ob sich diese Expert:innen eigentlich darüber im Klaren sind, was sie alles nicht wissen. Ich erinnerte mich an eine witzige, kurze Geschichte, die vor fast 20 Jahren die Runde durch das frühe Internet und die Medien machte. Sie entsprang einem solchen Moment, der den Verlauf der Geschichte veränderte.
Es gibt bekanntes Bekanntes; es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt: Das heißt, wir wissen, es gibt Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte – Dinge also, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.