Das bringen die neuen Corona-Schnelltests
Seit dieser Woche sollen kostenlose Schnelltests helfen, die Pandemie zu kontrollieren. Zusätzlich gibt es günstige Tests in Discountern und Drogerien. Was nützen sie und wo hakt es noch?
Kostenlose Corona-Schnelltests für alle – so lautet das Versprechen der Bundesregierung, das von dieser Woche an eingelöst werden soll. Alle, die das möchten, sollen sich nun einmal pro Woche kostenlos mit einem Antigen-Schnelltest auf eine Corona-Infektion untersuchen lassen können. Genug Tests dafür seien vorhanden, 150 Millionen Stück lägen laut den Herstellerfirmen in den Lagern bereit und könnten direkt geliefert werden, schreibt das Bundesgesundheitsministerium.
Neben diesen kostenlosen Tests, die bei Ärzt:innen, in Teststellen oder Apotheken durchgeführt werden sollen, gibt es vergleichsweise günstige Tests in Discountern und Drogeriemärkten, die jede:r selbst bei sich zu Hause durchführen kann.
Kostenlose Schnelltests gelten als wichtiger Baustein bei der Pandemiebekämpfung. Bisher wurden sie vor allem bei Besucher:innen von Krankenhäusern und Pflegeheimen eingesetzt. Wer sich abseits davon testen lassen wollte, musste zahlen:
Das könnte die Ankündigung der Bundesregierung nun ändern. Gleichzeitig wirft sie jedoch einige Fragen auf: Wo genau soll es die Tests geben? Was ist der Unterschied zwischen den Selbsttests fürs Wohnzimmer und denen, die man bei den verschiedenen Teststellen machen kann? Und wie sicher sind sie?
Funktionieren Selbsttests aus Drogerie und Discounter anders als die Schnelltests vom Profi?
Sowohl bei den Selbsttests fürs Wohnzimmer als auch bei den Tests, die kostenlos von Fachleuten durchgeführt werden sollen, handelt es sich um Antigen-Schnelltests.
Diese Tests weisen Virusproteine nach und ähneln in ihrer Funktionsweise einem Schwangerschaftstest: Nachdem eine Probe mit einem Tupfer aus der Schleimhaut der Nase oder des Rachens entnommen und in einer Flüssigkeit gelöst wurde, wird sie auf einen Teststreifen gegeben.
Die grundsätzliche Funktionsweise der beiden Tests unterscheidet sich nicht.
Nur aus der vorderen Nase bitte: Wie wird der Selbsttest fürs Wohnzimmer durchgeführt?
Zunächst waren Antigentests generell nur für die Durchführung durch Fachkräfte zugelassen, weil nicht klar war, ob Laien dazu in der Lage sind, sie korrekt anzuwenden. Mittlerweile gibt es aber einige Tests, die sich relativ einfach durchführen lassen.
- Nase schnäuzen, dann mit dem beigelegten Tupfer einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nehmen.
- Den Abstrichtupfer in ein Röhrchen mit Flüssigkeit (im Paket enthalten) 5-mal drehen und eine Minute stehen lassen.
- Dann 2–3 Tropfen der Flüssigkeit auf die markierte Stelle im Test geben.
- 15 Minuten warten – ist dann ein zweiter Strich zu sehen, ist er positiv. Die Zeit sollte dabei unbedingt eingehalten werden.
Das klingt simpel und ist es scheinbar auch.
Damit die Schnelltests an Laien verkauft werden dürfen, benötigen sie eine spezielle Zulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM). Wer sie im Discounter kauft, kann sicher sein, dass sie eine solche Zulassung haben.
Bei Bestellungen im Internet kann sich ein genauerer Blick lohnen.
Wie läuft der Schnelltest vom Profi?
Wo gibt es die Tests?
Es kommt darauf an, ob es sich um einen Schnelltest handelt, der durch Fachleute durchgeführt wird, oder einen Schnelltest für Laien:
1. Die Discounter-Schnelltests: Das Testlabor fürs Wohnzimmer, nur solange der Vorrat reicht
Verkauft werden sollen die Tests unter anderem in Discountern, Drogeriemärkten und Apotheken. Einige lassen sich auch online direkt beim Hersteller bestellen, sind dort aber meist deutlich teurer. Der Discounter Aldi hat den Verkauf der Tests bereits am Wochenende begonnen. Am Samstag gab es die Tests hier erstmals im Angebot – allerdings nur in sehr begrenzter Stückzahl, wie ich selbst feststellen musste.
Für die Recherche dieses Artikels wollte ich mir eines der 5er-Pakete für 25 Euro sichern und genauer unter die Lupe nehmen. Deshalb machte ich mich am Samstagmorgen auf den Weg zum Discounter. Um kurz vor 7 stand ich in einer Schlange auf dem Parkplatz. Vor mir warteten 12 weitere Personen darauf, dass der Laden öffnete. Weniger, als ich erwartet hatte. Ich war also optimistisch, ein Paket zu bekommen. Doch als ich mich wenige Minuten später an der Kasse einreihte, waren die Tests schon ausverkauft. »Ich sollte es eigentlich nicht sagen, aber wir hatten nur 10 Pakete im Verkauf«, erklärte mir die Kassiererin. Ähnlich lief es in vielen anderen Städten.
Neben Aldi hatte auch Lidl am Samstag bereits Tests im Angebot – allerdings nur online. Nach meinem Fehlversuch bei Aldi konnte ich hier ein 5er-Pack bestellen, auch für knapp 25 Euro. Angegeben hat Lidl die Lieferzeit mit 4 Tagen – und bereits im nächsten Satz mögliche Lieferverzögerungen prophezeit. Im Laufe des Samstags brachen die Server zusammen, mittlerweile ist der Test nicht mehr erhältlich.
Bis die günstigen Selbsttests wirklich für die breite Masse verfügbar sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Einige Geschäfte rechnen damit, sie im Laufe der Woche wieder anbieten zu können – wie viele das sein werden, ist allerdings unklar. Auch Drogeriemärkte und weitere Discounter wollen so bald wie möglich in den Verkauf einsteigen, dm und Rossmann haben etwa den heutigen 9. März als Verkaufsstart angekündigt. Vorausgesetzt, die Hersteller halten die Liefertermine ein.
2. Der Schnelltest vom Profi: Ahnungslosigkeit und aus dem Boden gestampfte Testzentren
Wann und wo es die kostenlosen Schnelltests vom Profi gibt, ist nicht so einfach zu beantworten. Laut Bundesgesundheitsministerium soll es zwar in dieser Woche losgehen, doch nicht alle waren darauf vorbereitet. Vielerorts müssen Tests noch bestellt und Abläufe organisiert werden. Durchgeführt werden sollen die Tests unter anderem in Apotheken, in hausärztlichen Praxen und Testzentren. Meine Hausärztin weiß allerdings noch gar nichts davon, als ich sie am Montag anrufe und nach einem kostenlosen Test-Termin frage.
Woran liegt das? Der Bund habe dafür gesorgt, dass die Tests verfügbar sind, für die Organisation seien aber die Länder zuständig,
Während einige Landkreise und Städte nun in Eigenregie Testungen organisieren,
Wer mehr darüber erfahren will, wie die Bedingungen in seiner Stadt sind, dem bleibt gerade nichts anderes übrig, als sich über die Situation zu erkundigen. Ansprechpartner:innen können beispielsweise Testzentren, Hausärzt:innen, Apotheken oder Gesundheitsämter sein. Jemanden zu finden, der jetzt schon einen kostenlosen Test anbietet, ist in den meisten Fällen gerade aber wohl eher noch Glückssache.
Wie sicher sind die Test-Ergebnisse?
Grundsätzlich sind Antigen-Schnelltests weniger genau als die PCR-Labortests, die weiterhin als Goldstandard gelten und bei einem konkreten Infektionsverdacht angewandt werden sollten. Die Antigentests können zusätzlich helfen, Infektionen zu erkennen, die sonst unentdeckt geblieben wären. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist es wichtig, Folgendes zu beachten:
- Positive Ergebnisse durch PCR-Test bestätigen: Jeder positive Antigen-Schnelltest sollte durch einen Labortest überprüft werden. »Ein positives Ergebnis mit einem geeigneten Antigentest stellt zunächst einen Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion dar. Es ist jedoch noch keine Diagnose«,
- Negative Ergebnisse geben keine absolute Sicherheit: Sie schließen eine SARS-CoV-2-Infektion nicht aus, machen es aber weniger wahrscheinlich, zum Zeitpunkt der Testung für andere Menschen ansteckend zu sein. Ein negatives Testergebnis ist zeitlich begrenzt und kann schon am nächsten Tag ganz anders ausfallen. Der Test schlägt nämlich nur an, wenn die Viruslast im Nasen- und Rachenraum hoch genug ist – und das kann sich bei einer infizierten Person von einem auf den anderen Tag ändern. Deshalb ist es wichtig, trotz negativem Testergebnis weiterhin alle AHA+L-Regeln einzuhalten.
- Die Wahrscheinlichkeit für falsche Testergebnisse variiert: Sie lässt sich anhand von 2 Werten ablesen, der Sensitivität und der Spezifität. Die Sensitivität muss für die Zulassung bei über 80% liegen, das heißt mehr als 80% der Infizierten unter den Getesteten müssen auch als solche erkannt werden. Das heißt aber auch: Bei einer Sensititvität von 80% würde der Test 20% der Infizierten in der Testgruppe übersehen. In der Realität sind viele Tests allerdings genauer. Die Spezifität der Test muss für eine Zulassung mehr als 97% betragen, das heißt 97% der nicht-Infizierten, die sich testen lassen, müssen auch ein negatives Ergebnis erhalten. Weniger als 3% dürfen ein falsch-positives Ergebnis erhalten. Wie aussagekräftig ein einzelnes Testergebnis letztendlich ist, hängt aber auch von den realen Infektionszahlen ab. Das Robert Koch-Institut veranschaulicht hier, wie sich Testergebnisse je nach Infektionslage interpretieren lassen.
Trotz der Unsicherheiten können die Tests einen großen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten. Ihr besonderer Vorteil: Sie erkennen Infizierte schon vor Symptombeginn, genau dann ist die Viruslast im Rachen- und Nasenraum nämlich am höchsten. Wer sich nach einem positiven Antigentest bis zum Ergebnis des Labortests isoliert, kann so einige Ansteckungen verhindern. Besonders mit den Selbsttests fürs Wohnzimmer geht damit allerdings auch eine gewisse Eigenverantwortung einher.
Wie nützlich sind die Schnelltests?
Ihren vollen Nutzen entfalten die Tests dann, wenn sie regelmäßig und flächendeckend eingesetzt werden. Je nach Inzidenzwert und Personengruppe etwa 1–2 Tests pro Woche schlägt beispielsweise der Thinktank RapidTests vor.
So wie es aktuell läuft, sind wir davon noch weit entfernt. Kostenlose Tests sind stellenweise noch gar nicht verfügbar, die Tests aus Drogeriemärkten und Discountern kommen nur für Menschen infrage, die sie sich leisten können. 25 Euro für 5 Tests erscheint zunächst als ein fairer Preis, wenn man es mit bisherigen Angeboten
Müsste ich aber nicht nur mich selbst, sondern eine 5-köpfige Familie testen, könnte ich für 25 Euro jedes Familienmitglied ein einziges Mal kontrollieren. Der Effekt einer solchen einmaligen Testung wäre zweifelhaft. Würde ich mich mit meiner 5-köpfigen Familie regelmäßig mit Discounter-Tests testen wollen, müsste ich dafür 100–200 Euro einplanen – vorausgesetzt, ich komme überhaupt an die günstigen Tests.
Dass es überhaupt zuverlässige Schnelltests gibt, ist ein Fortschritt, und jeder Test ist besser als keiner. Doch in einem nächsten Schritt muss nun sichergestellt werden, dass auch wirklich alle, die es wollen, einen kostenlosen Test bekommen. Nur dann kann die Strategie einen positiven Effekt auf die Pandemie haben.
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Titelbild: Tim Reckmann - CC BY 3.0