Wenn der Kampf gegen Corona zum Wettbewerb wird, verlieren wir alle
Auf welchem Platz liegt Deutschland bei der Impfquote? Welches Land hat die höchste Inzidenz? Steuern Demokratien besser durch die Krise? Alles zweitrangig.
Das Turnier ist noch längst nicht vorbei, doch die Spekulationen darüber, wer am Ende auf dem Treppchen ganz oben steht, sind in vollem Gange. Sind es die Teams, die von Frauen angeführt werden? Diejenigen, die eine demokratische Kultur pflegen? Oder doch jene, in denen ein Kapitän klar und unerbittlich die Richtung vorgibt? Manche haben sich auch voreilig selbst zum Gewinner erklärt, wurden unvorsichtig und machten Fehler. Sieg verspielt.
In mancher Hinsicht gleicht es einer Fußballweltmeisterschaft, wie über die Pandemie gesprochen wird. Der Vergleich klingt in manchen Ohren sicher geschmacklos. Das finde ich auch – genau deshalb schreibe ich diesen Text.
Der Kampf gegen das Coronavirus sollte kein Wettbewerb, sondern eine gemeinsame Anstrengung sein, eigentlich wissen wir das längst. Solidarisches Handeln drückt die Fallzahlen, entlastet das Gesundheitssystem, macht Nachbarinnen und Kollegen happy. Und doch begleitet uns seit Beginn der Pandemie dieses laute Hintergrundrauschen, das an einen aufgeregten Radiokommentator bei Fußballspielen erinnert: ein ständiger Vergleich von Infektionszahlen, Inzidenzwerten, Todesfällen, zuletzt
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily